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Titan 09

Titan 09

Titel: Titan 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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Ziel.
    Eine kleine Kugel, die ein Roboter war, schwebte inmitten der Gaswolke, und das hatte dazu geführt, daß die komplette Besatzung der Llanvabon mit angespannten Nerven auf den Posten stand. Während die einen in höchster Alarmbereitschaft verharrten, gingen die anderen mit unterschwelliger Angst daran, alle Spuren zu verwischen, die den Fremden eventuell die Möglichkeit einräumen konnten, den Kurs des Sternenschiffes bis zur Erde zurückzuverfolgen.
    Das fremde Schiff repräsentierte eine Kultur, die fähig war, interstellare Raumreisen durchzuführen. Und da die seit mehr als fünftausend Jahren zurückliegende Explosion in diesem Gebiet alles Leben ausradiert haben mußte, konnte das nur bedeuten, daß sie aus einem weiter entfernt liegenden Sonnensystem kommen mußten. Und ihre Reise hatte – ebenso wie die des irdischen Schiffes – wissenschaftliche Ziele. Etwas anderes konnte man in diesem Nebel einfach nicht suchen.
    Das bedeutete, daß ihre Entwicklung der der Menschen zumindest ebenbürtig war, daß sie vielleicht bereit waren zu handeln oder zu tauschen, und das in Freundschaft. Aber ebenso würden sie vielleicht annehmen, daß die Existenz der Menschheit eine potentielle Gefahr für ihre eigene Rasse darstellte. Beide Möglichkeiten waren vorhanden: sie konnten Freunde, aber auch Todfeinde werden. Jedes Volk war und blieb, selbst wenn man es nicht wahrhaben wollte, eine unterschwellige Gefahr für das andere. Und die einzige Möglichkeit, einer Gefahr zuvorzukommen, besteht darin, daß man sie von vornherein abschafft.
    Und hier im Crab-Nebel würde es zu einer Entscheidung kommen müssen. Hier würde sich entscheiden, auf welcher Basis man sich in der Zukunft verständigte. Wenn es gelang, freundschaftliche Beziehungen miteinander anzuknüpfen, war damit ein zum Tode verdammtes Volk gerettet, würde überleben, und beide konnten daraus einen Nutzen ziehen. Aber zuerst würde es zu einer entscheidenden Begegnung kommen müssen – und dann mußte immer noch mit Verrat gerechnet werden. Es war Vertrauen nötig. Keines der beiden Schiffe würde zu seiner Heimat zurückkehren, ehe es sich nicht von den guten Absichten des anderen hundertprozentig überzeugt hatte. Niemand würde ein Risiko eingehen. Die einzige Sicherheit, die absolute Gewißheit, nicht betrogen zu werden, war die Zerstörung des anderen. Oder die Selbstvernichtung.
    Aber im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Krieg würde auch die Zerstörung das Problem für die Zukunft nicht lösen. Sowohl die Menschen der Erde als auch die Fremden verfügten über interstellare Schiffstriebwerke. Ergo auch über Atomwaffen. Und die Fremden hatten Suchstrahlen und ein ausgezeichnetes Nachrichtensystem. Über welche Waffen verfügten sie? Welchen Stand hatte ihre Kultur erreicht? Wie sahen sie aus? Bestand überhaupt die Möglichkeit freundschaftlicher Handelsbeziehungen? Oder war man voneinander so verschieden, daß man einem Krieg überhaupt nicht ausweichen konnte? Wenn eine friedliche Entwicklung möglich war – welchen Schritt mußte man dazu tun?
    Die Mannschaft der Llanvabon suchte nach Antworten zu all diesen Fragen – und daß es auf dem anderen Schiff nicht anders aussah, daran zweifelte niemand mehr. Aber die wichtigste Frage blieb die nach der Position der Heimatwelt des anderen. Im Falle eines interstellaren Krieges konnte dies ausschlaggebend sein. Aber natürlich waren andere Fragen nicht weniger wichtig.
    Die Tragik dieses ersten Kontaktes lag darin, daß niemand wußte, wie er seinen vorhandenen guten Willen beweisen konnte, ohne die eigene Sicherheit aufs Spiel zu setzen.
    So herrschte zwischen den beiden Schiffen lediglich eine Art Waffenstillstand, in dem die Fremden die Llanvabon beobachteten und die Leute der Llanvabon die Fremden. Nur der kugelförmige Roboter schwebte zwischen ihnen leuchtend in der Leere. Er wurde unablässig von der Llanvabon aus beobachtet. Damit war der erste Schritt getan.
    Sie machten rasch Fortschritte, und Tommy Dort war der erste, der einen Bericht liefern konnte. Nachdem seine eigentliche Spezialaufgabe beendet war, hatte man ihn beauftragt, über das Problem der Kontaktaufnahme mit den fremden Entitäten zu arbeiten. Zusammen mit dem Schiffspsychologen betrat er den Kontrollraum des Kapitäns und erklärte ihm, in welcher Weise er vorgegangen war. Wie immer herrschte auch diesesmal die gedämpfte, rote Beleuchtung der Instrumentenkonsolen in der Zentrale vor. Sämtliche an den Wänden befestigten

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