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Titan 09

Titan 09

Titel: Titan 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg , Wolfgang Jeschke
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vorurteilslos vor sich auf den Tisch zu legen. Er glaubte zunächst einmal nicht daran, daß die Fremden irgendein instinktives Bedürfnis hatten, die Menschheit zu zerstören. Tatsächlich hatte eine Auswertung der Kommunikation zwischen beiden Rassen ergeben, daß sich zwischen beiden Besatzungen ein Verhältnis ergeben hatte, das man mit dem zweier feindlicher Soldaten während eines Waffenstillstandes auf der Erde vergleichen konnte. Weder die Menschen noch die Fremden hatten irgendeine Art von Feindseligkeit zu spüren bekommen. Aber der Grund, aus dem beide töten oder getötet werden mußten, hatte einen strikt logischen Grund.
    Tommy nahm an seinem Schreibtisch Platz und begann – in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit – aufzulisten, welche Dinge die Menschheit in Erfahrung bringen mußte. Das erste war natürlich die Nachricht, daß man auf eine fremde Rasse gestoßen war. Zweitens die Lokalisierung der fremden Kultur innerhalb der Milchstraße. Drittens mußten der Erde soviel Informationen wie möglich über die Fremden gegeben werden. An Punkt drei wurde bereits mit Volldampf gearbeitet, aber Punkt zwei war wahrscheinlich unmöglich zu erledigen. Punkt eins würde sich überhaupt nur dann erledigen lassen, wenn die Llanvabon den Kampf überstand.
    Und auch in diesem Falle galt für die Fremden das gleiche. Auch sie mußten ihrer Heimatwelt die Nachricht von der Entdeckung einer anderen raumfahrenden Rasse mitteilen, alle Informationen über deren Kultur sammeln und den Standort ihres Planeten herausbekommen, um gegen einen zukünftigen Überraschungsangriff gewappnet zu sein. Und die Probleme, die sich mit der Erledigung dieser drei Punkte ergaben, waren mit denen der Llanvabon identisch. Auch die Fremden würden den Ausgang der Schlacht abzuwarten haben.
    Es gab keinen anderen Weg als den, den alle Beteiligten als unbehaglich empfanden. Während die Erdenmenschen keine andere Problemlösung sahen als die Zerstörung des schwarzen Schiffs, gab es für die Fremden keine andere Chance als die Vernichtung der Llanvabon. Und dennoch erkannte Tommy Dort, über seine Liste gebeugt, daß auch dies für keine der Parteien eine befriedigende Endlösung war. Am besten würde es natürlich sein, wenn man das fremde Schiff zur Erde mitnehmen könnte, um es dort eingehend zu studieren. Das könnte sicherlich mit dazu beitragen, das Problem Nummer drei zu lösen. Dennoch konnte er sich mit einem solch durchschlagenden Sieg nicht anfreunden. Der Gedanke an die Tötung eines nichtmenschlichen Wesens, das menschliche Witze verstand, mißfiel ihm gründlich. Und außerdem war es ihm ein Greuel, sich vorzustellen, daß die Erde nach ihrer Rückkehr eine Schlachtflotte ausschickte, um eine Kultur zu zerstören, weil sie in ihr einen potentiellen Gegner sah. Der pure Zufall, daß sich zwei bislang unbekannte Völker, die sich unter normalen Umständen sicher ganz anders verhalten hätten, durfte einfach keine Situation heraufbeschwören, die nur mit dem Resultat enden konnte, daß das eine diese Begegnung nicht überlebte.
    Tommy zermarterte sich das Gehirn auf der Suche nach einer Antwort, die für alle befriedigend war. Es mußte einfach eine friedliche Lösung geben! Es war einfach absurd, daß hier zwei Raumschiffe, die überhaupt nicht dazu geschaffen waren – dazu gezwungen wurden, aufeinander loszugehen, bloß damit das überlebende anschließend mit der Nachricht nach Hause zurückkehren konnte, es habe irgendwo im All einen Kontakt mit einer anderen Rasse gehabt, woraufhin man sich bis an die Zähne bewaffnen würde und in der ständigen Angst leben müßte, von den anderen eines Tages entdeckt und in einen Krieg hineingezogen zu werden.
    Wenn man beide Rassen von diesem Zusammentreffen informieren könnte, und jede von der anderen erfuhr, daß keiner gewillt war, einen Kampf auszutragen – wenn man in die Lage kam, miteinander Verhandlungen zu führen, ohne gleichzeitig seine Koordinaten preiszugeben, bis es eine Möglichkeit gab, dem anderen das uneingeschränkte Vertrauen zu schenken…
    Es war unmöglich. Wunschdenken und Tagträumerei. Purer Nonsens. Aber es war solch anziehender Unfug, daß Tommy Dort nicht zögerte, ihn in den Kodierer zu geben und ihn zu seinem Freund Buck hinüberzusenden, der die Nachricht einige hunderttausend Meilen entfernt in seinem Schiff, das hinter den Schleiern des Nebels verborgen lag, empfing.
    »Klar«, erwiderte Buck, und die vom Dekodierer ausgestoßenen Wortkarten ratterten

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