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Titan 04

Titan 04

Titel: Titan 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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richtiges…«
    »Sicher, sicher, Amy«, sagte Mutter. »Gut, daß du so etwas sagst. Sehr gut. Aber wie kommst du nur darauf? Ganz bestimmt, dieses Fernsehprogramm ist viel besser als alles, das wir jemals gesehen haben!«
    »Ja«, pflichtete John Sipich bei. »Es ist große Klasse. Die beste Sendung, die jemals gekommen ist!« Er saß mit zwei anderen Männern auf der Couch, wo sie Ethel Hollis in die Kissen drückten, ihre Arme und Beine festhielten und ihr abwechselnd mit den Händen den Mund verschlossen, damit sie nicht wieder zu schreien anfing. »Sie ist wirklich gut«, bekräftigte er.
    Mutter schaute durchs vordere Fenster hinaus auf die verdunkelte Straße, über Hendersons dunkles Weizenfeld, wohinter das weite, endlose, graue Nichts begann, in dem das kleine Dorf Peaksville wie eine Seele schwebte – das gewaltige Nichts, das man des Nachts, wenn Anthonys eherner Tag verstrichen war, am deutlichsten bemerkte.
    Darüber Erwägungen anzustellen, wo sie sich befinden mochten, war nutzlos… vollständig nutzlos. Peaksville war ganz einfach irgendwo. Irgendwo abseits von der Welt. Wo es seit jenem Tag vor drei Jahren war, als Anthony aus ihrem Schoß kroch und der alte Doktor Bates – Gott schenke ihm die ewige Ruhe – aufschrie, ihn fallen ließ und ihn zu töten versuchte, und da hatte Anthony gewimmert und es getan. Er hatte das Dorf irgendwohin verlegt. Oder die Welt zerstört und nur das Dorf erhalten – was, das wußte niemand.
    Es nutzte nichts, darüber nachzudenken. Ihnen nutzte überhaupt nichts – abgesehen davon, so zu leben, wie sie leben mußten. Wie sie immer, immer leben mußten, falls Anthony sie ließ.
    Diese Gedanken sind gefährlich, dachte sie. Und begann zu murmeln. Die anderen fingen ebenfalls zu murmeln an. Offenbar hatten alle an etwas Ähnliches gedacht.
    Die Männer auf der Couch flüsterten und flüsterten zu Ethel Hollis, und als sie ihre Hände fortnahmen, murmelte auch sie.
    Während Anthony auf dem Apparat saß und Fernsehen machte, saßen sie beisammen und murmelten und betrachteten das sinnlose Flackern der Gebilde bis spät in die Nacht.
    Am nächsten Tag fiel Schnee, und dadurch verdarb die halbe Ernte; aber es war ein schöner Tag.
     
    Aus dem Amerikanischen übertragen von Horst Pukallus

Ein so herrlicher Tag
    (IT’S SUCH A BEAUTIFUL DAY)
     
ISAAC ASIMOV
     
     
    Am 12. April depolarisierte sich aus unbekannten Gründen eine Pentode des Feldmodulators von Mrs. Richard Hanshaws Transmittertür. Infolgedessen geriet Mrs. Hanshaws Tagesablauf völlig durcheinander und begann ihr Sohn Richard Hanshaw jr. seine seltsame Neurose zu entwickeln.
    Sie zählte nicht zu jener Art, die man in den verbreiteten Lehrbüchern unter Neurosen erwähnt findet, und zweifellos verhielt der junge Richard sich in fast jeder Hinsicht so, wie ein guterzogener Zwölfjähriger sich unter günstigen Umständen verhalten sollte. Und doch konnte Richard Hanshaw jr. sich vom 12. April an nur mit schmerzlichem Bedauern dazu überwinden, durch eine T‐Tür zu treten.
    Von alldem hatte Mrs. Hanshaw am 12. April nicht die leiseste Vorahnung. Sie erwachte am Morgen (einem gewöhnlichen Morgen), als ihr Mekkano mit einer Tasse Kaffee auf einem kleinen Tablett leise ins Zimmer geschlittert kam. Mrs. Hanshaw beabsichtigte für den Nachmittag einen Besuch in New York und mußte zuvor noch ein paar Angelegenheiten erledigen, deren Bewältigung man einem Mekkano nicht recht zutrauen konnte, und deshalb stieg sie nach einem oder zwei Schlückchen aus dem Bett.
    Der Mekkano entfernte sich und glitt auf dem diamagnetischen Feld, das seinen rechteckigen Körper einen Zentimeter über dem Boden in der Schwebe hielt, zurück in die Küche, wo er die Kontrollen der verschiedenen Küchengeräte betätigte, zu deren Beherrschung sein einfacher Computer völlig genügte, damit ein anständiges Frühstück bereitet werde.
    Mrs. Hanshaw widmete sich den einzelnen Phasen ihres Morgenrituals, nachdem sie der Kubografik ihres verstorbenen Ehemanns den gewohnheitsmäßigen sentimentalen Blick geschenkt hatte, mit einer gewissen inneren Befriedigung. Auf der anderen Seite des Flurs hörte sie ihren Sohn geräuschvoll sein eigenes Ritual vollziehen, aber sie wußte, daß keine Notwendigkeit bestand, sich einzumischen. Der Mekkano war bestens darauf eingestellt, für die Abwicklung der Selbstverständlichkeiten zu sorgen, dafür, daß er eine Dusche nahm, daß er frische Kleidung anzog, daß er ein nahrhaftes Frühstück

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