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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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Augen an. Im ersten Moment fand sie keine Erklärung dafür, dass die alte Dame so überaus begeistert wirkte und sie ansah, als verlange sie dasselbe von ihr. Sollte sie etwa lachen, wenn sie eben erst erfahren hatte, dass ihre Eltern ebenso von Paskal Cocherel hingemeuchelt worden waren wie die Nonnen von Sainte Anne? Tausend Fragen drängten sich auf ihre Lippen, und am Ende stellte sie nicht eine Einzige.
    »Kurz und gut, es kann kein Zweifel an deiner edlen Herkunft bestehen. Wir müssen eine Audienz beim Herzog erwirken und deine Sache vortragen. Man erwartet ihn spätestens morgen aus Vannes zurück! Es ist ärgerlich genug, dass er nicht in Rennes ist.«
    Sogar Tiphanie hatte von der Hochzeit des Seigneurs de St. Croix gehört. In einem heimlichen Winkel ihres Herzens hatte sie die hochgeborene Edeldame sogar beneidet, die dort in allen Ehren getraut wurde. Vermutlich war sie eine jener Anne-Maries, die von ihrem Gemahl verwöhnt, bewundert und geliebt wurden.
    Sie selbst fühlte sich nicht im Stande, die Raupenhülle der Novizin von Sainte Anne abzustreifen, um zu einem solchen Schmetterling zu werden. Nicht nach dem Streit, bei dem Dame Marthe ihrem Neffen so unmissverständlich gesagt hatte, was sie von der Person ihres Schützlings hielt. Ob mit oder ohne Rosenkranz, sie blieb dieselbe Tiphanie. Jene, die nicht gut genug für ihn war und die man allerhöchstens wie ein Schoßtier duldete.
    »Ich will nicht, dass Ihr das tut, und ich meine es auch so«, entgegnete sie spröde. »Ich möchte nicht, dass mein Schicksal vor aller Welt ausgebreitet und vom Hofklatsch zerpflückt wird. Außerdem, was würde es ändern? Ich beabsichtige, in einen Orden einzutreten. Das kann ich als Tiphanie ebenso tun wie als Tristane ...«
    »Was du für närrisches Zeug redest, Kind! Du wirfst eine glanzvolle Zukunft fort. Ist dir klar, was es bedeutet, eine Kelén zu sein? Du wirst zu den ersten Damen der Herzogin gehören, du kannst dir unter den nobelsten Edelmännern des Landes einen Gemahl auswählen! Nach allem, was du erlebt hast, musst du dich doch danach sehnen, deinen rechtmäßigen Platz bei Hofe einzunehmen!«
    Tiphanie senkte die Lider. Wenn sie sich nach etwas sehnte, dann war das ein wenig Zuneigung und Wärme, die ihr allein galt. Nicht dem Namen oder ihrem Blut. Nach einer Liebe, die über alle Schranken und alle Konventionen hinweg nur die Person sah. Nach einem Traum, den es in Wirklichkeit nicht gab. Nach einer Illusion, welche die Züge von Jannik de Morvan trug.
    »Weltliche Ehren gelten mir nichts«, erwiderte sie statt dessen. »Ich bin Euch dankbar für die christliche Nächstenliebe, mit der Ihr für mich gesorgt habt, aber ich weiß nun, dass mein Platz hinter Klostermauern ist. Ich kann mich nur in der Liebe Gottes geborgen fühlen.«
    »Zum Kuckuck, das darf nicht wahr sein!« Marthe de Branzel rang die Hände in einer Mischung aus Verzweiflung und Zorn. »Du weißt nicht, was du sagst! Man muss dich vor dir selbst schützen!«
    Ein geisterhaftes Lächeln glitt um Tiphanies Mundwinkel. Immer wieder dieser Satz! »Seine Eminenz der Bischof von Rennes würde es nicht billigen, wenn Ihr mich davon abhaltet, die Gelübde abzulegen, Madame!«
    Der spöttische Ton, in dem dies gesagt wurde, war so unzweifelhaft der einer Nobeldame, dass Dame Marthe einen unartikulierten Laut von sich gab. Ausgerechnet in diesem Moment kam die Noblesse zum Vorschein, die ebenfalls zu Tiphanies Erbe gehörte. Sie würde nicht zulassen, dass sich dieses dumme Kind mitsamt seinem märchenhaften Vermögen in den Schoß der Kirche flüchtete.
    »Ich bin deine Patin«, beharrte sie in einem tiefen Atemzug auf ihrer Autorität. »Nach deinen Eltern und deinen Verwandten bin ich die einzige Person, der du Gehorsam schuldest. Es kommt nicht in Frage, dass du den Schleier nimmst!«
    »Ihr wollt es mir verbieten?«
    »In der Tat!«
    Tiphanie schluckte. Im ersten Moment wollte sie sich fügen. Gehorchen, wie sie es ein Leben lang getan hatte. Aber plötzlich war ihre Gutwilligkeit verschwunden. Sie hatte aus eigener Kraft denken gelernt, und sie zog ihre Schlüsse. Sie sah deutlich, dass Dame Marthe sich zwar tatsächlich um sie sorgte, dass die Entwicklung der Dinge aber durchaus nach ihrem Geschmack war. Dass ihr lebhafter Verstand unter der koketten Spitzenhaube bereits Pläne wälzte, die wie üblich alle anderen manipulierten. Die in erster Linie ihre Bedeutung und ihr persönliches Wohlergehen zur Folge haben sollten.
    »Ihr

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