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Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
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andere Holzteile, aber
nichts Größeres. Aber die See war mit einer großen Menge von rötlich-gelbem
»Seetang« bedeckt, wie wir es auf der Suche nach einem Namen nannten. Es wurde
angenommen, daß es Kork wäre, aber ich hörte nie die eigentlich richtige
Bezeichnung dafür [es handelte sich wahrscheinlich um die Preßkork-Isolierung
der Schottüren, die sich löste, als der Wasserdruck die Schotts zerstörte]. Das
Problem des Landganges für uns war die nächste fällige Entscheidung. Die Carpathia war für Gibraltar bestimmt, und der Kapitän hätte die Möglichkeit gehabt,
seine Reise fortsetzend, uns auf dem Weg dorthin auf den Azoren abzusetzen.
Aber er brauchte mehr Kleidung und Vorräte, da die meisten Passagiere Frauen
und Kinder waren, die schlecht gekleidet und zerzaust waren und Bedürfnisse
hatten, die er nicht erfüllen konnte. Außerdem wäre er mit dem schwachen Sender
bald aus dem Bereich der drahtlosen Kommunikation heraus, und so entschied er
sich gegen diesen Kurs. Halifax wäre der landnächste Punkt gewesen, aber das
würde bedeuten, nordwärts durch das Eis zu dampfen, und er meinte wohl, seine
Passagiere mochten Eis nicht mehr sehen. Deshalb fuhr er zurück nach New York,
das er vergangenen Donnerstag verlassen hatte, fuhr den ganzen Nachmittag am
Rand des Eisfeldes, welches sich so weit nach Norden erstreckte, wie ein Auge
ohne Hilfsmittel sehen konnte. Ich habe mich die ganze Zeit gewundert, ob wir
nicht möglicherweise die Passagiere von den Rettungsbooten auf diese
schwimmende Eisfläche hätten bringen können, und zurückzukehren, um Schwimmende
aufzunehmen, wenn wir gewußt hätten, daß es dort gewesen wäre. Ich könnte mir
vorstellen, daß es so durchführbar gewesen wäre. Es ist sicherlich ein
außergewöhnlicher Anblick, an Deck zu stehen und die See mit festem Eis bedeckt
zu sehen, weiß und blendend in der Sonne und an einigen Stellen mit Eisbergen
durchsetzt. Wir fuhren in nur etwa 200 bis 300 Yards vorbei [180 bis 275 Meter]
und dampften parallel zu den Schollen, bis sie nachts irgendwann endeten und
wir zu unserer unendlichen Befriedigung die letzten Eisberge sahen, mit dem Feld,
das nach achtern verschwand. Viele der Geretteten haben keine Sehnsucht mehr
danach, je wieder Eisberge zu sehen. Wir hörten später, daß das Eisfeld fast
siebzig Meilen lang und zwölf Meilen breit gewesen ist [113 mal 19 km] und
zwischen uns und der Birma lag, die sich auf dem Weg zur Rettungsstelle
befand. Herr Boxhall bestätigte, daß er schon oft das Gebiet der Großen
Neufundlandbänke durchquert habe, aber nie vorher Eisfelder gesehen hätte. Das
Zeugnis von anderen Kapitänen und Offizieren anderer Schiffe in der
Nachbarschaft ist von gleicher Art; sie hätten »… noch nie solche Eisberge um
diese Jahreszeit gesehen« oder »… niemals so viel gefährliches Treibeis und
bedrohliche Eisberge beobachtet«. Unzweifelhaft war die Titanic in der
Nacht mit außergewöhnlichen und unvorhersehbaren Konditionen von Eis
konfrontiert; der Kapitän wußte nichts über dessen Ausdehnung, aber er wußte
etwas von dessen Existenz. Leider beachtete er die Vorwarnungen nicht!
    Während
dieses Tages wurden die Körper von acht Mitgliedern der Besatzung der Tiefe
übergeben: vier von ihnen wurden tot aus den Booten übernommen, und vier
starben während des Tages. Die Maschinen wurden angehalten, und alle Passagiere
an Deck nahmen ihre Kopfbedeckungen ab, während ein kurzer Gottesdienst abgehalten
wurde. Als er zu Ende war, dampfte das Schiff weiter, um die Lebenden zum Land
zu tragen. Die Passagiere der Carpathia waren nun eifrig dabei,
Bekleidung für die Geretteten zusammenzusuchen. Der Frisier-Salon wurde nach
Bändern, Kragen, Haarnadeln, Kämmen usw. durchsucht, bald darauf war eine große
Menge davon vorhanden; ein guter Samariter ging durch das Schiff und offerierte
allen indiskret eine Schachtel voll Zahnbürsten. In einigen Fällen konnte keine
Bekleidung für Damen gefunden werden, und diese mußten den Rest der Zeit an
Bord in ihren Kleidern und Mänteln verbringen, mit denen sie die Titanic verlassen
hatten. Sie schliefen auch in ihnen, weil es nicht genug Kojen gab und sie auf
den Böden der Salons und der Bibliothek auf Strohmatratzen liegen mußten, und
dort war es nicht gut möglich, sich umzuziehen.
    Den Männern
wurde der Boden des Rauchsalons zugewiesen und eine Anzahl Wolldecken, aber der
Raum war klein, und einige suchten sich das Deck zum Schlafen aus. Ich fand
einen Stapel von

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