Titan 20
sogar auf ›Test‹-Basis gratis an Fernsehkolumnisten – selbst wenn Sie jedes Jota Ihrer Informationen unabhängig von der Spionage erwerben –, was ich übrigens immer noch nicht ganz ausgeschlossen habe. Wenn Sie jederzeit diese Brindisi -Leistung wiederholen können, werden wir Ihren Dienst exklusiv in Anspruch nehmen müssen. Um es kurz zu sagen, Mr. Stevens: Sie werden eine zivile Abteilung meines Büros werden.«
»Genau«, sagte Stevens und erwiderte Weinbaums Lächeln väterlich. »Das haben wir natürlich vorhergesehen. Aber wir müssen auch Verträge mit anderen Regierungen in Betracht ziehen. Ganz besonders Erskine. Wenn wir exklusiv für die Erde arbeiten sollen, wird unser Preis notwendigerweise einen Ausgleich dafür enthalten müssen, daß wir andere Kunden aufgeben.«
»Weshalb sollten Sie das? Patriotisch eingestellte Leute arbeiten mit Verlust für ihre Regierung, wenn sie nicht anders für sie tätig werden können.«
»Das ist mir wohl bewußt. Ich bin auch durchaus bereit, meine anderen Interessen aufzugeben. Aber ich verlange Bezahlung.«
»Wieviel?« sagte Weinbaum, dem plötzlich bewußt wurde, wie kräftig er seine Fäuste ballte, daß sie schmerzten.
Stevens schien zu überlegen, wobei er in fast greisenhafter Weise mit dem Kopf nickte. »Ich würde mich mit meinen Kollegen besprechen müssen. Aber vorläufig meine ich, daß eine Summe, die dem gegenwärtigen Etat Ihres Büros entspricht, ausreichen würde, vorbehaltlich weiterer Verhandlungen.«
Weinbaum fuhr mit geweiteten Augen in die Höhe. »Sie alter Pirat! Sie wissen verdammt genau, daß ich nicht meinen ganzen Etat für einen einzigen zivilen Dienst ausgeben darf! Ist Ihnen je in den Sinn gekommen, daß die meisten Zivilunternehmen, die für uns tätig sind, auf der Basis von Selbstkostenpreisen mit Gewinnzuschlag tätig sind, und daß unsere leitenden Zivilangestellten nach eigener Wahl nur einen Credit pro Jahr erhalten? Sie verlangen von Ihrer eigenen Regierung fast zweitausend Credits die Stunde und beanspruchen gleichzeitig den gesetzlichen Schutz, den die Regierung Ihnen bietet, um diesen Fanatikern auf Erskine die Chance zu geben, uns zu überbieten!«
»Der Preis ist nicht unvernünftig«, sagte Stevens. »Der Dienst ist seinen Preis wert.«
»Und das ist der Punkt, in dem Sie unrecht haben! Für uns arbeitet der Erfinder der Maschine. Für weniger als die Hälfte der Summe, die Sie fordern, können wir die Anwendung des Gerätes finden, mit der Sie Ihren Handel treiben wollen – dessen können Sie verdammt sicher sein.«
»Ein sehr gefährliches Vabanquespiel, das Sie da treiben, Captain.«
»Mag sein. Wir werden ja sehen!« Weinbaum funkelte das gelassene Gesicht des alten Mannes an. »Ich bin gezwungen, Ihnen mitzuteilen, daß Sie ein freier Mann sind, Stevens. Wir waren nicht imstande zu beweisen, daß Sie sich mit irgendwelchen illegalen Methoden in den Besitz Ihrer Information gesetzt haben. Sie hatten vertrauliche Fakten in Ihrem Besitz, aber keine vertraulichen Dokumente. Und Sie sind als Bürger natürlich berechtigt, Vermutungen anzustellen, und wären sie noch so exakt.
Aber über kurz oder lang werden wir Sie fangen. Wenn Sie vernünftig gewesen wären, hätten Sie sich möglicherweise in einer sehr guten Position mit einem gesicherten Einkommen bei uns einnisten können, so gesichert wie ein politisches Einkommen nur sein kann. Und obendrein hätte man Ihrer Person höchsten Respekt entgegengebracht. Jetzt andererseits unterliegen Sie der Zensur. Sie haben keine Ahnung, wie erniedrigend das sein kann. Aber ich werde dafür sorgen, daß Sie es in Erfahrung bringen. Es wird keine neuen Nachrichtenangebote für Dana Lje oder für sonst jemanden geben. Ich möchte jedes Wort sehen, das Sie jedem Kunden außerhalb des Büros zur Verfügung stellen. Jedes Wort, das ich gebrauchen kann, wird gebraucht werden, und Sie werden das vorgeschriebene Honorar von einem Cent pro Wort bekommen – denselben Preis, den das FBI für anonymen Klatsch bezahlt. Alles, das ich als unbrauchbar einstufe, wird ohne Freigabe abgewürgt werden. Am Ende werden wir über die Modifikation des Dirac verfügen, den Sie einsetzen. Und wenn es soweit ist, werden Sie pleite sein, so pleite, daß Sie sich eine Weile kein warmes Mittagessen mehr leisten können.«
Weinbaum hielt einen Augenblick lang inne und wunderte sich über seine eigene Wut.
Jetzt war Stevens’ Klarinettenstimme in dem fensterlosen Raum zu hören. »Captain,
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