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Titan 11

Titan 11

Titel: Titan 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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auf!‹ schrie sie uns an. ›Hört auf, über diesen mongoloiden Idioten zu sprechen! Er nutzt niemandem etwas, noch nicht einmal sich selbst. Wie konnte ich je glauben, daß er von mir ist?‹
    ›Janie, hol die Ratten!‹ sagte ich.
    Etwas raschelte hinter der Anrichte. Miß Kew schlug die Hände vors Gesicht und sank auf den Stuhl zurück. ›Keine Ratten‹, sagte sie, ›es gibt hier keine Ratten.‹
    Dann quiekte etwas, und sie drehte völlig durch. Haben Sie jemals einen völlig durchdrehen sehen?«
    »Ja, das habe ich«, sagte Stern. »Ich war so wütend, wütender konnte ich gar nicht mehr werden, aber das war fast zuviel für mich. Sie hätte Baby nicht fortschicken dürfen. Es dauerte ein paar Stunden, bis sie sich soweit gefaßt hatte und das Telefon bedienen konnte, aber wir hatten Baby vor dem Mittagessen wieder zurück.« Ich lachte.
    »Was ist daran so spaßig?«
    »Danach schien sie sich niemals so richtig daran erinnern zu können, was eigentlich mit ihr geschehen war. Drei Wochen später hörte ich sie zu Miriam sagen, daß das Haus gebebt hätte. Gott sie Dank hätte sie gerade zu diesem Zeitpunkt Baby zu einer ärztlichen Untersuchung geschickt, sonst hätte das arme Ding sich vielleicht noch verletzt. Ich denke, sie glaubte wirklich an das, was sie sagte.«
    »Wahrscheinlich. Das ist meistens so. Wir glauben nichts, was wir nicht glauben wollen.« »Wieviel von dem, was ich Ihnen erzählt habe, glauben Sie mir eigentlich?« fragte ich ihn plötzlich. »Ich habe dir doch schon gesagt, daß das unwichtig ist. Ich will nichts glauben oder auch nicht glauben.« »Sie haben mich noch nicht gefragt, wieviel ich davon glaube.« »Das muß ich auch nicht. Du hast dir schon deine eigene Meinung darüber gebildet.« »Sind Sie eigentlich ein guter Psychotherapeut?« »Ich glaube schon«, sagte er. »Wen hast du getötet?«
    Die Frage traf mich völlig überraschend. »Miß Kew«, sagte ich, und dann verfluchte und beschimpfte ich mich sofort. »Das wollte ich Ihnen eigentlich nicht sagen.«
    »Reg dich darüber nicht auf«, meinte er. »Warum hast du es getan?«
    »Um das herauszufinden, kam ich zu Ihnen.«
    »Du mußt sie wirklich gehaßt haben!« Ich fing zu weinen an. Fünfzehn Jahre alt und so zu heulen! Er ließ mir Zeit, bis alles heraus war. Zuerst schluchzte und heulte ich, bis mir die Kehle schmerzte. Es war schlimmer, als wenn mir bei einer Erkältung die Nase lief. Und schließlich sprudelten die Worte nur so aus mir heraus.
    »Wissen Sie, woher ich komme? Meine erste Erinnerung war ein Schlag auf den Mund. Ich kann sie immer noch auf mich zukommen sehen, eine Faust, so groß wie mein Kopf. Weil ich weinte. Seitdem hatte ich immer Angst davor gehabt zu weinen. Vielleicht weinte ich, weil ich hungrig war. Oder fror. Danach kamen große Schlafsäle. Wer am besten stehlen konnte, bekam am meisten. Eine unwahrscheinliche Tracht Prügel, wenn man böse war, eine Belohnung, wenn man brav war. Die Belohnung bestand darin, allein gelassen zu werden. Versuchen Sie mal, so zu leben! Versuchen Sie so zu leben, daß die größte und wunderschönste Sache auf dieser verdammten Welt ist, allein gelassen zu werden!
    Dann die Zeit mit Lone und den Kindern. Es war wunderbar, ich gehörte zu jemandem. Das war mir noch nie passiert. Zwei gelbe Glühbirnen und ein Feuer strahlten so hell wie die ganze Welt. Mehr ist nicht da, und mehr braucht man auch nicht.
    Dann die große Veränderung: saubere Kleider, gekochtes Essen, fünf Stunden am Tag Schule. Kolumbus und König Artus und ein Buch aus dem Jahre 1925 über Bürgerrecht und Geschichte. Über dem allem hängt ein großer viereckiger Eisklumpen, und man sieht ihn an den Ecken schmelzen und weiß, das ist wegen uns. Miß Kew… verdammt, sie hatte viel zu viel Selbstbeherrschung, um wegen uns zu weinen, aber dieses Gefühl war da. Lone gab auf uns acht, weil wir einfach zu seinem Leben gehörten. Miß Kew gab auf uns acht, aber nicht, weil wir so lebten wie sie, sondern weil sie es wollte.
    Sie hatte eine schreckliche Auffassung von ›Recht‹ und eine falsche von ›Unrecht‹, aber sie lebte danach und hoffte, daß Ihre Auffassungen uns zugute kommen würden. Wenn sie uns einmal nicht verstand, glaubte sie, es sei ihre eigene Schuld…, und es gab ziemlich viel, was sie nicht verstand und niemals verstehen konnte. Was gut ging, war unser Erfolg. Wenn es nicht klappte, war es ihre Schuld. Dieses letzte Jahr war… hm, wirklich gut.«
    »Und?«
    »Und ich

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