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Titan 20

Titan 20

Titel: Titan 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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werden und sie dabei nur einen winzigen Bruchteil davon weitergeben, wenn die Welle in bestimmter Weise vom Durchschnitt abweicht. Ich rechnete eigentlich nicht damit, daß das auch bei dem Dirac-Piepser funktionieren würde, aber es ging: 90% ebenso verständlich wie die ursprüngliche Sendung, nachdem sie durch das Gerät kam. Ich hatte bereits genügend aus dem Piepser herausbekommen, um meinen Plan in die Tat umzusetzen – aber nicht jede Sprechnachricht stand zur Verfügung und war kristallklar: wenn man jede Tausendstel Sekunde einen Punkt auswählt, kann man sogar Musiksendungen aufnehmen – ein wenig schrill, aber ausreichend, um die Instrumente zu identifizieren – und das ist als Test eines Übertragungsgerätes recht brauchbar.«
    »Da ist ein Detail, das nicht ganz zum Rest paßt«, sagte Weinbaum, für den das Gespräch ein wenig zu technisch geworden war. »Dana, du sagst, du hättest gewußt, welchen Weg dieses Gespräch nehmen würde – und doch wird es nicht auf Dirac aufgezeichnet, und ich sehe auch keinen Anlaß dafür, später eine Zusammenfassung davon über Dirac zu senden.«
    »Das stimmt, Robin. Aber wenn ich hier gehe, werde ich selbst auf meinem eigenen Dirac eine solche Sendung vornehmen. Es ist ganz offenkundig, daß ich das werde – weil ich sie bereits empfangen habe. Aus dem Piepser.«
    »Mit anderen Worten, du wirst dich selbst anrufen – vor Monaten.«
    »Genau so ist es«, sagte Dana. »Diese Technik ist übrigens gar nicht so nützlich, wie du vielleicht annimmst, weil es gefährlich ist, solche Sendungen durchzuführen, so lange sich eine Situation noch entwickelt. Man kann Details erst dann ›zurücktelefonieren‹, wenn die entsprechende Situation abgeschlossen ist, wie ein Chemiker vielleicht sagen würde. Sobald du aber einmal weißt, daß du beim Gebrauch des Dirac mit der Zeit zu tun hast, kannst du dem Instrument einige sehr seltsame Dinge ablocken.«
    Sie hielt inne und lächelte. »Ich habe«, sagte sie im Gesprächston, »die Stimme des Präsidenten unserer Galaxis gehört, wie er im Jahr 3480 die Föderation der Milchstraße und der Magellanschen Wolken verkündet. Ich habe den Kommandanten eines Weltlinien-Kreuzers gehört, der entlang der Weltlinie des Planeten Hathshepa von 8873 nach 8704 reiste, einem Planeten, der einen Stern am Rande der Galaxis NGC 4725 umkreist. Er sandte einen Hilferuf über elf Millionen Lichtjahre – aber welche Art von Hilfe er verlangte oder verlangen wird, übersteigt mein Begriffsvermögen. Und viele andere Dinge. Wenn du das, was ich jetzt gesagt habe, überprüfst, wirst du diese Dinge ebenfalls hören – und wirst dich fragen, was viele davon bedeuten.
    Und du wirst sie dir viel genauer anhören, als ich das tat, in der Hoffnung herauszufinden, ob jemand den Ruf rechtzeitig aufgefangen und verstanden hat, um noch helfen zu können.«
    Weinbaum und Wald wirkten benommen.
    Ihre Stimme wurde ernster. »Die meisten Stimmen im Dirac-Piepser sind so – sind Hilferufe, die man Jahrzehnte oder Jahrhunderte bevor die Absender in Schwierigkeiten gerieten, hören kann. Du wirst dich genötigt fühlen, auf jeden einzelnen zu antworten, den Versuch zu machen, die benötigte Hilfe zu leisten. Und du wirst dir die darauf folgenden Sendungen anhören und dich fragen: ›Sind wir – werden wir rechtzeitig ankommen? Haben wir rechtzeitig verstanden?‹
    Und in den meisten Fällen wirst du nicht sicher sein. Du wirst die Zukunft kennen, aber nicht, was der größte Teil davon bedeutet. Je weiter man mit der Maschine in die Zukunft rast, desto unverständlicher werden die Mitteilungen. Und so begnügt man sich schließlich wieder mit der Erkenntnis, daß die Zeit trotz alledem in ihrem eigenen Tempo verstreichen muß, ehe genügend der umliegenden Ereignisse hervortreten, um jene fernen Botschaften klarzumachen.
    Soweit ich das überdenken kann, wird die Wirkung auf lange Sicht nicht die der Allwissenheit sein – oder die, daß unser Bewußtsein völlig aus dem Zeitstrom herausgelöst wird und ihn von einer Seite als Ganzes betrachten darf. Statt dessen schiebt der Dirac im Wesen den Punkt des Bewußtseins nur eine gewisse Strecke von der Gegenwart in die Zukunft. Ob das nun fünfhundert oder fünftausend Jahre sind, wird sich noch erweisen. An jenem Punkt setzt das Gesetz von den sich reduzierenden Profiten ein, oder der Rauschfaktor beginnt, die Information zu überlagern, das kannst du dir aussuchen – und der Beobachter sieht sich darauf

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