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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Augen ohne Blinzeln stand. »Ich weiß, dass ich in den Augen Gottes ebenso viel wert bin wie jede hoch geborene Dame. Dass wir dasselbe Blut in unserem Körper haben und dieselben Schmerzen fühlen.«
    »Und warum dann dieses Geschwätz?«
    »Ihr mögt es als Geschwätz ansehen, für mich sind es Tatsachen. Die Augen des Hofes messen mit anderen Maßstäben als Gott, wollt Ihr es leugnen? Das könnt Ihr nicht, sonst hättet Ihr die Lüge nicht akzeptiert, die Dame Marthe um mich gesponnen hat. Ich bin es leid, zu lügen. Wenn Ihr erlaubt, werde ich mich von Eurer Tante verabschieden und mich in ein Kloster begeben!«
    »In ein Kloster?«
    Seine Fassungslosigkeit war derart verblüffend, dass Tiphanie vergeblich nach Gründen dafür suchte. »Was ist daran so falsch? Ich hätte es gleich tun sollen, anstatt mich Eurer Tante aufzudrängen ...«
    »Was für ein närrischer Unfug!«, verwandelte sich seine anfängliche Bestürzung in wütenden Groll. »Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass du so etwas tust. Du kommst auf der Stelle mit mir an den Hof zurück. Und was die Lügen betrifft, so denke ich, dass ich eine Überraschung für dich haben werde.«
    Tiphanie sah in das herrische Antlitz mit den blitzenden Augen und hatte Mühe, ihre Gefühle zu beherrschen. Er durfte nicht merken, wie unendlich sie ihn liebte. Sie fürchtete die Macht, die ihm diese Liebe über ihre Person verlieh.
    »Welche Überraschung?«
    »Ich überlasse es meiner Tante, dir die Verwicklungen zu erläutern. Es ist nicht meine Sache, ihr vorzugreifen. Bist du bereit? Die Sänfte wartet draußen!«
    »Ich kann gehen!«
    »Das bezweifelt niemand, aber es gehört sich nicht! Du wirst die Sänfte benutzen und endlich aufhören, mir zu widersprechen!«
    Sie versagte sich den Seufzer, der ihre Brust weitete. Warum musste er dermaßen unfreundlich poltern, wenn er wollte, dass sie ihm gehorchte? Warum hatte er nicht ein einziges freundliches Wort für sie? Eine winzige Bitte und sie hätte ihm freudig jeden Gefallen getan.
    Jannik de Morvan entdeckte den mühsam gezügelten Unwillen. Anfangs war es ihm schwer gefallen, ihre Regungen einzuschätzen, aber in diesem Moment glaubte er zu wissen, was sie dachte. Sie hatte versucht, ihre Macht über ihn zu prüfen, und ärgerte sich, dass sie keinen Erfolg damit gehabt hatte. Sie war vielleicht nicht Anne-Marie, aber sie war wie die meisten Frauen. Eine Tatsache, die ihn seltsamerweise nicht einmal verärgerte.
    »Geht mit Gott, mein Kind!« Maître Tadéus, der Medicus, beugte sich von seiner Vogelscheuchenhöhe über ihre kleine, bebende Hand. »Schenkt mir ein Lächeln zum Abschied und vergesst nicht, was ich Euch gesagt habe!«
    Sein Blick glitt anscheinend rein zufällig zu Jannik de Morvan, und Tiphanie errötete. »Habt Dank für Eure Hilfe, Messire!«, sagte sie leise und sah auf die knochigen Schultern und den kahlen Schädel, die sich vor ihr neigten. »Ich werde für Euch beten, mehr kann ich Euch für Eure Bemühungen nicht geben!«
    »Der Seigneur de Morvan hat mich großzügig für meine Dienste entlohnt, Demoiselle! Aber ich wäre auch mit Eurem Lächeln zufrieden gewesen!«
    »Ein Lächeln«, brummte der Ritter, während er Tiphanie in die Sänfte half. »Könnt Ihr eigentlich an keinem Mann vorbeigehen, ohne dass er sich anschließend für Euch zum Narren macht?«
    »Nein!«, zischte Tiphanie in plötzlichem, unerwartetem Zorn zurück. »Aber manchmal treffe ich auch auf welche, die bereits ohne mein Zutun Narren sind!«
    Sie zog ihm den Ledervorhang so energisch vor der Nase zu, dass ihn eine kleine Staubwolke traf und er niesen musste. Sie hörte das Niesen mit einem Anflug von unerwarteter Schadenfreude, aber sie sah nicht das verblüffend fröhliche Grinsen, mit dem er ihren Temperamentsausbruch quittierte, ehe er den Trägern das Zeichen zum Aufbruch gab.
    Schwankend setzte sich das Gehäuse in Bewegung, und Tiphanie starrte auf die brokatverzierten Wände und die üppigen Polster. Die Sänfte einer Fürstin für ein Findelkind. Es war an der Zeit, der Farce ein Ende zu machen.

19. Kapitel
    Nein!«
    »Nein? Willst du mir erklären, was du damit meinst, mein Kind?«
    Tiphanie stand in der Fensternische von Dame Marthes hübschem Wohngemach und betrachtete die alte Dame, die mit der Miene einer Frau, die höchstes Lob erwartet, in ihrem Schäferinnenstuhl saß. Der gewölbte, stoffgepolsterte Rücken des Sitzmöbels, der sie wie eine Muschel vor Zugwind schützte, setzte ihre adrette

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