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Titan 09

Titan 09

Titel: Titan 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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Er rieselte auf sein nacktes Bein hinunter.
    Nackt?!
    Er war völlig nackt, und da, wo die zermürbende Hitze den Schweiß aus seinem Körper getrieben hatte, war er mit dem blauen Sand bedeckt.
    Ansonsten hatte sein Körper die gewohnte bleiche Farbe.
    Er dachte: Dann ist der Sand wirklich blau. Wenn er nur blau erschiene durch das blaue Licht, müßte ich genauso blau aussehen. Aber ich bin weiß. Also ist der Sand blau. Blauer Sand. Aber es gibt keinen blauen Sand! Es gibt überhaupt keinen Ort, der so aussieht wie der, an dem ich mich hier befinde.
    Der Schweiß lief ihm in die Augen.
    Es war heiß, heißer als in der Hölle. Auch war allgemein bekannt, daß die Hölle, von der die Überlieferung erzählte, rot war und nicht blau. Aber wenn dieser Ort nicht die Hölle war, was war er dann? Der einzige Planet, auf dem eine solche Hitze herrschte, war Merkur. Aber Merkur war vier Milliarden Meilen entfernt von…
    Da dämmerte es ihm, wo er zuletzt gewesen war. In einem kleinen Ein-Mann-Aufklärer, außerhalb der Umlaufbahn Plutos. Ein vorgeschobener Posten vor dem einen Flügel der Armada der Erde, die dort aufmarschiert war, um den Angriff der Outsider abzufangen. Plötzlich ertönte das durchdringende, nervenzermürbende Schrillen der Alarmglocke, als ein feindlicher Aufklärer – ein Outsider-Schiff – in die Reichweite seiner Ortungsgeräte geraten war…
    Niemand wußte, wer die Outsider waren, wie sie aussahen oder aus welcher Galaxis sie stammten. Man vermutete, daß sie ungefähr aus der Richtung der Plejaden kamen.
    Zuerst hatte es sporadische Überfälle auf Kolonien und Vorposten der Erde gegeben. Vereinzelte Gefechte zwischen irdischen Patrouillen und kleinen Gruppen von Outsider-Kampfschiffen. Manchmal wurden diese Gefechte verloren, manchmal gewonnen, aber niemals war es gelungen, ein feindliches Schiff zu erbeuten. Auch hatte nie ein Bewohner einer überfallenen Kolonie überlebt, so daß er die Outsider hätte beschreiben können.
    Am Anfang stellte dies alle keine zu ernste Bedrohung dar. Denn die Überfälle waren nicht sehr häufig und hatten auch keinen unerträglichen Schaden angerichtet. Es hatte sich erwiesen, daß die Schiffe in der Bewaffnung den irdischen leicht unterlegen waren, jedenfalls den besten irdischen Kriegsschiffen. Dafür waren die feindlichen Schiffe überlegen, was die Geschwindigkeit und die Manövrierfähigkeit betraf. Sie waren genau um so viel schneller, daß sie jeweils die Wahl hatten, ob sie flüchten oder den Kampf aufnehmen wollten. Dennoch hatte sich die Erde auf den Ernstfall vorbereitet, auf die Entscheidungsschlacht; dafür hatte sie die mächtigste Armada aller Zeiten aufgebaut. Diese Armada hatte lange genug abgewartet, aber jetzt war die Stunde der Entscheidung gekommen.
    Späher, die zwanzig Milliarden Meilen entfernt im Raum stationiert waren, hatten das Herannahen einer mächtigen Flotte gemeldet, der Armada der Outsider. Die Späher waren nie zur Erde zurückgekehrt, aber ihre Meldungen waren angekommen. Und nun formierte sich die Armada der Erde hier draußen, zehntausend Schiffe und fünfhunderttausend Mann. Außerhalb der Umlaufbahn Plutos waren sie in Stellung gegangen, bereit, die Schlacht auf Leben und Tod auszufechten.
    Eine ausgewogene Schlacht würde es werden, wenn man den Berichten der Männer aus der Vorpostenlinie Glauben schenken durfte; für diese Berichte hatten jene Männer ihr Leben gegeben.
    Stärke und Anzahl der feindlichen Schiffe kam der der Erde gleich. Die Herrschaft über das Sonnensystem hing vom Ausgang dieser Schlacht ab. Wenn die irdische Armada verlieren würde, waren die Erde und alle ihre Kolonien den Outsidern schutzlos preisgegeben…
    Ja, jetzt erinnerte sich Bob Carson wieder.
    Nicht daß dies alles den flimmernden blauen Sand erklärte. Aber doch das durchdringende Läuten der Alarmglocke und seinen Sprung an die Kontrolltafel. Ihm fiel ein, wie er sich hastig im Sitz festschnallte. Der Punkt auf dem Bildschirm, der größer wurde.
    Die Dürre in seiner Kehle. Das schreckliche Bewußtsein, daß dies der Augenblick war. Für ihn jedenfalls, die Hauptflotten waren voneinander noch außer Reichweite.
    Dies war also der Geschmack des Krieges. Innerhalb von drei Sekunden war er entweder siegreich – oder ein verkohlter Klumpen. Tot.
    Drei Sekunden, das war die Zeitspanne, die ein Weltraumgefecht dauerte. Genug Zeit, um langsam bis drei zu zählen, und dann hatte man gewonnen oder man war tot. Ein Treffer genügte

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