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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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sofort den richtigen Gang.

XVII
    Soli hing am Felsen. Var lief zu ihr hin. »Du mußt mit mir gehen. Minos kommt!«
    Sie schien nicht verwundert, ihn lebend wiederzusehen. »Ich weiß. Es ist fast Mittag.« Ihr helles Gesicht war gerötet von der Sonne, die Lippen aufgesprungen.
    »Er will dich nicht töten! Aber er muß, wenn er dich hier vorfindet.«
    »Ja.« Sie weinte wieder, doch er sah ihr an, daß sie ihre Meinung nicht geändert hatte.
    »Ich kann ihn nicht daran hindern. Ich werde es versuchen, doch dann wird er uns beide töten.«
    »Dann geh!« stieß sie hervor. »Ich habe es getan, um dein albernes Leben zu retten. Warum willst du es wegwerfen?«
    »Warum?« schrie er zurück. »Ich sterbe lieber, als daß ich dich sterben sehe! Du hast mir damit nichts gegeben!«
    Sie sah ihn an, ganz ruhig. »Sosa sagte mir, alle Männer seien Narren.«
    Var erfaßte den Zusammenhang nicht. Aber noch ehe er etwas sagen konnte, ertönte ein Brüllen aus dem Labyrinth.
    »Minos!« flüsterte sie entsetzt. »Var, bitte – geh! Für mich ist es jetzt zu spät.«
    Im Höhleneingang hob sich der gewaltige Umriß des Gottes ab. Aus seinen Nüstern stieg Dampf auf.
    Var warf sich auf Soli, als wolle er sie vor dem Angriff des Gottes schützen. Er wußte, daß dies vergeblich war, doch er wollte sie nicht im Stich lassen. Ganz fest hielt er sie, obgleich sie sich wehrte, und mit den Zähnen an seinen Kleidern riß. Schließlich drückte er ihren Körper fest gegen den Stein, so daß ihre Beine auseinanderglitten und sie wild um sich trat. »Ich verlasse dich nicht.« keuchte er in ihr wirres Haar.
    Und dann brach ihr Widerstand zusammen. »Var, es tut mir so leid!« schluchzte sie. »Ich liebe dich, du Idiot!« Zeit zum Wundern blieb nicht. Er küßte sie wild und hörte schon das Hufgeklapper von Minos und spürte seinen Atemhauch.
    Verzweifelt umarmten sie einander und ließen nun dem freien Lauf, was sich drei Jahre lang angebahnt hatte. Und alles das pferchten sie in diese letzten Augenblicke. Sie teilten ihre Liebe miteinander, schmerzlich und einzigartig.
    Und Minos kam und hielt inne. Er ließ einen Laut ertönen, halb Wut und halb Gelächter, und ging weiter.
    Erst jetzt merkte Var, was passiert war, und was Minos ihm andeutungsweise zu verstehen gegeben hatte.
    Ja, er war ein Narr gewesen. Beinahe.
    Vom Tempel her ertönten Schreie, während Var riß und stemmte und Solis Handfesseln zu lösen versuchte. Stein und Metall leisteten erbitterten Widerstand.
    Er entdeckte einen rostigen Haken auf der Erde, klemmte ihn unter eine Halterung und schlug mit einem Stein darauf. Und schließlich gab eine Klammer zögernd nach. Doch das spitze Metallstück hatte sich verbogen und war nun unbrauchbar.
    Der Lärm beim Tempel hatte sich gelegt. Nach einer Weile kam Minos wieder und schleppte zwei Körper mit sich. Var und Soli warteten voller Widerwillen.
    Der Gott hielt an. »Die eine ist die Hohepriesterin«, erklärte er befriedigt. »Und die hat es verdient wie keine. Poetische Gerechtigkeit.« Er sah Soli an, die ihr Gesicht abwandte.
    Minos faßte mit der freien Hand nach der hartnäckigen Fessel. Die Muskeln des großen Armes traten hervor, und das Metall sprang aus dem Fels, ließ Steinstaub sprühen und fiel zu Boden. Soli war frei.
    Nun angelte der Gott ein kleines Päckchen aus seinem zerfetzten Gewand und gab es Soli, ja er zwang es in ihre widerstrebende Hand. »Ein Geschenk. Die ganze Sache war nie persönlich gemeint, aber jetzt bin ich richtig froh, daß du unwürdig geworden bist.« Soli gab keine Antwort und behielt das Päckchen. Und Minos marschierte mit seinen zwei Leichen fröhlich summend in sein Labyrinth. Er hatte allen Grund, vergnügt zu sein. Diesen Monat würde er reichlich zu essen haben.
    »Wir müssen zusehen, daß wir hier wegkommen, ehe die drüben im Tempel sich von ihrem Schrecken erholen«, sagte Var.
    »Komm.« Er nahm Solis Hand und führte sie fort.
    Im Wald angekommen, zog er sein zerfetztes Hemd aus und legte es um sie. Es wirkte wie ein kurzes, sackartiges, aber nichtsdestoweniger attraktives Kleid, denn ihre nackten Beine waren fest, ihr Leib schlank und ihr Gesicht trotz des Sonnenbrandes hübsch.
    Soli öffnete stumm und neugierig das ihr von Minos geschenkte Päckchen. Es enthielt zwei Schlüssel und ein beschriebenes Papier. Sie starrte das Zeug an.
    »Wozu sind die Schlüssel?« fragte Var. »Wir haben kein Haus.«
    »Die gehören zu einem Motorboot«, sagte sie und studierte das

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