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Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
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erstarben allmählich einer nach dem
anderen. Die Nacht war klar, frostig und ruhig, das Wasser glatt, und die Rufe
wurden über das hindernisfreie Wasser über Meilen getragen, sicherlich weiter
als bis dort, wo wir lagen. Ich denke, die letzten waren noch etwa 40 Minuten
lang zu hören, nachdem die Titanic gesunken war. Schwimmwesten hielten
die Überlebenden für Stunden über Wasser, aber die Kälte des Wassers war es,
welche die Schreie zum Verstummen brachte.
    Es wurde für die in der
Sicherheit der Rettungsboote Befindlichen, umgeben von Ertrinkenden in
verschiedenen Entfernungen, ein starker Entschluß ausgelöst: Wenn irgend etwas
in Zukunft getan werden kann, eine Wiederholung zu verhindern, sollte es
versucht werden, egal was es an Zeit oder anderen Dingen kosten wird! Und nicht
nur an diese unmittelbaren Zeugen sind die Schreie ein eindringlicher Aufruf
gewesen, er richtet sich auch an jeden gewöhnlichen Mann oder jede Frau, welche
die Geschichte nun kennt. Es ist nicht auszuschließen, daß diese Bedingungen
wieder vorkommen könnten, aber es ist unbedingt eine erforderliche Anstrengung
eines jeden im einzelnen und aller gemeinsam, daß das nicht mehr passiert.
Denkt daran! Ein paar Boote mehr, ein paar zusammengenagelte hölzerne Planken
zu unbedeutenden Kosten, und alle diese Männer und Frauen, welche die Welt so
schmerzlich verlor, könnten heutzutage bei uns sein. Es hätte das Wehklagen in
Tausenden von Haushalten nicht zu geben brauchen, die jetzt einsam sind, und
diese Worte hätten nicht geschrieben werden müssen!

 
    Die Rettung
     
     
     
    Alle Berichte stimmen darin überein, daß die Titanic etwa um 2.20 Uhr sank, kurz danach zeigte eine Uhr bei mir an Bord 2.30
Uhr. Wir waren um diese Zeit in Kontakt mit drei anderen Booten, eins war die
Nummer 15 in unserem Steuerbordsektor, die anderen waren vermutlich die Nummern
9 und 11, aber ich weiß es nicht genau. Wir kamen nicht auf nahe Entfernung
heran, riefen aber gelegentlich in die Dunkelheit und sahen sie undeutlich in
der Umgebung. Wir fragten nach irgendwelchen Offizieren auf den anderen Booten,
aber wir fanden nicht einen. Ohne einen Plan ruderten wir dann langsam vorwärts
– oder dahin, wo wir »vorwärts« vermuteten. Es war einfach die Richtung, in
welcher der Bug der Titanic zeigte, bevor sie sank. Jetzt erkenne ich,
daß wir uns nordwestwärts bewegt hatten, weil wir das Nordlicht an Steuerbord
sahen. Außerdem, als uns die Carpathia von Süden her ansteuerte, sahen
wir sie im Südosten und drehten unser Boot, um zu ihr zu gelangen. Ich stelle
mir vor, daß die Boote sich fächerartig über den Ozean verteilt hatten, nachdem
sie die Titanic verlassen hatten. Die von der Steuerbord- und
Backbordseite vorn blieben vor ihr, die vom Heck hinter ihr, was erklärt, warum
die Backbordboote so lange brauchten, die Carpathia zu erreichen – das
letzte um 8.30 Uhr, während einige der Steuerbordboote schon um 4.10 Uhr bei
ihr waren. Einige der Backbordboote haben auf dem Weg zur Carpathia die
Stelle kreuzen müssen, wo die Titanic versunken war, mitten durch
Trümmer und Wrackteile aller Art.
    Keines der
anderen drei Boote in der Nähe führte ein Licht – und wir vermißten Lichter
sehr, wir konnten uns in der Dunkelheit nicht sehen, wir konnten keine Signale
an Schiffe geben, die vielleicht mit großer Geschwindigkeit aus allen
Richtungen zur Rettung der Titanic kamen. Wir waren so viele Boote, daß
es so aussah, als ob sich daraus die zusätzliche Gefahr ergab, im Weg der
Rettungsschiffe zu liegen. Wir suchten nun nach einer Laterne zu unseren Füßen
oder an den Seiten, und ich versuchte, die Zeit zu nutzen, unterhalb der
Plattform einen Kasten zu öffnen, indem ich ein Brett abnahm. Dahinter fand
sich nichts anderes als ein zinnerner Lufttank, dazu bestimmt, das Boot beim
Auflaufen schwimmfähig zu halten. Ich glaube nicht, daß sich überhaupt eine
Lichtquelle an Bord befand. Ebenso suchten wir Lebensmittel und Trinkwasser,
fanden nichts davon und kamen zu der Überzeugung, daß wohl niemand etwas hinein
getan hatte, aber da hatten wir uns getäuscht. Ich habe einen Brief vom Zweiten
Offizier Lightoller, in dem er versichert, daß er und der Vierte Offizier
Pitman jedes Rettungsboot der Titanic an Deck der Carpathia inspiziert
hätten und Kekse und Wasser sich in jedem befanden. Nicht, daß wir damals etwas
essen wollten oder Wasser brauchten, wir dachten an die Zeit, bis uns die Olympic am Nachmittag aufnehmen würde. So gegen

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