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Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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endete das Abendessen schließlich, ohne seinen Abend oder sein überladenes Verdauungssystem völlig zu ruinieren.
    Und nachher waren sie in Bigelows überladenem Wohnzimmer sogar durchaus sympathische Gesellschafter. Tanaquil Bigelow konsultierte zuerst ihre Kinder und sah dann in ihrem Rationsbuch nach, und verkündete anschließend, daß sie sich zunächst den Auftritt von zwei Robot-Tänzern und anschließend ein Roboter-Kammerquartett zu Gemüte führen würden. Morey richtete sich auf das Schlimmste ein, stellte aber, noch ehe die Tänzer ihre Vorführung beendet hatten, fest, daß er sich sogar amüsierte. Das war eine neue Lektion für Morey: Wenn man ihnen nicht zusehen mußte, waren die Roboter sogar durchaus amüsant!
    »Gute Nacht, ihr Lieben«, sagte Tanaquil Bigelow entschieden zu den Kindern, als die Tänzer ihren Auftritt beendet hatten. Tony und Dick streikten natürlich, gingen aber dann doch. Freilich dauerte es nur ein paar Minuten, bis einer von ihnen zurückkam und an Moreys Ärmel zupfte.
    Morey sah den Jungen etwas verstört an, er hatte wenig Erfahrung mit Kindern. »Äh – was ist denn, Tony?« fragte er.
    »Dick heiße ich«, korrigierte ihn der Junge. »Gib mir ein Autogramm.« Er schob Morey ein ledergebundenes Buch und einen vulgär mit Juwelen besetzten Stift hin.
    Morey unterschrieb benommen, und das Kind rannte weg. Morey starrte ihm so entgeistert nach, daß Tanaquil Bigelow lachte und erklärte: »Er hat Ihren Namen in Porfirios Spalte gelesen. Dick betet Porfirio an, er liest seine Spalte jeden Tag. Er ist wirklich ein intelligenter Junge. Wenn ich nicht dafür sorgen würde, daß er mit seiner Eisenbahn spielt und fernsieht, würde er die ganze Zeit seine Nase in Bücher stecken.«
    »Das war recht nett geschrieben«, meinte Walter Bigelow – ein wenig neidisch vielleicht, dachte Morey. »Ich wette, Sie schaffen’s zum Verbraucher des Jahres. Ich wünschte«, seufzte er dann, »wir könnten unsere Zuteilungen auch ein wenig übertreffen, so, wie Sie das geschafft haben. Aber es klappt einfach nicht. Wir essen und spielen und verbrauchen wie die Verrückten, aber am Monatsende sind wir dann doch noch ein wenig hintennach – alles stapelt sich auf –, und dann schickt der Ausschuß uns eine Warnung, und man läßt mich kommen, und ehe ich mich versehe, habe ich ein paar hundert Strafpunkte, und wir sind schlimmer dran als vorher.«
    »Reg dich nicht auf«, erwiderte Tanaquil gelassen. »Schließlich ist das Verbrauchen nicht alles im Leben. Du hast auch deine Arbeit.«
    Bigelow nickte und bot Morey einen weiteren Drink an. Aber Morey wollte nichts mehr trinken. Er fühlte sich so pudelwohl, und zwar nicht wegen des Alkohols, sondern weil er sich mit der ganzen Welt im Einklang fühlte.
    Plötzlich sagte er: »Hören Sie zu.«
    Bigelow blickte von seinem Glas auf. »Mhm?«
    »Wenn ich Ihnen jetzt ein Geheimnis offenbare, behalten Sie es dann für sich?«
    »Nun, ich denke doch, Morey«, brummte Bigelow.
    Doch seine Frau übertönte ihn: »Ganz bestimmt werden wir das, Morey. Natürlich! Was ist es denn?« Morey bemerkte ein Funkeln in ihren Augen. Er konnte es sich nicht erklären, beschloß aber, es zu ignorieren.
    »Was diesen Artikel betrifft«, meinte er. »Ich – ich bin gar kein solcher Spitzenverbraucher, müssen Sie wissen. Tatsächlich…« Plötzlich schienen alle Augen auf ihm zu ruhen. Einen qualvollen Augenblick lang fragte sich Morey, ob er jetzt wohl das Richtige tat. Ein Geheimnis, das zwei Leute kennen, ist in Gefahr, und ein Geheimnis, das drei Leute sich teilen, ist keines mehr. Trotzdem…
    »Es ist so«, sagte er mit fester Stimme. »Sie erinnern sich doch, wovon wir neulich bei ›Onkel Piggotty’s‹ sprachen? Nun, als ich nach Hause ging, ging ich die Treppe hinunter ins Roboterquartier und…« Und dann sprudelte es förmlich aus ihm heraus.
    Tanaquil Bigelow sagte triumphierend: »Ich habe es doch gleich gewußt!«
    Walter Bigelow warf seiner Frau einen leicht tadelnden Blick zu und erklärte nüchtern: »Da haben Sie eine große Leistung vollbracht, Morey. Eine mächtige Leistung. Wenn Gott so will, haben Sie unsere Gesellschaft, so, wie wir sie kennen, zum Tode verurteilt. Künftige Generationen werden den Namen Morey Fry verehren.« Er schüttelte Morey feierlich die Hand.
    Morey fragte benommen: »Was habe ich?«
    Walter nickte. Es wirkte wie ein Segen. Dann wandte er sich zu seiner Frau: »Tanaquil, wir müssen sofort eine außerordentliche

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