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Titan 09

Titan 09

Titel: Titan 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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daß sie in jede gewünschte Richtung geschwenkt werden konnten. Des weiteren hatte ein unbekanntes Genie aus dem Maschinenraum eine Möglichkeit ausfindig gemacht, die komplette Schiffsenergie der Llanvabon auf die Blaster umzuleiten, was ihnen eine Vernichtungskraft ermöglichte, die weit über dem Normalwert lag. Theoretisch war die Reichweite der Waffen nun verdoppelt worden, und ihre Schußkraft ohne Begrenzung. Mehr konnte man aber auch in diesem Moment nicht tun.
    Die zweite Gruppe hatte allerdings mehr zu tun. Sämtliche Sternkarten und Navigationsinstrumente, von denen man irgendwelche Werte ablesen konnte, sämtliche von Tommy Dort hergestellten Fotografien, alle Rechendiagramme, jede Notiz, die auch nur einen vagen Hinweis auf die Koordinaten der Erde beinhaltete, wurde für die Vernichtung bereitgelegt. Man verpackte sie in versiegelten Boxen, die sich bei unbefugter Berührung sofort entzünden würden, ohne daß es eine Möglichkeit gab, aus den Ascheresten irgendwelche Rückschlüsse zu ziehen. Im Falle eines Sieges der Llanvabon waren die Behälter natürlich – unter Zuhilfenahme eines komplizierten Prozesses – wieder zu öffnen.
    Auf der gesamten Außenhülle des Schiffes wurden Atombomben placiert. Falls die Mannschaft mit einer Waffe getötet werden sollte, die das Schiff selbst unbeschädigt ließ, würden die Bomben in dem Moment explodieren, in dem man das Schiff in die Nähe des anderen brachte. Im Innern der Llanvabon selbst befanden sich keine scharfgemachten Atombomben. Vier Männer in Raumanzügen standen bereit, um jedes plötzliche Leck in der Schiffswand sofort abdichten zu können, falls ein plötzlicher, unerwarteter Angriff erfolgte.
    Ein solcher Angriff war allerdings nicht zu erwarten, wenn man der freundlichen Art des fremden Kapitäns Glauben schenken konnte. Er hatte ihnen deutlich zu verstehen gegeben, daß er von Lügen nichts hielt. Und der Kapitän der Llanvabon hatte diese Freundlichkeit zwanglos erwidert. Jeder hatte klar ausgedrückt – und es vielleicht sogar ehrlich gemeint –, daß er sich nichts anderes wünschte, als daß zwischen ihren beiden Rassen Freundschaft herrschen möge, aber keiner hatte den anderen auch darüber im unklaren gelassen, daß er nichts unversucht lassen konnte, die Koordinaten seines Heimatplaneten zu erfahren. Und keiner zweifelte daran, daß der andere auch dazu in der Lage war. Weil beide Männer sich gegenüber dem anderen verpflichtet fühlten, die Wahrheit zu sagen, konnte keiner von ihnen dem anderen bedingungslos trauen. Sie mußten kämpfen, weil es keinen anderen Ausweg für sie gab.
    Natürlich hätten sie den Ausgang der Konfrontation dadurch beeinflussen können, indem sie sich fairerweise ihre Informationen zuspielten. Konnte aber der eine nachprüfen, ob der andere die Wahrheit sagte? Zwar hatte der beiderseitige Informationsfluß einiges an neuem Wissen erbracht, aber Hinweise auf Waffen, Mannschaftsstärke und Fähigkeiten beider Schiffe waren tunlichst unterblieben. Und keiner hatte auch nur die Entfernung seines Sonnensystems vom Crab-Nebel erwähnt. Sie hatten Informationen ausgetauscht, aber sie hatten von Anfang an gewußt, daß dennoch ein Kampf auf Leben und Tod folgen würde, bei dem jedes Schiff zu demonstrieren versuchte, wie mächtig und stark die eigene Zivilisation sei, um durch Abschreckung Eroberungsgelüste der anderen von vornherein zu verunsichern.
    Trotz allem war es für Tommy Dort immer wieder faszinierend, welche Wege die Gehirne der Fremden beschritten. Je mehr er über den Kodiergeräten schwitzte, desto öfter fiel ihm, wenn er die gespeicherten, sich selbst wieder einordnenden Wortkarten betrachtete, auf, wie sehr sie doch einander glichen. Er hatte die Fremden bisher lediglich über den Visischirm gesehen, und dabei auch nur in einem Licht, das sich nur in einem Bruchteil unterschied von dem, das sie gewohnt waren. Er selbst mußte den Fremden wiederum sehr seltsam erscheinen: in einem sich wandelnden Glanz, der für die Fremden wie ein dunkles Ultraviolett wirken mußte. Aber ihre Gehirne arbeiteten auf gleicher Basis. Sie waren einander unglaublich ähnlich. Tommy fühlte eine spontane Sympathie und sogar so etwas wie eine starke Freundschaft gegenüber den durch Kiemen atmenden, kahlköpfigen und ironischen Kreaturen des schwarzen Raumschiffes.
    Durch diese von einer Art Hoffnungslosigkeit vorangetriebenen geistigen Freundschaft kam er dazu, die Probleme, die zwischen ihnen existierten,

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