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Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Seide zu spüren. Neben einer würzigen Quelle zu ruhen und dir schmackhafte Nahrung bringen zu lassen. Schönes Obst von Vereen. Wein von Lell.«
    Sie bewegte sich nicht. Er sah, wie eine Träne eine helle Bahn durch den Schmutz ihrer Wange beschrieb.
    Er rief seine gelangweilten Diener und forderte sie auf, sie zu befreien und in seine Villa zu bringen. Er wandte ihrem wissenden Grinsen den Rücken zu und ging. Als man das Mädchen durch die innersten Tore seiner Villa brachte, war alles für sie bereit. Seine Dienerinnen übernahmen sie. In den weiten Gärten war Dämmerung, ehe man sie zu ihm brachte. Sie stand mit neu gefundenem Stolz da, hochgewachsen und stumm und schön.
    Er beobachtete sie, wie sie mit der präzisen, fast wilden Gier eines halbverhungerten Tieres aß. Man brachte den Wein. Sie war argwöhnisch, aber nach einer Weile verlor sie ihren Argwohn, und ihre Lippen schwollen an, und ihre Augen wurden glasig, und sie leerte das Glas jedesmal wieder, wenn er es aus der Karaffe füllte. Die Nacht kam, und er saß neben ihr. Sie lachte leer, als er sie liebkoste.
    »Es war nicht schwer, zu entkommen, nicht wahr?« fragte er.
    »Nein. Nicht schwer. Die Tore waren zerbrochen, die Wachen tot, und die Schiffe warteten. Nicht schwer.«
    »Wer zerbrach die Tore und tötete die Wachen?«
    Sie kicherte. »Oh, das soll ich noch keinem sagen. Nicht solange er nicht bereit ist. Nicht solange wir nicht die Nachricht erhalten haben.«
    »Mir kannst du es sagen, Leesha. Du wirst hier bei mir bleiben in Frieden, und es wird dir gutgehen. Zwischen uns wird es keine Geheimnisse geben. Mir kannst du es sagen.« Seine Stimme klang einschmeichelnd.
    Wieder kicherte sie leer. Dann ging in ihren Augen ein Vorhang herunter, und sie sackte aus seiner Umarmung weg. Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie. »Sag es mir!« schrie er sie an.
    Ihr Kopf sank zur Seite. Er ließ sie an den Rand des Brunnens fallen. Sie lag auf dem Rücken, und ihr Atem strich laut durch ihre geöffneten Lippen.
    Am Mittag des nächsten Tages schlurfte Deralan streng bewacht die Rampe des wartenden Schiffes hinauf und trat durch die Luke. Sein Gesicht trug tiefe Narben, war nicht zu erkennen. Rings um ihn drängten sich klagend die Sklaven. Die innere Tür schloß sich hallend. In dem engen Raum rümpfte Deralan angewidert die Nase. Nichts warnte vor dem Start. Sie glitten am Ende des unbeleuchteten Raums in einen wirren Haufen.
    Während er sich von den anderen freikämpfte, und eine freie Stelle auf dem Boden fand, fragte sich Deralan, was wohl aus ihm werden würde, wenn es ihm auf Simpar nicht gelang, seine wahre Identität zu beweisen.
    Seit Calna sich Andros Plan zu eigen gemacht hatte, verdrängte sie entschlossen jeden Gedanken daran, wie weit sie vom Pfade ihrer Ausbildung abgewichen war. Nur die bohrenden Kopfschmerzen, die sie manchmal in ihrer Plötzlichkeit förmlich blendeten, deuteten noch auf das Maß des Konflikts hin, der in ihr tobte.
    Andro hatte sich als erstaunlich gelehriger Schüler erwiesen. Manchmal hatte sie das Gefühl, als hätte er ihr ganzes Wissen von ihr genommen und es mit dem seinen vereint, um daraus eine Kraft zu schaffen, die alles überstieg, was sie je zuvor erlebt hatte. Er war es, der Simpar als das Symbol von allem ausgewählt hatte, was er am Reich verabscheute.
    Sie hatten das goldene Schiff tief in die Kruste des Planeten getrieben und warteten dort auf das Dröhnen gerichteter Energie, das ihnen verraten würde, daß man sie entdeckt hatte. Andro hatte das Gerät, das die kreisenden Elektronen zu Materie zusammenbrechen ließ, ohne die Energie freizugeben, dazu benutzt, den langen, schrägen Korridor nach oben zu treiben. Das Schiff lag völlig abgeschirmt hinter ihnen, tief in der Haut Simpars. Völlig unsichtbar und nicht zu entdecken.
    Gemeinsam hatten sie seinem Vorschlag folgend, als Sklavenkäufer von Lell verkleidet, die Pferche und die Auktionsplätze besucht. Obwohl ihre Ausbildung sie gegen das Leid auf unzivilisierten Planeten abgestumpft hatte, spürte Calna das Elend, das sie umgab.
    Andro, dessen Gesicht durch geschickte chirurgische Maßnahmen verändert worden war, stolzierte mit unversöhnlichem Grimm in den Augen durch die offenen Sklavenmärkte. Sie kannten die Gefahr, in der sie sich bewegten. Sollte seine Anwesenheit zu schnell bekannt werden, dann würden die Außenteams sie überwältigen, ehe sein Einfluß sich genügend verbreiten konnte, um eine

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