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Titan 12

Titan 12

Titel: Titan 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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gelingen, sich aus dem Schwerefeld des Saturn zu lösen?
    Das Trinkwasser begann knapp zu werden, wenn sie auch jederzeit welches aus dem Eis herausdestillieren konnten. Aber auch die Lebensmittelvorräte waren nicht mehr besonders reichlich.
    Er blieb stehen, blickte zum Himmel auf, strengte seine Augen an. Wurde das Objekt größer? Er sollte die Distanz messen. Aber er hatte nicht den Mut, auch noch dieses Problem in Angriff zu nehmen. Es gab dringenderes zu tun.
    Aber die Moral war wenigstens hoch. Den Männern schien es Freude zu bereiten, hier draußen zu sein. Sie waren die ersten Menschen, die so weit vorgedrungen waren, die ersten, die die Asteroiden hinter sich gelassen hatten, die ersten, die den Jupiter mit nacktem Auge als Scheibe gesehen hatten, die ersten, die den Saturn umkreisten…
    Er hatte nicht erwartet, daß fünfzig praktisch veranlagte, hartgesottene Müllsammler sich die Zeit nehmen würden, solche Gefühle zu empfinden. Aber sie taten es. Und sie waren stolz darauf.
    Zwei Männer und ein halb vergrabenes Schiff glitten den näherrückenden Horizont herauf.
    Er rief ihnen zu: »He, ihr dort!«
    Rioz antwortete: »Bist du das, Ted?«
    »Wer denn sonst? Ist das Dick?«
    »Sicher. Komm nur, setz dich. Wir wollten gerade mit dem Aneisen beginnen und brauchen eine Ausrede, um es noch ein wenig hinauszuzögern.«
    »Ich nicht«, wandte Swenson ein. »Wann geht es nach Hause, Ted?«
    »Sobald wir fertig sind. Das ist keine Antwort, wie?«
    »Wahrscheinlich gibt es eben keine andere«, meinte Swenson niedergeschlagen. Long blickte auf und starrte den unregelmäßigen hellen Flecken am Himmel an.
    Rioz folgte seinem Blick. »Was ist denn?«
    Long ließ sich eine Weile mit der Antwort Zeit. Der Himmel war sonst schwarz, und die Ring‐Fragmente hingen wie orangefarbener Staub davor. Saturn stand mehr als drei Viertel unter dem Horizont, und die Ringe gingen mit ihm. Einen Kilometer entfernt jagte ein Schiff an dem eisigen Rand des Planetoiden entlang in den Himmel, wurde vom Saturnlicht orangerot beleuchtet und sank dann wieder hinunter.
    Der Boden zitterte leicht unter ihnen. »Stört dich etwas an dem Schatten?« fragte Rioz.
    So nannten sie es. Es war das nächste Fragment der Ringe, ganz nahe, wenn man bedachte, daß sie sich am äußeren Rand der Ringe befanden, wo die Stücke ziemlich dünn verteilt waren. Es war vielleicht dreißig Kilometer von ihnen entfernt, ein gezackter Berg, dessen Umrisse deutlich sichtbar waren.
    »Wie sieht er denn für dich aus?« fragte Long.
    Rioz zuckte die Achseln. »In Ordnung. Ich wüßte nicht, was da nicht stimmen sollte.«
    »Findest du nicht, daß er größer wird?«
    »Warum sollte er das?«
    »Nun, tut er das nicht?« beharrte Long.
    Rioz und Swenson starrten ihn nachdenklich an. »Er sieht größer aus«, sagte Swenson dann. »Das redest du uns bloß ein«, meine Rioz. »Wenn er größer würde,
    würde er ja näher kommen.«
    »Und was ist daran unmöglich?«
    »Diese Dinger sind in stabilen Orbits.«
    »Das waren sie, bis wir hierher kamen«, sagte Long. »Da, hast du das gespürt?«
    Der Boden hatte wieder gezittert.
    »Wir sprengen jetzt seit einer Woche an diesem Ding herum«, sagte Long. »Zuerst landeten zwanzig Schiffe darauf, das hat natürlich seine Bahn etwas verändert. Nicht besonders gravierend natürlich. Dann haben wir Stücke weggeschmolzen, und unsere Schiffe haben sich hineingebohrt – noch dazu alle an einem Ende. Es kann durchaus sein, daß wir in einer Woche seinen Orbit eine Kleinigkeit verändert haben. Die beiden Fragmente, dieses hier und der Schatten, könnten sich aufeinander zubewegen.«
    »Er hat genügend Platz, um uns zu verfehlen.« Rioz blickte nachdenklich zum Himmel. »Außerdem, wenn wir nicht genau sagen können, daß er größer wird, wie schnell bewegt er sich dann? Relativ zu uns, meine ich.«
    »Er braucht sich nicht schnell zu bewegen. Sein Trägheitsmoment ist ebensogroß wie das unsere. Es wird uns also, ganz gleich, wie sacht er uns berührt, völlig aus unserem Orbit verdrängen, vielleicht in Richtung auf den Saturn zu. Und da wollen wir ganz bestimmt nicht hin. Außerdem ist Eis kein besonders stabiler Stoff; es könnte also sein, daß beide Planetoiden in tausend Stücke zerspringen.«
    Swenson stand auf. »Verdammt, wenn ich feststellen kann, wie sich eine Raketenstufe in einer Distanz von fünfzehnhundert Kilometern bewegt, dann kann ich auch sagen, was ein Berg in dreißig Kilometern Abstand tut.« Er

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