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Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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und studierte die glänzenden Gebilde und schickte schließlich einen Befehl an die Zentralmaschine. Dann sah sie zu, wie ihr großes Schiff in die Nacht hineintauchte.
    Schließlich dachte sie, konnte man ja auch zwei Spiele gleichzeitig spielen. In den Beziehungen zwischen den Menschen war der Kontrapunkt älter als in der Musik.
    Am ersten Tag starrte sie auf den äußersten Planeten einer blauweißen Sonne hinunter. Er schwebte in der Dunkelheit unter dem Schiff, eine luftlose Masse aus Felsen und Metall, kahl und schrecklich wie jeder beliebige Meteorit, eine Welt urtümlicher Schluchten und Berge, unberührt vom Atem des Lebens.
    Ihre Spähstrahlen zeigten nur Felsgestein, endloses Felsgestein, keine Spur einer Bewegung in Gegenwart oder Vergangenheit.
    Es gab drei weitere Planeten. Einer davon eine warme, grüne Welt, wo die Winde durch jungfräuliche Wälder seufzten und auf den Ebenen Tiere dahinschwärmten.
    Doch kein Haus zu sehen, und nirgends die aufrechte Gestalt eines menschlichen Wesens.
    Finster sprach die Frau ins Intercom: »Wie weit können unsere Spähstrahlen den Boden durchdringen? Ich will es genau wissen.«
    »Dreißig Meter.«
    »Gibt es irgendwelche Metalle, mit denen man dreißig Meter Erdreich simulieren kann?«
    »Einige, Edle Dame.«
    Enttäuscht unterbrach sie die Verbindung. An diesem Tag kam kein Anruf aus dem Psychologiehaus.
    Am zweiten Tag schwamm eine gigantische rote Sonne vor ihre ungeduldigen Blicke. Vierundneunzig Planeten kreisten in riesigen Bahnen um das majestätische Zentralgestirn. Zwei waren bewohnbar. Aber wieder gab es dort nur die Fülle an Wildnis und Tieren, wie man sie gewöhnlich nur auf Planeten findet, die noch unberührt von der Hand und dem Metall der Zivilisation sind.
    Der Chefzoologe meldete diese Tatsache mit seiner präzisen Stimme: »Der Prozentsatz an Lebewesen entspricht dem Durchschnitt von Welten, die nicht von intelligenten Geschöpfen bewohnt sind.«
    Die Frau herrschte ihn an: »Ist es Ihnen in den Sinn gekommen, daß man vielleicht bewußt dafür gesorgt hat, die Tierwelt reichlich zu erhalten, und daß man Gesetze erlassen haben könnte, die es verbieten, den Boden zu bearbeiten, und wäre es auch nur zum Vergnügen?«
    Sie erwartete keine Antwort und bekam auch keine. Und wieder kam keine Nachricht von Leutnant Neslor, der Chefpsychologin.
    Die dritte Sonne war weiter entfernt. Sie ließ die Geschwindigkeit auf zwanzig Lichttage pro Minute steigern – und erhielt einen Hinweis auf die Gefährlichkeit ihres Tuns, als das Schiff sich mit voller Fahrt in einen kleinen Sturm hineinwühlte. Er mußte klein gewesen sein, weil das Zittern des Metalls kaum angefangen hatte, als es auch schon wieder zu Ende war.
    »Es war davon die Rede«, sagte sie nachher zu den dreißig Kapitänen, die sich zur Sitzung versammelt hatten, »daß wir in die Heimatgalaxis zurückkehren und dort um eine Expedition bitten, die diese versteckten Schurken aufspürt.
    Einer der kläglicheren Berichte, die mir zu Ohren gekommen sind, enthält die Empfehlung, daß wir schließlich schon auf dem Nachhauseweg waren, als wir unsere Entdeckung machten, und daß die zehn Jahre, die wir in der Wolke verbracht haben, uns das Recht auf Urlaub eingetragen haben.«
    Ihre grauen Augen blitzten, und ihre Stimme wurde eisig. »Sie können versichert sein, daß diejenigen, die solchen Defätismus unterstützen, nicht diejenigen sind, die persönlich den Bericht über unser Scheitern an die Regierung seiner Majestät hätten vortragen müssen. Deshalb lassen Sie mich die schwachen Herzen und die Heimwehkranken versichern, daß wir, sollte sich das als notwendig erweisen, weitere zehn Jahre bleiben werden. Sagen Sie den Offizieren und der Mannschaft, daß sie entsprechend zu handeln haben. Das ist alles.«
    Wieder auf der Hauptbrücke angelangt, sah sie, daß immer noch kein Anruf aus dem Psychologiehaus eingetroffen war. Zorn und Ungeduld erfüllten sie, als sie die Nummer wählte. Aber als das distinguierte Gesicht von Leutnant Neslor auf dem Bildschirm erschien, zügelte sie sich und sagte nur:
    »Was geht vor, Leutnant? Ich warte ungeduldig auf weitere Informationen von dem Gefangenen.«
    Die Psychologin schüttelte den Kopf. »Nichts zu berichten.«
    »Nichts!« Man konnte die Verblüffung aus ihrer Stimme heraushören.
    »Ich habe zweimal um Erlaubnis gebeten«, kam die Antwort, »sein Bewußtsein aufzubrechen. Sie müssen gewußt haben, daß ich einen solch drastischen Schritt nicht

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