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Titan 09

Titan 09

Titel: Titan 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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Steinwurfs. Sie bewegte sich, tat etwas, er konnte aber nicht erkennen, was sie trieb.
    Einmal hielt sie inne, kam näher und schien ihre Aufmerksamkeit auf ihn zu konzentrieren. Wieder spürte Carson eine Welle der Übelkeit. Er warf einen Stein, und die Kugel zog sich wieder zurück, nahm ihre geheimnisvolle Beschäftigung wieder auf.
    Auf jeden Fall konnte er sie auf Distanz halten.
    Aber, so dachte er bitter, was, zum Teufel, nützte ihm das schon? Trotzdem verbrachte er die nächste Stunde damit, Steine von beträchtlicher Größe zu sammeln, und kleine Häufchen entlang seiner Seite der Barriere aufzurichten.
    Seine Kehle brannte wie Feuer. Es fiel ihm schwer, an etwas anderes zu denken als an Wasser.
    Aber er mußte an andere Dinge denken. Wie er durch die Barriere kommen, sich diese rote Kugel schnappen und sie umbringen könnte, bevor dieser Ort des Durstes und der Hitze ihn erledigte.
    Auf jeder Seite reichte die Barriere bis an die Wand. Aber wie hoch in die Luft, und wie tief unterirdisch?
    Eine Zeitlang war Carsons Verstand zu benommen, um eine Methode zu entwickeln, wie er eine dieser Fragen beantworten sollte. Untätig saß er im blauen Sand und wußte nicht einmal, daß er da saß. Er beobachtete eine blaue Eidechse, die von einem Busch zum anderen huschte.
    Unter einem Busch hervor sah sie zu ihm herüber.
    Carson grinste ihr zu. Vielleicht hatte er schon einen Sonnenstich, denn ihm fiel plötzlich die alte Wüstengeschichte von den Marskolonisten ein, die noch von einer viel älteren Wüstengeschichte von der Erde abstammte. »Und bald merkst du, daß du mit den Eidechsen redest, und nicht viel später merkst du, daß sie dir antworten…«
    Eigentlich hätte er sich darauf konzentrieren sollen, wie er die Kugel zur Strecke brächte, aber statt dessen grinste er die Eidechse an und sagte: »Hallo, du da!«
    Die Eidechse machte ein paar Schritte auf ihn zu. »Hallo«, sagte sie.
    Für einen Moment war Carson sprachlos, dann warf er den Kopf zurück und stieß ein röhrendes Lachen aus. Es schmerzte nicht in seiner Kehle, so zu lachen. So durstig war er offenbar doch nicht gewesen.
    Warum auch nicht? Warum sollte das Wesen, das diesen Alptraum von einem Ort sich ausgedacht hatte, neben all seinen Fähigkeiten nicht auch Sinn für Humor haben? Sprechende Eidechsen, die die Gabe haben, mir in meiner eigenen Sprache zu antworten, wenn ich sie anspreche; irgendwie hatte dieser Gedanke etwas Possierliches.
    Er lächelte die Eidechse an und sagte: »Komm doch mal rüber.« Aber die Eidechse wandte sich ab und lief davon, huschte von Busch zu Busch, bis sie außer Sicht war.
    Er war wieder durstig.
    Und er mußte etwas unternehmen. Er konnte den Kampf nicht gewinnen, wenn er hier rumsaß und sich miserabel fühlte. Er mußte etwas tun. Aber was?
    Durch die Barriere kommen! Aber er kam nicht durch sie hindurch oder über sie hinüber. Aber war es sicher, daß er nicht unter ihr durch kam. Und wo er schon einmal daran dachte, fand man nicht manchmal Wasser, wenn man ein Loch grub? Zwei Fliegen mit einer Klappe…
    Unter Schmerzen humpelte Carson zu der Barriere hinüber und begann zu graben, schaufelte den Sand händeweise empor. Es war harte Arbeit, denn der Sand rieselte von den Rändern zurück, und je tiefer er kam, desto größer wurde der Durchmesser seines Loches. Wie viele Stunden er dazu brauchte, konnte er nicht sagen, aber etwa bei eineinhalb Metern stieß er auf Fels. Fels und kein Wasser.
    Und das Kraftfeld der Barriere ging bis zu dem Felsen hinunter. Keine Lücke, kein Wasser, überhaupt nichts.
    Er krabbelte aus dem Loch und lag keuchend da, dann hob er den Kopf, um zu sehen, was die Kugel trieb. Irgendwas mußte sie dort hinten bauen.
    Das tat sie auch. Sie baute etwas aus den Zweigen des Busches, die sie mit den Trieben des anderen Busches zusammengebunden hatte. Einen sonderbar geformten Rahmen, der etwa quadratisch war. Um es besser sehen zu können, kletterte Carson auf den Sandhaufen, den er aufgeworfen hatte.
    Seitlich ragten zwei lange Bögen heraus, und am Ende konnte er etwas wie einen Löffel erkennen, eine Art Katapult, dachte Carson.
    Ganz eindeutig hob die Kugel einen größeren Felsbrocken in die löffelförmige Schale. Ein anderer Tentakel spannte einen Hebel, dann bewegte sie das ganze Ding ein wenig hin und her, als ob sie damit zielte, schließlich flog der Löffel hoch, und der Stein schnellte heraus. Der Stein zischte ein paar Meter über Carsons Kopf hinweg, so hoch, daß

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