Tiphanie – Feuer der Sehnsucht
anzuwenden. War dir die Entführung nicht Lehre genug? Was verbirgst du vor mir? Es geht um dieses vermaledeite Kreuz von Ys, nicht wahr? Cocherel hat dich aus diesem Grund in seine Gewalt gebracht, und so wie es aussieht, sucht er bei dir nach dem Kreuz oder einem Hinweis darauf! Für ein Hirngespinst allein würde er kein Risiko eingehen. Was weiß er, was du mir verschweigst?«
Tiphanie sah ihn stumm an. Wenn sie jetzt die Wahrheit sagte, würde sie den Rubin endgültig verlieren, dessen war sie sicher. Dame Marthe würde nicht zögern, ihn wie alles andere an sich zu reißen.
Sie trat an die offene Truhe und nahm ein fliederfarbenes Gewand aus schwerer, bestickter Seide hoch, das halb heraushing. Die Tunika gehörte zu einem Unterkleid aus knisterndem silberfarbenem Taft, und sie hatte die ganze Pracht noch nie getragen. Dame Marthe schlug alle Einladungen für sie aus. Welche Lügen sie dafür verwendete, wusste sie nicht, und es war ihr auch egal. Sie strich die Seide glatt und begann, das Kleidungsstück zusammenzulegen.
»Verdammt, petite , begreifst du nicht, dass ich dir nur helfen möchte?« Jannik versuchte mühsam, seine Stimme zu dämpfen, damit man sie wenigstens nicht bis auf den Gang hinaus hörte. »Du bist in ein lebensgefährliches Spiel verwickelt. Warum sagst du nicht endlich, was du weißt, damit ich dir helfen kann!«
»Aber ich weiß doch nichts!«
Die neuerliche Ablehnung war zu viel für die ohnehin überstrapazierte Geduld des Ritters. Mit einem unterdrückten Fluch riss er die widerspenstige Fee in seine Arme und durchbohrte sie mit einem beschwörenden Blick.
»Tu mir den Gefallen und halte mich nicht für einen Dummkopf, Mädchen! Du steckst bis zum Hals in dieser mysteriösen Angelegenheit um das Kreuz von Ys, und ich verwette mein Seelenheil darauf, dass hier der Grund deiner Schwierigkeiten liegt! Dein Leben ist in Gefahr! Dieses Durcheinander beweist, dass Cocherel sogar im Hause des Herzogs seine Helfer hat! So unwahrscheinlich das ist, aber ich finde keine andere Erklärung für dies hier!«
Insgeheim war Tiphanie zur selben Ansicht gelangt. Aber in dieser schonungslosen Umarmung fiel es ihr schwer, kühle Überlegung zu wahren. Sie glaubte zu spüren, dass ihr Herz im selben Rhythmus wie seines hämmerte, und eine unheilvolle Schwäche breitete sich in ihr aus. Sie fürchtete, nicht mehr stehen zu können, und schlang ihre Arme haltsuchend um seinen Nacken.
Die Bewegung ließ den Umhang aufklaffen und gab das viereckige, spitzengesäumte Dekolleté frei, in dem sich der verführerische Ansatz ihres Busens wölbte. Wie magisch angezogen starrte Jannik auf das Stückchen Haut und vergaß, was er sagen wollte.
Die Sorge um sie mischte sich mit der maßlosen Leidenschaft, die er für sie empfand. Mit der stets wachen Angst, dass sie so einfach wieder aus seinem Leben verschwinden würde, wie sie hineingeschlüpft war. Er wollte sie nie verlieren! Er wollte die restlichen Jahres seines Lebens damit verbringen, das Rätsel dieser irisierenden Augensterne zu lösen und sie auf Händen tragen! Wie immer sie sich auch sträubte, sie gehörte zu ihm!
Tiphanie beobachtete fasziniert, wie sich die Düsternis in seinen Augen zum samtigen Glanz tiefblauer Iris wandelte. Es waren schon immer ihre Lieblingsblumen gewesen. Wundervolles Blau, im Herzen von Gold begrenzt, so wie diese Augen, die bis in die Tiefen ihrer Seele drangen. Bis zu jenem verborgenen Punkt, an dem nur die Sehnsucht nach seiner Liebe und seiner Gegenwart existierte. Wo es keinen Stolz, keinen Verstand und keine Logik mehr gab, nur reines, unverfälschtes, unwandelbares Gefühl!
Ohne dass ein Wort zwischen ihnen fiel, senkte Jannik seinen Mund zu einem leidenschaftlich überredenden Kuss auf ihre Lippen. Die glühende Zärtlichkeit der Berührung ließ keinen Widerstand zu. Tiphanie gab sich dem Kuss hin. Sie öffnete die Lippen und gewährte der fordernden Zunge Einlass, die ihr Blut in flüssige Lava verwandelte. Sie schmiegte sich in die Umarmung, und unter der streichelnden Hand, die ihre Brüste umfing, wurde ihr Körper schwer und sehnsüchtig. O Gott, es war wundervoll! Das herrlichste Gefühl auf Erden!
Dass ihre eigene Sinnlichkeit so unverfälscht und natürlich auf seine Begierde reagierte, sobald er sie in seinen Armen hielt, brachte Jannik vollends um jede Vernunft. Die wenigen Male, wo er Tiphanie geliebt hatte, waren nur dazu angetan gewesen, sein Begehren nach ihr zu steigern. Sie hatte ihn mit der
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