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Titan 01

Titan 01

Titel: Titan 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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Martha Graves jetzt noch beunruhigen. Er fand eine Flasche Alkohol im Medikamentenschrank, füllte etwas davon in eine Spritzflasche und kehrte damit in die schwerelose Krankenabteilung zurück, wo er Martha Graves sanft mit Schwamm und Alkohol abwusch. Sie erwachte, als er sie aus dem Netz zog, und dann wieder, als er sie wieder hineinhüllte, aber beide Male schlief sie fast augenblicklich wieder ein.
    Dann ging er hinaus und übergab sich. Seine Situation war ihm erst jetzt richtig zu Bewußtsein gekommen. Er war allein mit einem Wesen, das zwar noch weiblich, aber nicht mehr menschlich war. Und soweit er wußte, gab es vielleicht überhaupt keine anderen Menschen mehr im Universum. In der Zeit, die seit seinem Erwachen verstrichen war, hätte zumindest ein Versorgungsschiff eintreffen müssen.
    Fassungslos begriff er, daß er, während er die Frau versorgte, unbewußt die Vernichtung der Erde bereits akzeptiert hatte.
    Mit einem Sprung war er bei der nächsten Schleusentür, die in den Außenring der Station führte. Er hatte zuvor gar nicht daran gedacht, hier nachzusehen. Dann entdeckte er das rote Signallicht über der Schleuse, das anzeigte, daß die eine Hälfte des äußersten Ringkorridors keine Luft mehr enthielt. Was immer die Station getroffen hatte, mußte den Außenrand aufgerissen haben. Die Luft war augenblicklich ins Vakuum entwichen, und die inneren Abteilungen waren nur durch die automatisch sich schließenden Schleusentüren gerettet worden.
    Er fand einen Raumanzug und legte ihn an, nachdem er den Luftvorrat überprüft hatte. Dann schaltete er die Schleusenautomatik ab, öffnete und kroch hinaus.
    Hier sah es schrecklicher aus als in irgendeinem der Innenräume. Anscheinend war die gesamte Außenwand der Station geborsten. Die Leichen waren durch den inneren Luftdruck grotesk aufgebläht, die Gesichter gräßlich verzerrt.
    Er hatte jedoch das Gefühl, daß dieses Schicksal dem Tod bei lebendigem Leibe, den er in der Krankenstation gesehen hatte, vorzuziehen war, deshalb berührte ihn der Anblick nicht mehr so sehr. Er bahnte sich seinen Weg durch die Trümmer dessen, was einmal die höchste Errungenschaft der Menschheit gewesen war. Die vage Erinnerung an die Bomben quälte ihn ebenso wie die Dinge, die er mittlerweile erraten hatte.
    Er erreichte den großen Bombenschacht, der sich niemals hätte öffnen sollen; hier lagerten fünfhundert Wasserstoffbomben mit den Fernlenkgeschossen, die sie in ihr Ziel tragen sollten – doch allein die Existenz dieser Bomben hätte einen Krieg verhindern sollen. Und hier waren wahrscheinlich auch die Bomben hergebracht worden, die er vom Versorgungsschiff heraufgeflogen hatte. Wie viele? Er wußte es nicht mehr. Jetzt waren nur noch rund zwanzig übrig, und die Hand einer der Leichen umkrampfte noch den Auslösehebel.
    Tief unter ihm schwebte die riesige Kugel der Erde im Raum, blaugrün schimmernd auf der sonnenzugewandten Seite, der sich die Station jetzt näherte. Er fragte sich, inwieweit der exakte Zweistundenumlauf der Station gestört worden war. Vermutlich nicht so stark, daß man es ohne Instrumente feststellen konnte. Aber auch wenn die Station nicht mehr manövrierfähig war, würde sie nicht abstürzen. Dafür war ihre Umlaufgeschwindigkeit zu hoch, und nichts bremste sie ab.
    Dann blieb sein Blick an einem winzigen Lichtflecken auf der Nachtseite der Erde haften – klein, aber heller und größer als irgendein Licht in dieser Entfernung sein durfte. Es sah aus, als stünde eine Großstadt in Flammen.
    Er starrte hin und wollte es einfach nicht glauben. Es gab nur eine Erklärung für das alles. Irgendwie war das Unmögliche doch eingetreten. Der Krieg, der so lange eine Bedrohung gewesen war, war Wirklichkeit geworden. Die Menschen bekämpften sich untereinander – obwohl sie an der Schwelle der Eroberung des Weltraums standen! Atombomben und bakteriologische Waffen wurden gegeneinander eingesetzt, und die Bomben der Station, die ein Werkzeug des Friedens hatten sein sollen, waren Vernichtungswerkzeuge geworden. Irgendwie war es der Erde gelungen, im Todeskampf noch einmal zurückzuschlagen.
    Selbst hier oben hatte es Verrat gegeben. Der Mann mit der Maschinenpistole – Peter Olin, Mechanikermeister, seit zehn Jahren auf der Station, wie Fenton plötzlich einfiel – hatte seine Welt und seine Kameraden und sich selbst verraten. Er mußte es seit Jahren geplant haben, denn wozu sonst hätte er eine Waffe heraufgeschmuggelt? Er hatte die

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