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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Hänfling in jene alberne Schablone der adeligen Gans pressen, die er aus eigenem Erfahren verabscheuen gelernt hatte. Sie würde nicht ruhen, bis sie aus dem klaren, bezaubernden Diamanten eines jener dummen kleinen Schmuckstücke gemacht hatte, die um die Herzogin zwitscherten und nur eines im Sinn hatten: einen Gatten zu finden, den sie mit ihren Launen tyrannisieren konnten. Hatte er es nicht tragisch genug am eigenen Leib erfahren? O nein, er würde es nicht zulassen, dass Tiphanie diesen Weg ging.
    »Es gehört sich nicht, dass Ihr Euch um sie kümmert«, sagte die Nobeldame und schoss damit prompt den nächsten vergifteten Pfeil ab. »Ihr seid weder mit ihr verwandt, noch seid Ihr an sie gebunden.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass Euch das bisher gestört hätte.«
    »Ihr wisst genau, warum. Bisher war sie ein liebreizendes Nichts. Ein kleines Ding, das einer Freundin von mir glich und das ich deswegen gern in meiner Gesellschaft hatte. Nun haben sich die Dinge geändert ...«
    »Inwiefern?«
    »Ist Euch nicht klar, wie groß das Lehen von Kelén einmal war? Welcher Reichtum an Wäldern, Ortschaften und Weilern unter diesem Namen vereint wurde? Ganz zu schweigen von einer Reihe höchst einträglicher Salzsümpfe. Wenn alles mit gerechten Dingen zugeht, gehört dieses immense Vermögen Tristane! Diese unglaubliche Mitgift würde jeden Makel in ihrer Vergangenheit aufwiegen, ganz zu schweigen von ...«
    »Dann schweigt!«, donnerte der Ritter und knallte seinen Weinbecher auf den Tisch, dass der Rest über die polierte Platte spritzte. »Könnt Ihr denn nie die Person, die Seele eines Menschen sehen? Besteht ein jeder für Euch nur aus Titel, Namen und Vermögen?«
    »Ihr vergesst Euch, Jannik!«
    Ja, das tat er wirklich, und deswegen schwieg er ebenso abrupt, wie er in Wut ausgebrochen war. Was hatte es für einen Sinn, dieser alten Edeldame ihre Fehler vorzuwerfen? Er würde sie nicht mehr ändern. Er konnte nur verhindern, dass sie Tiphanie veränderte! Und, bei Gott, das würde er tun, so wahr er den Schwur eines Ritters getan hatte, die Unschuldigen zu schützen.
    »Verzeiht!« Er verneigte sich knapp und wandte sich zur Tür. »Es lag nicht in meiner Absicht, Euch zu kränken. Es muss ein jeder die Dinge nach seiner eigenen Denkweise regeln. Gehabt Euch wohl, ich bin zum Rat des Herzogs geladen!«
    »Und wann wird ...«
    Marthe de Branzel brach ab, weil bereits die Tür klappte. Von ihrem Neffen würde sie nicht erfahren, wann Tiphanie zurückkam, das stand fest.
    Er hatte sich verändert. Sie spürte es seit geraumer Zeit, und fast sehnte sie sich nach den Tagen zurück, als er noch ein schweigsamer Schatten gewesen war, der keine eigene Initiative bei Hofe ergriff und es ihr überließ, die Ehre des Hauses Morvan zu mehren. Was war geschehen, dass er sich plötzlich für mehr als Schlachtfelder und die Pläne des Herzogs interessierte?
    Sein Wandel komplizierte ihre Pläne, aber sie zweifelte nicht daran, dass ihr am Ende alles gelingen würde. Sie hatte eine mächtige Verbündete auf ihrer Seite. Es würde leicht sein, die Herzogin, die ihrem Mann sehr zugetan war, ein wenig zu manipulieren. Sie vertraute ihrem Gatten, aber sie war klug genug, die Zahl der hübschen Damen, die unmittelbar unter seiner Nase paradierten, zu begrenzen. Besonders wenn es um eine ging, die Jean de Montfort ohnehin schon durch seine Gnade ausgezeichnet hatte.
    Dame Marthe griff nach dem silbernen Glöckchen, mit dem sie normalerweise ihre Kammerfrau herbeirief. Aber dann entschied sie sich anders. Seit Jannik Amandine aus ihrem Haushalt entfernt hatte, wechselten sich eine Reihe von Mägden in diesem Dienst ab, und mit keiner war sie sonderlich zufrieden.
    Noch so ein Ärger, den sie Jannik zu verdanken hatte. Dabei stand sie im Grunde ihres Herzens auf Amandines Seite. Zu diesem Zeitpunkt war es unverzeihlich gewesen, dass Tristane sich ihrem Neffen wie ein Flittchen an den Hals geworfen hatte. Aber zum einen hatte Amandine ihre Grenzen überschritten, als sie es gewagt hatte, einen Ritter anzukeifen, und zum anderen hatten sich die Schwerpunkte verlagert.
    Aus einer Dummheit konnte sehr wohl ein Segen erwachsen. Ein Segen für das Haus Morvan ...
    Tiphanie fühlte das schwere Gewicht der Hundeschnauze auf ihrer Hand und lächelte, ohne die Augen zu öffnen. Es hatte den Anschein, dass Marron ebenso die Bestätigung ihrer Gegenwart benötigte wie sie die seine. Beide fanden sie einen Trost in der Berührung, der ihnen

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