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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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und die schrecklichen Schmerzen, die in zitternden Wellen über sie hinwegliefen, ließen sie keuchend nach Luft ringen. Sie hörte das Reißen von Stoff und spürte festen Druck, der ihr pochendes Bein umspannte. Dann wurde sie hochgehoben, und ihr Kopf sank wie von selbst an die breite vertraute Schulter.
    »Es tut mir leid«, wisperte sie kaum hörbar. »Ich wollte nicht, dass Ihr mich findet, aber ... Ich war so feige. Ich hab’ darum gebetet!«
    »Schscht! Kein Wort, wir müssen sehen, dass wir aus diesem Rattennest kommen. Du brauchst einen Medicus, der deine Wunde versorgt!«
    »Messire? Messire, seid Ihr da unten?« Eine gedämpfte Jungenstimme klang durch die halb offene Tür, und Jannik de Morvan fluchte erneut.
    »Zum Henker, hab’ ich dir nicht gesagt, du sollst draußen bleiben? Muss ich denn auf zwei Grünschnäbel aufpassen, die ...«
    »Sie sind fort, Messire!« Erwann trampelte eine steile Stiege hinab und hielt eine Fackel hoch. »Sie sind zum Fluss und in ein Boot, als wäre der Leibhaftige hinter ihnen her. Höchstens drei Männer, so weit ich das sehen konnte! Ich dachte mir, es ist besser, erst nach Euch ... Heilige Mutter Gottes, diese Schweine!«
    Letzteres galt dem Anblick Tiphanies, die im Schein des flackernden Lichtes totenbleich aussah und einem Schlachtopfer glich. Ihr schmerzverzerrtes Gesicht, die geschlossenen Augen und die bebenden Lippen taten ein übriges, damit der Page erschrocken zurückwich und Marron trat, der seinerseits gequält aufjaulte.
    »Was haben sie mit ihr gemacht?«, wisperte er tonlos.
    »Das erfahren wir noch früh genug, jetzt braucht sie einen geschickten Medicus!«, entgegnete sein Herr schroff. Er deutete mit einer Kopfbewegung auf die Fackel. »Leuchte mir und pass um Himmels willen auf, dass du nicht über den Hund fällst!«
    Die Einzelheiten verschwammen vor Tiphanies Augen und wurden zu einem Feuerball aus Hitze und Schmerz. Ihr ganzer Körper glühte und pochte. Sicher träumte sie nur, dass sie in Janniks Armen lag und von ihm davongetragen wurde. Auch das leise Jaulen und die raue Hundezunge, die über ihre Hand leckte, waren nur ein dummer Wahn. Oder war sie endlich tot? Nur in jenem düsteren Reich der Schatten konnte Marron an ihrer Seite sein. Lieber guter Marron, der sein Leben für sie gegeben hatte.
    »Heiliger Sankt Damian, wer hat das Mädel derart zugerichtet? Ein so hübsches, zartes Ding ...«
    »Ich bezahle Euch nicht fürs Reden, sondern fürs Handeln. Kümmert Euch um ihre Wunden!«
    »Je, nun, Geduld, Geduld, Messire! Das dort oben sind nur harmlose Kratzer. Mit dem richtigen Balsam darauf wird keine Narbe die Schönheit der Kleinen verunstalten. Aber der Messerstich im Oberschenkel ist komplizierter. Da kommt’s darauf an, ob eine lebenswichtige Verbindung durchschnitten wurde ...«
    Die Stimmen tanzten auf- und abschwellend am Rande ihres Bewusstseins. Ungeduldige Männersätze. Männerflüche. Kühles, feuchtes Leinen auf ihrer Schulter. Das Brennen ließ nach und wurde erträglicher. Hände an ihrem Bein, auf ihrer Haut. Etwas unerträglich Heißes, das noch die Hitze des Schmerzes übertraf und sie von neuem in die Finsternis warf, wo sie nichts mehr fühlte und hörte ...
    Raue, feuchte, vertraute Wärme fuhr über ihre Hände. Dann, der sanfte Stoß einer ungewohnt warmen Tierschnauze. Viel zu warm! Tiphanie riss mit einem Ruck die Lider auf und versuchte, sich in den Wirbeln aus Licht und Formen zurechtzufinden.
    Ein fremdes Antlitz kristallisierte sich heraus. Tieftraurige, melancholische Züge unter hängenden dunklen Brauen. Eine Nase wie ein Adlerschnabel und schmale Lippen, die sich zu einem anerkennenden Lächeln verzogen. Die schwarzen Augen indes behielten ihre Schwermut, als gäbe es keinen Funken Freude mehr, der sie berühren könne.
    »Wie schön, dass Ihr wieder unter uns weilt, Kindchen! Nein, bleibt liegen, Ihr habt schrecklich viel Blut verloren, und Ihr müsst Euch so schwach fühlen wie ein Neugeborenes ... Je, nun! Grässliches Untier, willst du wohl endlich Ruhe geben! Deine Herrin wird gesund, und du wirst es auch, wenn du endlich aufhörst, dich in diesem sinnlosen Gezappel zu überanstrengen!«
    Tiphanies Blick wanderte zur Seite. Sie stellte fest, dass sie in einem geschnitzten Schrankbett lag, auf weißem Leinen, von leichten Decken gewärmt und in ein fremdes Hemd gehüllt, das nach Kampfer roch. Dort, wo ihre rechte Hand auf dem Laken ruhte, befand sich ein seltsames Gebilde aus Weiß und Schwarz.

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