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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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war nicht ganz sein Fall, so nützlich es sich auch erwiesen hatte.
    Er kroch voraus zu einem schräg geneigten Träger, der in den Irrgarten von Verstrebungen führte. Die wütenden Rufe der Amazonen verklangen, und ihre Pfeile blieben zurück. Er fragte sich, warum sie ihnen nicht folgten. Sicher wußten sie, wie man auf die eigentliche Brücke gelangte, da sie ja ihren Bau innerhalb der Konstruktion angesiedelt hatten.
    Seine Haut brannte. Zunächst dachte er, es wäre der kalte Wind. Dann aber erkannte er das untrügliche Zeichen der Strahlung.
    »Zurück!« rief er, Soli konnte es nicht spüren, würde aber bald die Wirkungen merken. »Strahlung.«
    Sie zogen sich auf eine saubere Stelle zurück, wo einander schneidende Träger eine Art Korb bildeten. Jetzt wußten sie, warum die Amazonen von einer Verfolgung abgesehen hatten. Die Frauen mußten auf harte Weise erfahren haben, daß die Brücke unpassierbar war. Wahrscheinlich hatten sie ihren so verwundbaren Bau an die einzige Stelle verlegt, von der sie wußten, daß sie dort vor Eindringlingen sicher waren.
    Var wußte, was er vorfinden würde. Die vor ihnen liegende Brücke würde gesättigt sein von Strahlen, die sie zu einem unbetretbaren Gelände machten. Wahrscheinlich war auch etwas Strahlung zwischen dem Bau und der Insel, wo der Tunnel auftauchte – und falls nicht, dort würden die Amazonen mit gespannten Bogen warten.
    Soli, die sich bisher so tapfer gehalten hatte, gab nun auf. Sie legte den Kopf an Vars Schulter und weinte. Das hatte sie schon seit Monaten nicht mehr getan.
    Der Wind war kälter geworden, und die Nacht rückte näher.

XV
    Es wurde eine höchst unbehagliche Nacht. In Solis Sack fanden sich noch Proviant und etwas Kleidung, so daß Var sich innerlich und äußerlich ein wenig wappnen konnte. Doch die Härte der Träger, die Schärfe des immer wieder auffrischenden Windes, ihre zahlreichen Fleischwunden und die allgemeine Hoffnungslosigkeit ihrer Lage machten den Schlaf zu einem wahren Elend. Sie klammerten sich aneinander wie auf dem Gipfelplateau des Mount Muse, und flüsterten. »Schmerzt dein Kopf?« fragte Var und ließ die Frage beiläufiger klingen, als sie gemeint war.
    »Ja. Ich muß mich wohl angeschlagen haben. Wie sind wir bloß aus dem Tunnel herausgekommen?«
    Var sagte es ihr.
    »Ich bin aufgewacht, als du mich auf die Beine stelltest«, sagte sie. »Ich hörte Stimmen und wurde geschüttelt, aber das alles war so weit weg, war vielleicht bloß ein Traum. Dann erwachte ich wieder und sah Wasser, wußte aber nicht, was gerade geschah und rührte mich nicht. Als du mich in den Bau schlepptest, war ich wieder ganz munter, wußte aber schon, daß ich mich da raushalten mußte. Ich hielt die Augen geschlossen, deswegen weiß ich nicht genau, wie alles war.«
    Damit war erklärt, wieso sie so schnell auf die Beine gekommen war, als sie offiziell erwachte. Sie war so schlau gewesen, sich totzustellen, bis sie mehr wußte. Für Var war das zwar hart gewesen, doch er wußte, daß es sonst leicht noch schlimmer gekommen wäre. Die Amazonen waren sanfter mit ihm umgegangen, weil er für sie keine große Bedrohung darstellte, solange er das bewußtlose Mädchen mit sich schleppte.
    »Diese Männer«, fuhr sie fort, »die waren fast so wie mein Vater. Bloß ist er kein Schwächling.«
    Var wußte das. »Es waren Kastraten.«
    »Aber diese Bienenhaus-Männer – wie konnten die -?« fragte sie.
    Er wußte es nicht und wollte darüber keine Mutmaßungen anstellen. Dies war nun wirklich kein Gesprächsthema für ein weibliches Wesen, schon gar nicht für ein neun, ja fast zehnjähriges Mädchen.
    »Var, was machen wir jetzt?« fragte sie nach einer Weile.
    »Wenn es hell wird, könnten wir hinunterklettern und schwimmen. Vielleicht könnten wir so um den Strahlungsbereich herumkommen.«
    »Ich kann nicht schwimmen.«
    Sie war im Berg aufgewachsen. Sie hatte nie Gelegenheit gehabt, sich im offenen Wasser zu tummeln. Und während des Sommers und des Winters und des zweiten Sommers, die sie miteinander gewandert waren, hatte sich nie eine Gelegenheit zum Schwimmen geboten. Was sollten sie jetzt also anfangen?
    »Wirst du es mir beibringen?« fragte sie schüchtern.
    »Ich werde es dir beibringen.«
    Schließlich schliefen sie doch ein. Der Wind legte sich, und das verbesserte die Lage.
    Als wären sie ihrer Beute schon ganz sicher, hatten die Amazonen die zwei Flüchtlinge nicht unter Bewachung gestellt. Am nächsten Morgen stiegen Var

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