Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen
Männer waren, die Amazonen waren es nicht! Schreiend stürzten sie durch die Tür herein.
Wieder liefen Var und Soli los. Aber der nächste Raum war ein kleines Kämmerchen, direkt an der sanften Kurve der Außenwand. Sie saßen in der Falle.
»Feuer!« rief Soli.
Var verwünschte sich, daß er selbst nicht eher daran gedacht hatte. Er suchte hastig nach seiner kostbaren Streichholzschachtel und nach Kerosin. Dieser trockene Bienenkorb würde lichterloh brennen.
Aber seine Streichholzpackung war nicht mehr vorhanden. Sie lag mit seinen Kleidern in der Thronhalle der Königin.
Aber Soli machte bereits Feuer mit der Packung aus ihrem Sack. Und als die ersten Kriegerinnen hereinstürzten, zündete sie eben eine Kerosinpfütze auf dem Boden an.
Die Amazone stürmte schreiend durchs plötzlich aufflammende Feuer. Var streckte sie mit einem Beilhieb nieder. Der Schild rollte weg. Feuer leckte an ihrem Körper.
»Wir sind in der Falle, Var!« schrie Soli. Im Moment war er so froh, sie körperlich und geistig unversehrt bei sich zu haben, daß er den Sinn ihrer Worte gar nicht beachtete. Die hektische Aktivität mußte sie vollends aus der Bewußtlosigkeit gerissen haben.
»Wir verbrennen!« schrie sie ihm ins Ohr.
Das wirkte. Er ging an die Wand und fing wie wild zu hacken an. Die Fasern waren zäh, und mehrmals schlug die Axt gegen Metall, aber schließlich glückte es ihm, eine Öffnung ins Freie zu schlagen.
»Schnell!« rief Soli, und er warf ihr während seiner Arbeit einen Blick zu. Zu seiner Verwunderung sah er, daß das Feuer bei weitem nicht alles verzehrte. Nur das Kerosin brannte! Soli stand dahinter, beide Stöcke in der Hand und wehrte alle Amazonen ab, die hindurch wollten. Zum Glück verhinderte die Enge des Raumes den wirksamen Einsatz von Pfeilen. Bald aber würde die Flüssigkeit verbrannt sein, und die Schar der aufgebrachten Weiber würde heranrücken. Einige versuchten sich bereits mit den Schilden gegen Solis Stöcke zu schützen.
»Durch das Loch!« rief Var ihr zu. Soli gehorchte blitzschnell, während er ihr Deckung gab.
Er hieb auf einem vorstoßenden Speer ein und schlüpfte selbst nach draußen, kaum daß ihre Füße verschwunden waren. Als er den Kopf hinaussteckte, sah er weit unter sich Wasser. Er hatte völlig vergessen, wie hoch sie sich befanden! Wie sollten sie so tief hinunterspringen?
Wo steckte Soli? Er sah sie weder an der Wand noch unten im Wasser. Wenn sie hinuntergefallen und ertrunken war…
»Hier!«
Er sah hoch. Sie klammerte sich an die Stützstruktur oberhalb des Loches.
Die Antwort auf ihr Problem hieß Klettern. Ja, sie konnten entlang des Seiles, das die gesamte Rahmenkonstruktion hielt, entkommen!
Ein behelmter Kopf zeigte sich im Loch. Soli langte herunter und hieb lässig mit dem Stock darauf. Der Kopf verschwand.
Sie kletterten weiter, wobei Var das Beil zwischen den Zähnen hielt. Es war leichter als damals vor langer Zeit der Aufstieg zum Bergplateau. Die Seile und Streben ließen sich gut anfassen, und die beiden gerieten allmählich in die Horizontale.
Ganz oben öffnete sich eine Tür, und ein Kopf erschien. Var holte mit dem Beil aus und der Deckel klappte sofort zu. Nun gehörte das Dach ihnen.
Das Seil, an dem der Bau hing, war viel dicker, als es zunächst aus der Ferne ausgesehen hatte. An der schmälsten Stelle maß es vier Fuß im Durchmesser. Die dicht miteinander verwobenen Fasern waren aus Metall, Nylon und Gummi.
Var hatte eigentlich geplant, dieses Halteseil durchzuschneiden und den gesamten Bau ins Wasser fallen zu lassen. Diesen Plan konnte er getrost aufgeben. Seine bereits schartige kleine Axt würde das nicht schaffen.
Sie erklommen die Seilsäule. Soli trug noch immer ihren schweren Packranzen, weil sie bislang keine Zeit gehabt hatten für Veränderungen. Glücklicherweise war dieser Abschnitt nur kurz. Var konnte nicht abschätzen, wie lange sie nach ihrer Bewußtlosigkeit diese Anstrengung aushalten konnte. Und falls die Amazonen sich wieder zeigten und ihre Pfeile auf sie abschössen…
Die Frauen tauchten auf, aber zu spät. Var und Soli hockten auf dem massiven Stahlträger, an dem der Bau hing, unerreichbar für die Pfeile. Sie waren in Sicherheit. Sie mußten jetzt nur noch nach oben zu der über die Brücke führenden Straße gelangen, und sich davonmachen, das war alles.
Nun, nicht ganz. Ein kalter Wind machte Var arg zu schaffen. Er mußte neue Kleider auftreiben und dazu Wandervorräte. Und neue Waffen. Das Beil
Weitere Kostenlose Bücher