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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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wurde, wie er dorthin gekommen war. Aber von Jannik de Morvan fehlte bis dahin jede Spur.
    »Sieht so aus, als hätte ich unseren Eisenfresser an einer Stelle getroffen, die ihm weh tut«, murmelte der junge Edelmann und schüttelte die Staubflecken aus seinem kurzen Umhang. Er bewegte vorsichtig seinen Unterkiefer und tastete den blauen Fleck ab, der sich dort bildete. Er schickte Jannik de Morvan einen Fluch hinterher, dem an bildhafter Deutlichkeit nichts fehlte. Danach fühlte er sich wenigstens ein wenig besser.
    »Es geht dir wirklich gut?«
    Tiphanie hörte das Drängen in Janniks Stimme, und sie schenkte ihm ein Lächeln, von dem sie nicht ahnte, wie zauberhaft es war. »Die Wunde im Oberschenkel schmerzt nur ein wenig, wenn ich den Fuß mit aller Kraft belaste, und die anderen Striemen sind ohnehin längst verheilt. Hat Euch Meister Tadéus nicht gesagt, dass es harmlose Verletzungen sind? Es geht mir gut, und habt Dank für die Kleider, die Ihr mir geschickt habt.« Sie strich über die üppigen Falten eines tiefgrünen Samtgewandes, die sie umflossen.
    »Nichts ist harmlos, wenn es dir weh tut«, entgegnete er und suchte in ihrem feinen, klaren Gesicht nach Spuren des Erlebten.
    Aber auch die Male der Schläge waren erst bläulich und gelblich geworden und danach von selbst verschwunden. Lediglich an der Lippe entdeckte er die feine rötliche Linie einer winzigen Narbe. Es war nur ein unscheinbares Mal, aber es weckte den mühsam kontrollierten Zorn ebenso wie die Sehnsucht, ihre seidige Haut zur endgültigen Heilung mit Küssen zu bedecken. Waren die Misshandlungen daran schuld, dass sie ihm weither, fraulicher und nicht mehr so mädchenhaft vorkam?
    »Was in drei Teufels Namen wollte Paskal Cocherel von dir?«, fragte er aus all diesen Gefühlen heraus barscher, als er es geplant hatte.
    »Das, was er auch von meinen Mitschwestern wollte«, entgegnete Tiphanie resigniert, weil sie ihm nicht länger ausweichen konnte. »Das Kreuz von Ys, dem er nachjagt, als wäre es Realität und nicht nur eine Sage!«
    »Ist es das?«
    »Was?«
    »Realität?«
    Tiphanie sah ihn nachdenklich an. »Wieso fragt Ihr mich das?«
    »Wenn du etwas darüber weißt, musst du es mir sagen«, drängte der Ritter. »Paskal Cocherel ist eine nicht zu unterschätzende Gefahr! Wie bist du in seine Hände geraten?«
    »Ein Jakobspilger überbrachte mir die Botschaft eines Mädchens, das mit mir in Sainte Anne war. Ich dachte dummerweise, dass es Graciana gelungen sei, sich in Sicherheit zu bringen, und dass sie mich braucht. Aber als ich in die Schänke kam, wurde ich überwältigt und gefangen genommen. Es war eine Falle ...«
    Jannik merkte sehr wohl, dass sie ihm mit äußerster Vorsicht begegnete und ihm nicht alles anvertraute. Es schmerzte in einem Bereich seines Herzens, von dem er nicht gewusst hatte, dass er dort noch fühlen konnte. Begriff sie denn nicht, dass er es nur gut mit ihr meinte?
    »Seid Ihr gekommen, mich zu holen?«, hörte er Tiphanies Frage, und er musste sich zwingen, seine düsteren Gedanken zu vertreiben. Hatte er sich getäuscht, oder klang tatsächlich Bedauern in ihrer Stimme? Ihre nächsten Worte bestätigten seine Vermutung. »Wie schade, Marron und ich haben uns so wohl gefühlt unter diesem Dach.«
    »Wohler als im Palast des Herzogs?«, erkundigte sich Jannik ungläubig. Er musste sie irgendwie falsch verstanden haben.
    Tiphanie sah ihn offen an. »Natürlich. Im Palast komme ich mir stets wie ein Eindringling vor. Eine Lügnerin, die sich mit einem Märchen Einlass in eine Welt verschafft hat, in die sie nicht hineingehört. Ich sollte gehen und alles hinter mir lassen ...«
    »Redet keinen Unsinn!«, brauste der Ritter auf. »Ihr habt dasselbe Recht wie alle anderen, dort zu sein!«
    »Ich bin keine Edeldame«, widersprach sie sanft, aber hartnäckig. »Habt Ihr das vergessen? Ich bin ein Kind, das niemand haben wollte. Das eine milde Seele vor Sainte Anne abgelegt hat, wie etwas Nutzloses, das nicht mehr gebraucht wird! Daran hat sich nichts geändert. Niemand braucht mich ...«
    Sie zuckte vor dem Fluch zurück, der ihr antwortete, und auch Marron setzte sich alarmiert auf. »Es tut mir leid, wenn ich Euch erzürnt habe, aber ...«
    »Du hast mich nicht erzürnt!« Tiphanie schrie leise auf, als er sie um die Schultern fasste und wie in einem Schraubstock hielt. »Du sollst nur aufhören, dich selbst gering zu achten.«
    »Das tue ich nicht.« Tiphanie hielt dem düsteren Blick aus dunkelblauen

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