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Titan 09

Titan 09

Titel: Titan 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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wahrzunehmen, konnte man folgern, daß ihre Heimatsonne ein roter Zwerg sein mußte. Aber auch dieses Wissen diente kaum dazu, der Mannschaft der Llanvabon zum Vorteil zu gereichen. Schließlich war es auch für die Fremden eine Kleinigkeit, aufgrund ihrer Beobachtungen und der an Bord des irdischen Schiffes herrschenden Lichtverhältnisse auf ihre Sehgewohnheiten zu schließen. Sicherlich hatten auch sie schon herausgefunden, welches Spektrum Sol hatte und zu welcher Sternenkategorie man sie zählen konnte.
    Des weiteren verfügten die Fremden über ein Gerät, das mühelos ihre gedankliche, auf Kurzwellenbasis ablaufende Tätigkeit aufnehmen und wieder abspielen konnte, ähnlich einem irdischen Tonbandgerät. Für die Menschen war dies eine ebenso große Überraschung wie für die Fremden die Existenz von Tonaufzeichnungsgeräten. Zwar waren sie in der Lage, Geräusche wahrzunehmen – ebenso wie ein Mensch infrarotes Licht aufgrund seiner Wärme registrieren kann –, aber es war ihnen unmöglich, sie zu analysieren. Auch die Menschen spüren lediglich die Wärme infraroter Bestrahlung, ohne jedoch deren verschiedene Wellenlängen voneinander unterscheiden und somit entschlüsseln zu können. Für die Fremden war die Entdeckung der Kommunikation per Geräusch völlig neuartig, und es stand für sie außer Frage, daß sie irgendwelche Möglichkeiten finden würden, diese neue Technik für sich nutzbringend anzuwenden – falls sie überlebten.
    Aber das führte wieder zu der alten Frage zurück, nach der keines der beiden Schiffe seinen Standort verlassen konnte, ohne das andere zu zerstören. Und während der Informationsfluß zwischen ihnen hin- und herlief, war an Startvorbereitungen sowieso nicht zu denken. Während die Llanvabon über eine spiegelglatte Außenhülle verfügte, war die des anderen Schiffes tiefschwarz in sichtbarem Licht. Es absorbierte die Wärme bis zur Perfektion und strahlte sie keinesfalls wieder ab, wie sie es eigentlich hätte tun müssen. Die schwarze Umhüllung stellte einen hochwertigen Reflektor dar, der Infrarotwellen aufnahm, deren höhere Frequenzen absorbierte und in niedrigere, nichtstrahlende umwandelte. Auf diese Weise herrschte auf dem Schiff eine stets gleichbleibende Temperatur – selbst im Vakuum.
    Tommy Dort unterhielt sich mit seinen Gesprächspartnern auf dem anderen Schiff und stellte dabei fest, daß der Gedankenprozeß der Fremden keineswegs so fremd war, daß er ihm nicht zu folgen vermochte. Die Diskussion ihrer unterschiedlichen Techniken weitete sich schließlich auf das Gebiet interstellarer Navigation aus, für das man eine Sternenkarte benötigte, um gewisse Probleme besser zu verdeutlichen. Natürlich hätte man dazu eine Karte aus dem Navigationsraum herüberholen können – wenn die Fremden nicht in der Lage gewesen wären, aus ihr herauszulesen, von welchem Punkt aus man sie angelegt hatte. Das führte dazu, daß Tommy gezwungen war, eine imaginäre Karte herzustellen, mit eingezeichneten Sonnensystemen, die gar nicht existierten. Dann schickte er seinen Diskussionsbeitrag über die Navigation über Koder und Dekoder. Die Antwort der Fremden bestand darin, daß sie ebenfalls eine Sternenkarte vor ihre Kamera hielten. Die Navigatoren der Llanvabon hatten natürlich nichts Eiligeres zu tun, als die Karte vom Bildschirm abzufotografieren und anhand ihres eigenen Kartenmaterials den Standort ihrer Aufnahme zu errechnen. Als sie mit der Arbeit fertig waren, machten sie jedoch lange Gesichter.
    Es war Tommy, der herausfand, daß die Fremden nichts anderes getan hatten als die Mannschaft der Llanvabon: auch sie hatten zu Demonstrationszwecken eigens eine Sternenkarte angefertigt, aus der nicht der geringste Rückschluß auf ihre Heimatwelt gezogen werden konnte. Daß sie Humor hatten, bewies schon allein die Tatsache, daß sie einfach das Spiegelbild von Tommys Karte zu diesem Zweck verwendet hatten.
    Für Tommy war das ein Grund zum Grinsen. Er fing an, die Fremden zu mögen. Auch wenn sie nichtmenschlich waren, besaßen sie doch einen ausgeprägten Sinn für das Skurrile. Diese Erkenntnis führte dazu, daß Tommy versuchte, einen Witz zu erzählen. Obwohl er sich wenig Hoffnung machte, daß durch den Prozeß der Kodierung und Dekodierung etwas von der Pointe übrigblieb, mußte er überrascht feststellen, daß die Fremden ihn verstanden hatten.
    Mit einem der Fremden stand Tommy in ständigem Kontakt, und schließlich entwickelte sich durch diese

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