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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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könnt mir nichts verbieten!«
    Hätte sie die alte Dame mit einer Armbrust bedroht, sie hätte nicht fassungsloser dreinschauen können. Tiphanie sah, wie der schmale Mund offen stehen blieb, wie sich die blassen Hände öffneten und schlossen. Sie schnappte förmlich nach Luft, aber ehe sie diese zum Sprechen verwenden konnte, kam ihr die junge Frau zuvor.
    »Sagt nichts, was Ihr später bereuen werdet, Madame!« Mit der förmlichen Anrede distanzierte sie sich noch mehr als mit ihren Worten.
    Dame Marthe war eine Kämpferin. Sie fasste sich blitzschnell, und bezwingende Kälte blitzte aus ihren Augen. »Erwarte nicht, dass ich dich zum Dank für deinen Ungehorsam mit einer Mitgift ausstatte, die jedes Kloster erfordert. Wenn du deine absurde Idee in die Tat umsetzen möchtest, musst du als gemeine Magd und ohne jeden Heller an die Pforte klopfen. Willst du das wirklich?«
    Tiphanie schüttelte den Kopf. Es galt jedoch nicht diesen Worten, sondern der Tatsache, dass die Edeldame sie so wenig kannte. Glaubte sie wirklich, es würde sie abschrecken, arm zu sein? Sie war nie etwas anderes gewesen. Sie hatte den Luxus und die Geborgenheit ihres höfischen Lebens stets als geborgt angesehen und jetzt, wo sie begriff, wie viel sie dafür zahlen sollte, wollte sie es nur schnellstens verlassen.
    Dame Marthe traf eine rigorose Entscheidung. »Du wirst deine Kammer nicht verlassen, ehe du wieder zur Vernunft gekommen bist. Ich werde nicht zulassen, dass du deine Schönheit und deine Chancen in kindischer Frömmigkeit einfach aufgibst. Komm mit!«
    Sie zerrte Tiphanie förmlich in ihre Kemenate, die kühl und seltsam unbewohnt auf sie wartete. Im Kamin glomm kein Feuer, im Korb lag kein frisches Holz, und Marrons Wassernapf war leer. Enttäuscht ließ sich ihr Gefährte, der ihr wie üblich auf dem Fuße gefolgt war, auf die Hinterläufe nieder.
    »Hier kannst du beten!«, zischte Marthe de Branzel ärgerlich und nahm mit keinem Gedanken darauf Rücksicht, was hinter Tiphanie lag. »Am besten bittest du den Himmel um Vernunft und klare Gedanken! Mir scheint, in Sainte Anne ist bedauerlicherweise versäumt worden, dir den nötigen Verstand beizubringen.«
    Tiphanie ersparte sich die Antwort, als die Edeldame mit allen Zeichen der Entrüstung hinausrauschte. Sie starrte ihr nach und strich sich mit einer müden Geste die Locken aus der Stirn, die inzwischen lang genug waren, um widerspenstig zu sein. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Dame Marthe den Rosenkranz voller Selbstverständlichkeit behalten hatte. So wie sie auch der irrigen Meinung war, dass sie Tiphanie besaß und mit ihr machen konnte, was sie wollte.
    Sie ging zum Fenster und ließ sich auf dem Polster nieder, das den Sitz in der Nische bedeckte. Sie hatte das seltsame Gefühl, sich selbst zu beobachten. Der Rosenkranz hatte ihr aus heiterem Himmel einen Namen, eine Familie und – so wie es aussah – auch Verpflichtungen geschenkt. Aber sie wollte keine neuen Fesseln, sie wollte ihre Freiheit, und wenn es nur die Freiheit war, alleine zu weinen.
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie blicklos vor sich hin gestarrt hatte, als in ihrem Rücken erneut die Pforte klickte. Sie machte sich nicht die Mühe, den Kopf zu wenden. Sie hatte Dame Marthe nichts mehr zu sagen. Marron hingegen öffnete hoffnungsvoll die Augen, kam gar auf die Pfoten, als er den Besucher erkannte. Der hatte jedoch keine Streicheleinheiten im Sinn. Im Gegenteil.
    »Musstest du meiner Tante diesen Unfug mit dem Kloster auftischen?«, blaffte Jannik de Morvan, der sich nicht anmerken lassen wollte, wie sehr ihn die einsame Gestalt berührte, die da sinnend am Fenster saß. »Was willst du damit erreichen?«
    »Nichts«, wisperte Tiphanie und blinzelte gegen die brennenden Tränen an, die bei seinem Anblick in ihre Augen stiegen. Unter dem durchdringenden Blick seiner blauen Augen verengte sich ihre Brust, und ihr Atem wurde schwer. Wie sollte sie ertragen, ihn nie wieder zu sehen?
    »Tiphanie!«
    Nur er konnte diesen Namen aussprechen, dass es sie von Kopf bis Fuß wie ein Schauer überlief. Für ihn wollte sie nie Tristane sein. Er sprach weiter, aber bloß seine letzten Worte drangen in ihren Verstand.
    »... ich gebe dir mein Wort, dass es dir nie an etwas fehlen soll!«
    Verwirrt runzelte sie die Brauen und begegnete seinem Blick, der irgendwo zwischen Erwartung und Verlegenheit schwankte. Gütiger Himmel, sie hatte keine Ahnung, was er von ihr wollte! Sie war so in ihre eigenen Empfindungen

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