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Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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beschränkt, mit derselben alten Geschwindigkeit durch die Zeit zu reisen. Er ist sich selbst nur ein Stückchen voraus.«
    »Sie haben darüber gründlich nachgedacht«, sagte Wald langsam. »Ich mag gar nicht daran denken, was passiert sein könnte, wenn eine weniger gewissenhafte Person auf den Piepser gestoßen wäre.«
    »Das war nicht in den Karten«, sagte Dana.
    In der Stille, die sich nun anschloß, empfand Weinbaum ein schwaches irrationales Gefühl der Enttäuschung, so als hätte etwas mehr versprochen, als es dann gehalten hatte – so wie der Geschmack von frischem Brot im Vergleich zu seinem Duft oder die Erkenntnis, daß Thor Walds schwedisches ›Volkslied‹ Nad-og-Dag in Wirklichkeit nur Cole Porters Night and Day in anderer Sprache war. Er erkannte das Gefühl: es war die vertraute Empfindung des Jägers, wenn die Jagd vorbei ist, die professionelle Version des geborenen Detektivs des post coitum triste . Aber als er dann die lächelnde Dana Lje noch einen Augenblick lang gemustert hatte, war er beinahe zufrieden.
    »Da ist noch etwas«, sagte er. »Ich will ja meine Skepsis nicht übertreiben – aber ich möchte sehen, wie das Ganze funktioniert. Thor, können wir ein Gerät von der Art aufbauen, wie Dana es beschreibt, und selbst einen Test durchführen?«
    »In einer Viertelstunde«, sagte Dr. Wald. »Der größte Teil der Einheit existiert bereits in Gestalt unseres großen Ultrawellenempfängers. Und es sollte keine Mühe bereiten, ein Hochgeschwindigkeitsbandgerät anzukoppeln. Ich mache das sofort.«
    Er ging hinaus. Weinbaum und Dana musterten einander einen Augenblick lang, so etwa wie fremde Katzen. Dann stand der Sicherheitsbeamte mit, wie er wußte, entschlossener Miene auf und griff nach den Händen seiner Verlobten, erwartete, daß sie sich wehrte.
    Jener erste Kuß war zumindest, was die Absicht anging, hauptsächlich pro forma . Aber als Wald schließlich ins Büro zurückkam, war an die Stelle des Buchstabens doch schon recht gründlich der Geist getreten.
    Der Wissenschaftler räusperte sich und stellte seine Last auf dem Schreibtisch ab. »Mehr ist nicht daran«, sagte er. »Aber ich mußte die ganze Bibliothek durchsuchen, um eine Dirac-Aufzeichnung zu finden, die den Piepser noch hatte. Noch einen Augenblick, während ich die Verbindung herstelle ...«
    Weinbaum nutzte die Zeit, um sich wieder auf das vorliegende Problem zu konzentrieren, was ihm freilich nicht ganz gelang. Dann begannen zwei Bandspulen wie ein Bienenschwarm zu summen, und das Geräusch des Dirac-Piepsers erfüllte den Raum. Wald hielt den Apparat an, nahm eine Schaltung vor und ließ das Band diesmal sehr langsam in entgegengesetzter Richtung laufen.
    Aus dem Lautsprecher kam ein fernes Stimmengewirr. Als Weinbaum sich gespannt nach vorne beugte, sagte eine Stimme klar und deutlich:
    »Hallo, Büro Erde. Lieutenant T. L. Matthews auf Station Herkules, NGC 6341, Sendedatum 13-22-2091. Wir haben den letzten Punkt der Bahnkurve eurer Rauschgiftschmuggler extrapoliert. Die Kurve deutet in ein kleines System, etwa fünfundzwanzig Lichtjahre vom Stützpunkt hier entfernt; nicht einmal einen Namen hat das Kaff auf unseren Karten. Unsere Spähersonden melden, daß der Heimatplanet wenigstens doppelt so gut befestigt ist, wie wir annahmen, also brauchen wir noch einen Kreuzer. Wir haben ein ›Einverstanden‹ im Piepser, warten aber, wie angeordnet, bis wir es in der Gegenwart bekommen. NGC 6341 Matthews Ende.«
    Nach dem ersten Augenblick der Verblüffung und des Staunens – denn kein noch so großes Maß intellektueller Bereitschaft hätte ihn auf die überwältigende Tatsache selbst vorbereiten können – hatte Weinbaum nach einem Bleistift gegriffen und angefangen, in höchstem Tempo zu schreiben. Als die Stimme sich abmeldete, warf er den Stift hin und sah Dr. Wald aufgeregt an.
    »In sieben Monaten«, sagte er und bemerkte erst jetzt, daß er wie ein Idiot grinste. »Thor, Sie wissen, wieviel Ärger wir mit dieser Nadel in dem Heuhaufen Herkules hatten! Dieser Trick mit der Bahnkurve wird etwas sein, das Matthews sich erst noch ausdenken muß – zumindest ist er bis jetzt nicht bei mir gewesen, und so wie die Dinge jetzt liegen, hätte kein Mensch daran gedacht, daß der Fall in sechs Monaten abgeschlossen sein könnte. Die Computer haben ausgespuckt, daß es wenigstens noch drei Jahre dauern würde.«
    »Das sind neue Daten«, nickte Dr. Wald feierlich.
    »Nun, dann mach weiter, in Gottes Namen! Ich will

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