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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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oberhalb der Ohren. Es war, als hätte man einen Stierschädel auf einen Menschenkörper verpflanzt. Und die Füße waren Hufe, keine verstümmelten Zehen wie bei Var, sondern feste runde Rinderhufe. Die Zähne hingegen waren nicht die eines Pflanzenfressers. Sie waren spitz wie Hundezähne.
    Das also war Minos.
    Var hatte schon allerhand Absonderlichkeiten kennengelernt und hatte auch hier etwas in dieser Art erwartet. Er vollführte eine Bewegung mit seinem Stock, und das Kampffieber in ihm wuchs. Vermutlich war es das, was andere Angst nannten.
    »Was führt dich bei hellichtem Tag her, Var der Stock?« fragte der Gott ruhig. »Du bist bisher immer in der Dunkelheit gekommen, aber niemals in meine Behausung.«
    »Ich bin gekommen, um zu kämpfen«, wiederholte Var. Niemand hatte ihm gesagt, daß der Gott sprechen könne, oder daß er so viel wisse. Woher kannte Minos Vars Namen?
    »Natürlich. Warum aber ausgerechnet in diesem Augenblick? Vor mir liegt ein schwerer Tag. Gestern hätte ich dir mehr Zeit widmen können.«
    »Draußen ist Soli, meine Freundin. Als Opfer. Ich habe geschworen, ich würde den Menschen – oder den Gott oder das Tier – töten, der ihr etwas antut. Und ich warte nicht erst ab, bis ihr etwas zustößt.«
    Minos nickte, so daß seine Wollzotteln bebten. »Du bist mutig und treu. Aber glaubst du wirklich, daß du mich töten könntest?«
    »Nein. Aber versuchen muß ich es, denn ohne Soli gibt es für mich kein Leben.«
    »Komm. Wir können das alles ohne Unannehmlichkeiten regeln.« Minos drehte ihm den breiten Rücken und trottete mit klappernden Hufen den Gang entlang.
    Der verdutzte Var folgte ihm.
    Sie kamen in eine größere Kammer, in deren Mitte ein Felsblock lag. »Den stemme ich zur Übung immer hoch«, sagte Minos. »So.« Er bückte sich nach dem Stein, offenbar unbekümmert darüber, daß hinter ihm ein bewaffneter Gegner stand. An Armen und Rücken traten gewaltige Muskeln hervor. So viel Kraft hatte Var seit seinem Training mit dem Herrn nicht mehr gesehen.
    Der Stein kam vom Boden los. Minos hob ihn auf Brusthöhe, hielt ihn so sekundenlang und legte ihn wieder auf den Boden. »Man muß achtgeben, wenn man diese Dinger wieder losläßt.« Er keuchte.
    Und trat zurück. »Und jetzt du. Wenn du imstande bist, ihn zu heben, dann bist du eventuell ein Gegner für mich.«
    Var hängte die Stöcke an den Gürtel und trat näher. Der Gott hatte ihm vertraut, und er war nun verpflichtet, das Vertrauen zu erwidern.
    Er bemühte sich mit aller Kraft, schob und drückte. Er konnte den Stein nicht von der Stelle bewegen. Das Ding ließ sich nicht mal wegrollen.
    Schließlich gab er auf. »Du hast recht. Ich bin nicht so stark wie du. Aber im Zweikampf könnte ich dich vielleicht schlagen.«
    »Gewiß«, meinte Minos aufrichtig. Sein Gesicht nahm einen sonderbaren Ausdruck an, wenn er sprach, denn er mußte seinen Mund geschlossen um die Schnauze strecken und konnte die Worte nur teilweise mit dem Mund formen. Und seine Aussprache hörte sich komisch an. »Wenn du darauf bestehst, werden wir kämpfen. Aber erst wollen wir miteinander reden. Ich habe nur selten Gelegenheit, mit einem ehrenwerten Menschen zu reden.«
    Var war diesem Vorschlag zugänglich. Solange der Gott mit ihm zusammen war, war Soli sicher. Er fragte sich bloß, was passiert wäre, wenn er einen Angriff gewagt hätte, während der Gott den Stein hob. Wahrscheinlich wäre ihm der Block an den Kopf geflogen…
    Sie setzten sich in einer anderen Höhlenkammer auf grob zusammengebaute Sessel – Knochen mit Sehnen zusammengebunden. »Iß doch einen Happen«, sagte Minos. »Ich habe Nüsse anzubieten, Beeren, Brot- und natürlich Fleisch. Aber du weißt ja, woher das stammt.«
    Var wußte es. Doch der Gedanke daran war für ihn längst nicht so schrecklich wie für andere, denn in seiner Kindheit als Wilder hatte er manches verzehrt. »Ich teile deine Mahlzeit.«
    Minos langte in ein Loch und zog eine fleischige Rippe hervor. »Gestern gebraten, damit sie sich besser hält«, erklärte er und reichte Var das Stück. Für sich holte er eine zweite hervor.
    Var nagte die Rippe ab. Viel schmackhafter als rohes Rattenfleisch, stellte er fest. Zu welchem Mädchen sie wohl gehört hatte? Wahrscheinlich zur letzten. Sie hatte nicht aufhören wollen zu schreien, als man sie draußen festmachte, und sie war zudem nicht sehr hübsch gewesen. Zu üppig, wie dieser Happen bewies. Var trank einen Schluck abgestandenen Wassers nach, den

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