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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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das nicht zugesagt. Es sah so kalt aus.«
    »Das ist es aber, glaube ich, nicht. Schließlich ist die Erde ziemlich nahe bei der Sonne, und es heißt immer, die Atmosphäre dort sei dick genug, um die Wärme festzuhalten. Ich muß zugeben, daß ich persönlich nicht gerade davon erbaut wäre, mit nichts außer Kleidern am Leib unter einem offenen Himmel herumzulaufen. Aber anscheinend mögen die das.«
    »Flachländer sind verrückt!«
    »Die reden immer von Bäumen, großen braunen Stengeln, und den Winden, Luftbewegungen, weißt du.«
    »Strömungen meinst du wohl. Die können die ruhig behalten.«
    »Ist auch nicht wichtig. Was ich sagen wollte, ist nur, daß sie es so schön beschreiben, fast leidenschaftlich. Ich hab’ mich oft gefragt, wie mag das wirklich sein? Werde ich das jemals fühlen, oder ist das etwas, das nur Erdenmenschen empfinden können? Ich hatte so oft das Gefühl, daß mir da irgend etwas Wesentliches entginge. Jetzt weiß ich, wie das sein muß. Das hier ist es. Völliger Frieden inmitten eines Universums, das von Schönheit erfüllt ist.«
    »Denen würde das nicht gefallen«, sagte Rioz. »Den Flachländern, meine ich. Die sind so an ihre eigene lausige kleine Welt gewöhnt, daß sie es überhaupt nicht schätzen könnten, hier zu schweben und auf den Saturn hinunterzublicken.« Er zog die Beine an und begann sich langsam um seinen Schwerpunkt zu drehen, ganz langsam ging das und war ungemein beruhigend.
    Nach einer Weile meinte Long: »Ja, das glaube ich auch. Sie sind Sklaven ihres Planeten. Selbst wenn sie zum Mars kämen, würden erst ihre Kinder frei sein. Eines Tages wird es Sternenschiffe geben; große, mächtige Maschinen, die Tausende von Leuten tragen und die jahrzehntelang ihr inneres Gleichgewicht erhalten könnten, vielleicht jahrhundertelang. Die Menschheit wird sich durch die ganze Galaxis ausbreiten. Aber die Leute werden ihr Leben an Bord verbringen müssen, bis neue Methoden des interstellaren Fluges entwickelt sind, und so werden es Marsianer sein, nicht planetengebundene Erdenmenschen, die einst das Universum kolonisieren werden. Das ist unausweichlich. Es muß so sein.«
    Aber Rioz gab keine Antwort. Er war wieder eingeschlafen, schwebte langsam sich drehend eine halbe Million Kilometer über dem Saturn durch das Nichts.
     
     
7
     
    Auf dem Ringfragment arbeiten zu müssen, war die Kehrseite der Medaille. Die Gewichtslosigkeit, der Frieden und die Abgeschiedenheit des Schwebens im Weltraum mußte mit etwas vertauscht werden, wo es weder Frieden noch Abgeschiedenheit gab. Selbst die Gewichtslosigkeit, die auch hier herrschte, wurde dort eher zum Fegefeuer als zum Paradies.
    Sie brauchen nur einmal zu versuchen, mit einem normalerweise nicht tragbaren Hitzeprojektor umzugehen. Hier konnte man ihn schon heben, wenn er auch zwei Meter hoch und ebenso breit war und fast nur aus massivem Metall bestand. Hier wog er ja nur ein paar Gramm. Aber seine Massenträgheit war genau die gleiche, die sie immer gewesen war, und das bedeutete, daß der Projektor, wenn man ihn nicht sehr geschickt und energisch anfaßte, sich einfach weiterbewegte und einen mitnahm. Und dann mußte man das Pseudo‐Grav‐Feld des Anzugs einschalten, um ruckartig zum Stillstand zu kommen.
    Keralski hatte das Feld etwas zu hoch geschaltet und kam etwas zu unsanft herunter, und der Projektor landete in einem gefährlichen Winkel. Sein gequetschter Knöchel war der erste Unfall der Expedition.
    Rioz fluchte fließend und fast unablässig. Er hatte immer wieder das Bedürfnis, sich mit dem Handrücken über die Stirn zu streichen, um den Schweiß wegzuwischen, der sich dort sammelte. Ein paarmal hatte er dem Impuls nachgegeben, und dann war jedesmal das Metall krachend mit dem Silicon zusammengetroffen, und das Geräusch hatte laut durch seinen Anzug gehallt, aber sonst hatte er damit natürlich nichts erreicht. Die Desikkatoren in seinem Anzug arbeiteten natürlich mit Höchstleistung und nahmen das Wasser auf, und lieferten Flüssigkeit, die durch einen Ionenaustauscher gelaufen war und der auch die nötige Salzmenge zugeführt war.
    »Verdammt nochmal, Dick, warte doch, bis ich es sage, ja!« schrie Rioz.
    Und Swensons Stimme hallte in seinen Ohren: »Nun, wie lang soll ich denn noch hier sitzen?«
    »Bis ich es sage«, erwiderte Rioz gereizt.
    Er schaltete das Pseudo‐Grav hoch und hob den Projektor ein Stück an. Dann schaltete er den Pseudo‐Grav zurück und vergewisserte sich, daß der Projektor

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