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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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seine philosophischen Gedankengänge fallen, wagte sich aus seinem Versteck und betrat die Schlucht. Soli hörte ihn und sah mit einem kleinen Schrei auf, wohl in der Meinung, der Gott wäre gekommen. Dann erkannte sie ihn. »VAR!«
    Er kam näher und faßte nach einer Halteklammer. »Ich habe dich niemals vergessen«, sagte er. »Glaubst du denn, ich würde dich auffressen lassen?«
    Doch die Fessel war fest, und er hatte keinen Hebel, um die Halterung loszustemmen.
    »Ich – « fing sie an, und plötzlich flossen ihr die Augen über. »Ich danke dir. Aber ich kann nicht mit dir gehen. Ich habe es versprochen.«
    »Du hast dein Versprechen eingelöst!« Er versuchte, das Metall im Stein zu lockern. »Warum hatte er bloß nicht daran gedacht, Werkzeug mitzubringen?«
    »Nein. Erst wenn ich geopfert bin«, sagte sie.
    Var zerrte an den anderen Fesseln. Ihm war, als spüre er ein Nachgeben.
    »Ich kann das nicht zulassen«, sagte sie unter Tränen.
    Var hörte gar nicht hin und zerrte weiter an dem Metall. Mit den Stöcken konnte er die Halterungen nicht losstemmen, da sie zu dick waren und neben ihren Gelenken keinen Platz fanden. Er hätte mit einem Stein auf das Metall einschlagen können, doch das Geräusch konnte die Priester oder den Gott Minos anlocken.
    Da wurde er plötzlich zurückgestoßen.
    Soli hatte den bloßen Fuß angezogen und ihn mit aller Kraft vor die Brust getreten. Jetzt wußte er: Sie meinte es ernst. Sie würde ihm Widerstand entgegensetzen und nicht zulassen, daß er sich an ihren Fesseln zu schaffen machte.
    Also konnte er sie nicht befreien, ehe er sie nicht vorher bewußtlos geschlagen hatte. Und wie würde sie sich nachher zu ihm stellen, wenn er sie mit Gewalt hinderte, ihren Eid zu halten?
    Jedenfalls brachte er es nicht über sich, sie zu schlagen. Bei jedem anderen, hätte er es gekonnt. Nicht bei Soli.
    Er stand auf und sah sie an. »Dann werde ich Minos töten!« sagte er.
    »Nein!« schrie sie vor Entsetzen auf. »Er ist ein Untier! Niemand kann ihm etwas tun!«
    »Ich habe geschworen, ich würde jeden töten, der Solas Kind etwas zuleide tut«, sagte Var. »Diesen Schwur habe ich geleistet lange, ehe du deinen geleistet hast. Soll ich denn warten, bis er – bis das Ungeheuer kommt?«
    »Aber Minos ist ein Gott, kein Mensch! Ihn kannst du nicht töten!«
    »Er verschlingt Jungfrauen – und soll kein Tier sein?« Dann schämte er sich seiner Ironie. »Was immer er ist, ich trete ihm entgegen, wenn du jetzt nicht mit mir kommst.«
    »Ich kann nicht.«
    Var sah nun, daß jedes weitere Wort überflüssig war. Er betrat die Schlucht und sodann das Labyrinth ungeachtet ihrer leisen Rufe. Dort, wo die Wände sich zusammenschlössen, klaffte eine große offene Höhle. In ihrem Inneren zweigten mehrere kleinere Gänge ab. Var hielt die Stöcke bereit und schlich vorsichtig in einen der Gänge hinein.
    Er führte zu einem mittelgroßen Gewölbe, in dem verstreute Knochen lagen. Var untersuchte sie nicht näher, er wußte ja woher sie stammten. Erreichte er sein gestecktes Ziel nicht, dann würden heute auch Solis Gebeine hier landen. Er ging weiter.
    Da fiel ihm ein, daß der Tier-Gott die Höhle verlassen und Soli angreifen könnte, während er die leeren Höhlen absuchte. Hastig zog er sich zum Eingang zurück, wobei er durch die Gebein-Höhle und eine leere Höhle gehen mußte.
    Und plötzlich merkte er, daß er in dem Labyrinth die Orientierung verloren hatte. Er mußte eine Abzweigung übersehen haben und wußte nun nicht, wo er sich befand, oder in welcher Richtung der Eingang lag. Sein in der Wildnis geschärfter Orientierungssinn, auf den er sich normalerweise verlassen konnte, hatte ihn in diesem Moment im Stich gelassen.
    Doch war er auch jetzt noch imstande, einen Ausweg zu finden. Er konnte seine eigene Spur wittern, oder aber, er konnte seinen zurückgelegten Weg mit Knochen markieren und einen falschen Ausgang nach dem anderen abstreichen. Aber dafür brauchte er Zeit, und Soli war vielleicht schon in diesem Augenblick in höchster Gefahr. Er entschloß sich für ein direkteres Vorgehen.
    »Minos!« brüllte er. »Komm und kämpfe mit mir!«
    »Muß ich das?« antwortete eine sanfte Stimme hinter ihm.
    Var fuhr herum. – In einem der Gänge stand ein Mann.
    Nein – kein Mann. Der Leib war der eines riesenhaften Kriegers, der Schädel aber war behaart und gehörnt. Nein, es war nicht nur ein Bart. Das Gesicht lief vorne zu einer Schnauze zu, und die Hörner sprossen knapp

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