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Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
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jetzt
die Atmosphäre im Umkreis von vielen Meilen beben ließ in einem Aufruf nach
Hilfe – schnelle, dringende Hilfe – für Hunderte von Menschen an Deck der Titanic.
    Das zweite
Schiff war ein kleiner Dampfer einige Meilen voraus an Backbord, ohne
Funkanlage; sein Name und sein Bestimmungsort sind noch immer unbekannt, und
trotzdem gibt es einen Beweis seiner Existenz in jener Nacht, der zu auffällig
ist, um unerwähnt zu bleiben. Herr Boxhall sagte aus, daß er und Kapitän Smith
ihn ganz gut in etwa fünf Meilen erkannten und sein Topplicht und das rote
Backbordlicht ausmachen konnten. Sie versuchten, ihn sofort mit Raketen und
einer elektrischen Morselampe anzurufen, aber Boxhall bekam keine Antwort. Kapitän
Smith und einige Stewards meinten allerdings, es sei eine gekommen. Der Zweite
und der Dritte Offizier waren beim Senden dabei und sahen seine Lichter, der
Dritte Offizier sah sie vom Rettungsboot aus, das er führte. Der Seemann
Hopkins bestätigte, daß er vom Kapitän angewiesen worden war, auf das Licht
zuzuhalten; und wir in Boot Nummer 13 sahen es genau an der gleichen Position
und ruderten zeitweise darauf zu. Aber ungeachtet aller Versuche, die
angestellt wurden, um des Schiffes Aufmerksamkeit zu erregen, zog es langsam
davon, und seine Lichter verschwanden unter den Horizont. So eine Schande! So
nahe, und so viele Menschen warteten auf Schutz, das sein Deck so leicht hätte
bieten können. Es scheint unmöglich, daran zu denken, daß dieses Schiff je auf
die Anrufe reagierte; jene, die das meinten, müssen sich geirrt haben. Der
Untersuchungsausschuß des amerikanischen Senats bezweifelte in seinem Bericht
nicht, daß der unbekannte Dampfer und die Californian identisch wären
und daß die Unterlassung des letzteren, der Titanic zur Hilfe zu kommen,
ein tadelnswertes Mitverschulden darstellte.
    Es gibt
keinen Zweifel daran, daß einige Besatzungsmitglieder der Californian unsere
Raketen gesehen haben, aber es ist kaum anzunehmen, daß der Kapitän und die
Offiziere unsere Notlage erkannten und sie vorsätzlich ignorierten. In diesem
Falle sollte ein Urteil besser zurückgestellt werden, bis weitere Informationen
vorliegen.
    Ein
Ingenieur, der im Transatlantikdienst tätig war, sagte mir, daß es eine
allgemeine Praxis sei, daß kleine Boote ihre Fischerei-Mutterschiffe verlassen
und über Meilen fortrudern, manchmal auch verlorengehen und zwischen die
Eisberge geraten und nicht wiedergefunden werden. Unter diesen Umständen
gehören Raketen zu den Hilfsmitteln der Mutterschiffe und werden verwendet, um
den kleinen Booten den Weg zurück anzuzeigen. Ist es vorstellbar, daß die Californian dachte, unsere Raketen wären solche Signale und haben ihnen deshalb keine
Aufmerksamkeit geschenkt?
    Nebenbei,
dieser Ingenieur zögerte nicht zu ergänzen, daß es zweifelhaft wäre, ob ein
großes Passagierschiff anhalten würde, um einem kleinen Fischerboot
beizustehen, welches Notsignale sendet; oder auch nur beizudrehen, wenn es
selbst eins überrannte, das unbeleuchtet auf seinem Kurs lag. Er war seiner
Sache sicher, daß diese Dinge allen Offizieren im Transatlantikdienst gemeinhin
bekannt sein dürften.
    Im Hinblick
auf die anderen Schiffe mit drahtloser
[Funk-]Einrichtung war die Mount Temple das einzige in der Nähe, vom
Standpunkt der Entfernung aus betrachtet, um rechtzeitig einzutreffen. Aber
zwischen ihr und der Titanic lag ein riesiges Eisfeld, und Eisberge
waren auch in ihrer Nähe.
    Die sieben
Schiffe, die das Notsignal empfingen, boten sofort ihre Hilfe an, wurden aber
auf ihrer Anreise angehalten (außer der Birma), als sie durch die
drahtlosen Auskünfte der Carpathia vom Schicksal der Titanic und
ihren Menschen erfuhren. Diese Nachricht muß die Kapitäne dieser Schiffe sehr
tief getroffen haben, sie können viel besser als das reisende Publikum
verstehen, was es bedeutet, so ein wundervolles Schiff auf seiner ersten Fahrt
zu verlieren.
    Das einzige,
was noch zu tun blieb, war das möglichst schnelle Losschicken der
Rettungsboote, und zu diesem Zweck setzten die anderen Offiziere in der
Zwischenzeit ihre ganze Kraft ein. Herr Lightoller schickte Boot um Boot
hinaus. In eins verfrachtete er 25 Frauen und Kinder, ins nächste 30 und in ein
anderes 35, und dann, als ihm die Seeleute zur Bemannung seiner Boote ausgingen,
gab er dem nächsten Major Peuchen mit, einen erfahrenen Segler, um bei der
Navigation zu helfen [Boot Nummer 6]. Inzwischen hatte er aus den schon
angesprochenen Gründen

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