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Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Tiphanie – Feuer der Sehnsucht

Titel: Tiphanie – Feuer der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cordonnier
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verstrickt gewesen, dass sie ihm nicht richtig zugehört hatte!
    »Ich verstehe nicht ...«
    »Du verstehst nicht?«
    Sie sah, wie sich sein Gesicht verdüsterte, wie das Blau seiner Augen zur stürmischen Nacht wurde. Sie hatte ihn verärgert, ohne zu wissen womit!
    »Zum Henker, was gibt es daran nicht zu verstehen? Ich biete dir meinen Namen, meinen Schutz und meine Person an, und du verstehst es nicht? Willst du mich zum Narren halten, Mädchen?«
    Sein jäh auflodernder Jähzorn machte aus dem ehrenwerten Antrag eine Erniedrigung. Tiphanies Pupillen weiteten sich in fassungslosem Erstaunen. »Ihr wollt mich zur Frau nehmen?«
    »Ist das so unglaublich, dass du es nicht begreifen kannst?«
    Die kalte, schroffe Stimme war es nicht, die sie erzittern ließ. Es war die Gefühllosigkeit des Angebots, das sie an Dame Marthes Aufzählung erinnerte. Ein sprödes, eigenartiges Lachen löste sich aus ihrer Kehle. War es möglich, dass auch er der Verlockung dieses dummen Erbes nicht widerstehen konnte?
    »Du lachst?«
    »Warum nicht? Ist es nicht zum Lachen, dass mich ein hässlicher Rosenkranz und eine Vermutung plötzlich zur passenden Braut für Euch machen?«
    Tiphanies Stimme brach, aber sie fasste sich schnell wieder. Sie stand auf und drückte die Schultern durch. Jeder winzige Zoll ein Krieger, der lieber den Tod in Kauf nahm, als aufzugeben.
    »Du wirst mich heiraten!«, befahl Jannik de Morvan, als wäre damit alles gesagt, was zu sagen war.
    »Nein!«
    Im ersten Moment reagierte er nicht, aber dann drang die Silbe in sein Bewusstsein, und seine Hände packten ihre widerspenstigen Schultern.
    »Nein?«
    »Nein!«
    »Gibt es einen vernünftigen Grund dafür?«
    »Tausend!«
    »Nenn mir nur einen!«
    Es war ausgerechnet der kindischste und albernste, der Tiphanie einfiel, aber sie konnte nichts dagegen tun. Ihr Mund formulierte die Worte wie von selbst, und sie fielen in das angespannte Schweigen, unmissverständlich und hart.
    »Ich will Euch nicht!«
    Sie hätte auch sagen können: Ich will nicht wie eine Ware verschachert werden. Ich will nicht die überflüssige Beigabe sein, die Ihr in Kauf nehmt, weil ich plötzlich eine Erbin bin. Ich möchte um meinetwillen geliebt werden, nicht um eines Namens oder eines Vermögens willen. Aber all das blieb in ihrer Kehle stecken, die nur diese vier verletzenden Worte freigab.
    Jannik de Morvan trafen sie wie ein Schwerthieb. Er hatte die Ablehnung für seine Rüpelhaftigkeit verdient, er ahnte es sehr wohl. Er hatte verlernt, seine Gefühle in Worte zu fassen, aber er wusste, dass er Tiphanie aus Dame Marthes Einflussbereich entfernen musste, und das war nur möglich, wenn sie zu ihm gehörte. Als ihr Gemahl konnte er sie schützen, und das würde er sogar gegen ihren Willen tun. Um sich durchzusetzen, griff er zum einzigen Mittel, das sich in den vergangenen Jahren seines Lebens bewährt hatte. Zur kriegerischen Gewalt.
    »Es ist mir egal, was du willst, du hast mir zu gehorchen!«
    »Nein!«
    Es schien, als wolle sie jedes einzelne »nein« nachholen, das sie in ihrem Leben bisher versäumt hatte.
    Jannik ließ sie so abrupt los, dass sie taumelte, und als sie ihr Gleichgewicht zurückgefunden hatte, war sie allein. Ihr ganzer Körper schmerzte vor unendlichem Elend. Jannik de Morvan wollte sie zur Frau! Trotzdem konnte sie die Tränen nicht zurückhalten, die in Strömen über ihre Wangen rannen. Sie wollte ihn mehr als ihr Leben – aber doch nicht zu diesen demütigenden Bedingungen!
    Sie spürte Marron, der sich an ihre Seite schob, und legte den Arm um seinen Hals. Sie waren beide dasselbe. Dumme Geschöpfe, die gehorchen sollten, ohne dass man ihnen einen Funken Zuneigung dafür gewährte.

20. Kapitel
    Die Kemenate war ein einziges Chaos. Laken und Kissen lagen auf dem Boden, aufgeschlitzt und zerrissen. Federn schwebten, vom Öffnen der Tür in Bewegung gebracht, gleich müden Schneeflocken in der Luft. Die Gewänder hingen halb aus den Truhen, und die Wandbehänge waren herabgerissen worden. Sogar in der Matratze des Bettes, die auf luxuriöseste Weise mit Wolle gefüllt war, klafften die tiefen Schnitte eines Messers, und die graue Füllung hing wie die Eingeweide eines toten Tieres heraus.
    Tiphanie stand unter der Tür und wagte keinen Schritt nach vorne. Sie hatte die erste Morgenandacht in der Burg besucht, die normalerweise nur von den Lakaien und den Bediensteten bevorzugt wurde, da sie kurz nach Sonnenaufgang abgehalten wurde. Sie mied jeden Kontakt

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