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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Kalte streckten, rollte sie sich rasch wieder ein. Dennoch waren ihre Hände eiskalt. Hätte sie allein geschlafen, so hätte sie am Morgen kaum einen Stock in der Hand halten können. Var legte seine groben Hände über ihre feinen, zierlichen und schützte sie.
    Schließlich kam die Dämmerung. Sie erhoben sich frierend und vollführten Sprünge, um den Blutkreislauf in Schwung zu bringen. Wieder mußten sie ihre Notdurft verrichten, doch es dauerte eine ganze Weile, ehe sie sich besser fühlten. Nebel umgab das Plateau und ließ die Täler ringsum unwirklich erscheinen.
    »Was ist das?« fragte Soli und streckte die Hand nach ihm aus.
    Einmal mehr war Var um eine Antwort verlegen. Er wußte, was sie meinte, hatte aber keine Ahnung, wie die Frauen es nannten.
    »Mein Vater Sol hat das nicht«, sagte sie.
    Var wußte, daß sie sich irrte, denn hätte sie recht gehabt, wäre sie niemals geboren worden.
    »Ich habe Hunger«, sagte sie. »Und Durst.«
    Var verspürte ebenfalls Hunger und Durst. Sie waren der Lösung des Problems nicht näher als am Abend zuvor. Sie mußten kämpfen. Der Sieger würde absteigen und fürstlich speisen, was sie oder er begehrte. Der andere aber würde niemals wieder Nahrung brauchen. Er sah die zwei Stöcke, die quer über der Mittellinie lagen. Ein Stockpaar – einer gehörte ihm der andere ihr.
    Sie bemerkte seinen Blick. »Müssen wir kämpfen?«
    Var war es, als könne er auf diese Frage niemals eine Antwort finden. Einerseits vertrat er hier das Imperium, andererseits mußte er seinen Schwur Sola gegenüber halten. Er zuckte die Schultern.
    »Es ist neblig«, sagte sie listig. »Kein Mensch kann uns sehen.«
    Sollte das heißen, daß sie ohne Augenzeugen nicht kämpfen sollten? Nun ja, für eine Ausrede reichte es. Der Nebel zeigte keine Anstalten, sich aufzulösen, und aus den Tiefen war kein Laut zu hören. Die Welt war nichts als Weiße.
    »Warum steigen wir nicht ab und holen uns etwas zu essen?« fragte sie. »Und steigen wieder auf, noch ehe uns jemand sehen kann?«
    Die Einfachheit und Direktheit ihrer Denkweise war erstaunlich. Ja, warum nicht? Er war froh, die Feindseligkeiten hinausschieben zu können, denn er wußte jetzt gar nicht mehr, ob er gewinnen oder verlieren wollte.
    »Waffenruhe – bis der Nebel sich lichtet?« fragte er.
    »Waffenruhe – bis der Nebel sich lichtet. Diesmal habe ich dich sehr gut verstanden.«
    Und Var freute sich.
    Sie machten den Abstieg auf Vars Bergseite, nachdem sie sich die Gurte für die Stöcke wiedergeholt hatten. Der dritte und vierte Stock blieben unauffindbar, die Halterungen aber lagen noch dort, wohin sie gefallen waren. Soli hatte Befürchtungen geäußert, daß die Unterwelt jeden beobachtete, der ihre Seite des Berges beging. »Fernseheinrichtungen – und ich weiß nicht, wo sie versteckt sind.«
    »Soll das heißen, daß draußen Kameras angebracht sind?« Var wußte, was Fernsehen war. Er kannte die merkwürdigen, lautlosen Bilder aus den Kisten in den Herbergen.
    »Ja«, sagte sie. »Kleine Aufnahmekameras, in Steinen angebracht, ferngesteuert.«
    Var ließ das Thema fallen. Er hatte noch nie einen mit einem Fernsehauge ausgerüsteten Stein gesehen, doch im Ödland hatte es noch seltsamere Dinge gegeben.
    Am Fuße des Berges war der Nebel womöglich noch dichter. Sie hielten sich an den Händen fest und schlichen zum Lager des Herrn. Doch Var zögerte. »Man wird mich erkennen«, flüsterte er.
    »Oh.« Sie war erschrocken. »Könnte ich statt dessen hinein?«
    »Du kennst die Anlage nicht.«
    »Aber ich habe Hunger!« jammerte sie.
    »Pst!« Er führte sie außer Hörweite. Ein Wachposten konnte sie hier jederzeit aufstöbern.
    »Sag mir rasch, wie es da drinnen aussieht«, flüsterte sie verzweifelt. »Ich gehe rein und klaue uns etwas Eßbares.«
    »Stehlen ist unehrenhaft!«
    »Im Krieg ist es gerechtfertigt. Noch dazu aus feindlichem Lager.«
    »Es ist mein Lager!«
    »Ach, ja.« Sie überlegte. »Ich könnte trotzdem hinein. Und könnte um Essen bitten. Man kennt mich ja nicht.«
    »Ohne Kleider?«
    »Aber ich habe Hunger!«
    Var gab keine Antwort. Sein Hunger wurde immer ärger.
    Sie fing zu weinen an.
    »Schon gut.« Var kämpfte mit Schuldgefühlen. »In der Herberge bekommst du etwas zum Anziehen.«
    Sie liefen die eine Meile bis zur Herberge. Ehe Var Protest einlegen konnte, hatte Soli ihm Stock und Halterung in die Hand gedrückt und war im Inneren verschwunden. Gleich darauf kam sie in Kittel, Sandalen und mit

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