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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Ozean. Var, für den die schwankende Bewegung ungewohnt war, fühlte bald Übelkeit aufsteigen. Doch er setzte diesem Gefühl erbitterten Widerstand entgegen, da er wußte, daß jedes Zeichen von Schwäche ihn und Soli in Gefahr brachte. Wie lange würde Soli noch bewußtlos sein? Ohne sie fühlte er sich seltsam unbehaglich und verlassen.
    Das Boot glitt parallel zur Riesenbrücke dahin. Träger und Pfeiler, ähnlich denen, die den Berg Helicon einfaßten, ragten aus dem Wasser, kreuzten sich in dieser und jener Richtung und bildeten so ein richtiges Verwirrspiel fürs Auge. Und doch waren die Träger planmäßig und funktionell. Sie dienten dazu, die hoch oben verlaufende Straße zu stützen. Irgendwo in diesem Gewirr war nämlich die Straße verborgen. Var konnte sie bloß von unten nicht sehen. Er hätte zu gern gewußt, warum die Amazonen nicht zu Fuß gingen, anstatt über das gefährliche Wasser dahinzurasen.
    Nach einiger Zeit nahmen sie direkten Kurs auf die Brücke. Er sah einen großen Brückenbogen, unter dem ein Stück Wasserfläche frei war. Und in dieser Trägerwölbung hing etwas, das einem monströsen Hornissennest glich, ein Ding aus Holz und Seilen, verwoben mit Metall- und Glasstücken und anderen Materialien, die Var nicht erkennen konnte.
    Darunter kam nun das Boot zum Halten, an einer Stelle, wo eine Glasglocke wenige Fuß über der Wasserfläche hing. Eine Strickleiter wurde heruntergelassen, die Frauen kletterten behende hinauf und verschwanden im Inneren.
    Var mußte mit Soli hochklettern. Er legte sich die Kleine über die Schulter und faßte mit einer Hand nach der Leiter. Die geriet jedoch ins Schwingen und es sah fast so aus, als wäre sie nicht anstände, die doppelte Last zu tragen.
    Nun denn, wenn sie riß, würde er schwimmen. Er war ohnehin nicht begeistert von der Aussicht, den Bienenstock betreten zu müssen. Diesen gepanzerten Weibern traute er nicht. Sprosse um Sprosse hantelte er sich und seine Last hoch, jedes Seilstück bedachtsam mit den unbeholfenen Fingern umfassend. Das Seil hielt die Last aus.
    Die Leiter führte durch ein rundes Loch und war über einem metallenen Querstück befestigt. Var hielt sich daran fest und fand mit den Füßen auf einer Bretterplattform Halt. Er ließ Soli heruntergleiten. Sie befanden sich in einem engen Raum, dessen Seitenwände sich nach außen wölbten. Metallfolie war hier das am häufigsten verwendete Element.
    Er sah jetzt, daß es noch andere Leitern gab. Und jede Etage war etwas größer als die vorhergehende, weil die Wände nach außen gewölbt waren. Er sah Türen und dazwischenliegende Kammern, mehr konnte er im Vorbeiklettern nicht ausmachen.
    Schließlich standen sie in einem großen Raum mit anschließenden Kammern, ähnlich dem Hauptzelt des Herrn.
    Auf einem Thron aus Rohrgeflecht saß die Königin: Aufgebläht, häßlich, ältlich, mit Juwelen behangen. Sie trug ein Kleid, dessen Gewebe funkelte und schimmerte. Von einem hohen steifen Kragen fiel es weit bis zu den dicken Fesseln. Vorne stand es offen.
    Angeekelt wandte Var den Blick ab.
    Waffen bedrohten ihn. »Fremdes Bartgesicht, sieh die Königin an!«
    Er mußte hinsehen. Das gehörte wohl zum Protokoll. Sie erinnerte ihn an ein Figürchen, daß der Herr ihm einmal gezeigt hatte: An eine Fruchtbarkeitsgöttin, ein Kunstwerk der Alten. Der Herr hatte erklärt, daß in manchen Kulturen eine solche Figur als der Inbegriff der Schönheit gelte. In Vars Augen aber wurden die weiblichen Attribute ins Gegenteil verkehrt, wenn sie derart groteske Proportionen annahmen.
    »Zieht ihn aus«, sagte die Königin.
    Wieder mußte Var rasch einen Entschluß fassen. Er konnte kämpfen, allerdings nicht sehr wirkungsvoll, während er Soli im Arm hielt, und beide würden verwundet oder gar getötet werden. Oder aber er ließ es sich gefallen, daß ihn diese Weiber auszogen. Nacktheit stellte für ihn kein starkes Tabu dar, doch wußte er, was es für andere bedeutete, und er wußte auch, daß diese Forderung eine Beleidigung darstellte. Dennoch -
    Er gab nach. »Ihr habt versprochen, daß ihr für meine Freundin sorgen werdet«, sagte er.
    Die Königin vollführte eine gebieterische Geste, die ihre verschiedenen anatomischen Bestandteile in ein gewaltiges Beben versetzten. Eine Unbewaffnete trat vor und nahm ihm Soli ab. Sie legte sie auf einen Diwan aus Strohgeflecht und untersuchte Soli unter Vars nervösen Blicken, während die bewaffneten Frauen ihm die Kleider vom Leibe

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