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Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
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Handtüchern auf dem Boden eines Badezimmers, die für das
nächste Morgenbad bereitlagen und richtete mir auf diesen ein sehr gemütliches
Bett her. Später wurde ich in der Mitte der Nacht von einem Mann geweckt, der
mir seine Koje in einer Vierbett-Kabine anbot. Ein anderer Bewohner war aus
physischen Gründen nicht in der Lage, seine Koje zu verlassen, und deshalb
konnte die Kabine nicht an Frauen vergeben werden.
    Am Dienstag
trafen sich die Überlebenden im Salon und formierten einen Ausschuß aus ihrer
Mitte, um Geldbeträge für einen allgemeinen Fonds zu sammeln, aus dem nach
Abstimmung, so gut es ging, die Bedürftigen der Zwischendeckspassagiere
unterstützt werden sollten, Kapitän Rostron einen Pokal zu stiften und den
Offizieren und Mannschaften der Carpathia Medaillen zu überreichen, und
den Überschuß unter der Besatzung der Titanic zu verteilen. Die Arbeit
dieses Ausschusses ist noch nicht beendet (Stichtag 1. Juni), aber alle
Beschlüsse, außer dem letzten, wurden ausgeführt, und dieser hat nun die volle
Aufmerksamkeit des Komitees. Die Geschenke für Kapitän und Mannschaft wurden an
dem Tag überreicht, als die Carpathia von ihrer Reise aus dem Mittelmeer
zurückkehrte, und es ist für alle Überlebenden eine große Freude zu wissen, daß
der US-Senat den erwiesenen Dienst der Besatzung der Carpathia für die
Menschlichkeit anerkannt hat und für eine Goldmedaille stimmte, die Kapitän
Rostrons Rettungstat würdigt. Am Nachmittag des Dienstags besuchte ich in
Begleitung eines Mit-Passagiers die Zwischendeckspassagiere, um die Namen aller
aufzunehmen, die in Sicherheit waren. Wir ordneten sie nach Nationalitäten –
Engländer, Iren, Schweden usw. – und erfuhren von ihnen Namen und Herkunft, den
Betrag des Geldes, den sie besaßen, und ob sie Freunde in Amerika hätten. Die
irischen Mädchen hatten allgemein kein Geld vom Wrack gerettet und waren auf
dem Weg zu Freunden in New York oder seiner Umgebung, während die schwedischen
Passagiere, unter ihnen eine beträchtliche Anzahl Männer, den größten Teil
ihres Geldes gerettet und außerdem noch Bahnfahrkarten bis zu ihrem
Bestimmungsort im Inland bei sich hatten. Die Sicherstellung ihres Geldes zeigt
einen merkwürdigen Unterschied bei den Rassen, für den ich keine Erklärung
anbieten kann. Ohne Zweifel hatten die irischen Mädchen nie viel gehabt, aber
sie müssen den notwendigen Betrag gehabt haben, den die Einwanderungsgesetze
vorschreiben. Es gab einige erbarmungswürdige Fälle von Frauen mit Kindern, die
Ehemänner verloren hatten, einige Fälle mit ein oder zwei geretteten Kindern
und alle anderen verloren, und in einem Falle wurde die ganze Familie vermißt,
und es gab nur einen Freund, der davon berichtete. Zwischen der irischen Gruppe
gab es ein bemerkenswert hübsches Mädchen, schwarzhaarig, mit dunkelvioletten,
langbewimperten Augen und wohlproportioniert und sehr jung, nicht älter als 18
oder 20. Ich denke, sie hat keine Angehörigen auf der Titanic verloren.
Der folgende Brief an die Londoner »Times« ist hier wiedergegeben, um zu
zeigen, welche Gefühle uns an Bord der Carpathia nach dem Verlust der Titanic bewegten. Er wurde am Mittwoch geschrieben, kurz nach dem Bekanntwerden der
definitiven Erkenntnis, daß Eiswarnungen zur Titanic geschickt worden
waren, und als uns allen klar war, daß etwas getan werden müßte, um die
öffentliche Meinung aufzurütteln, hinsichtlich einer zukünftigen
Sicherheitspatrouille auf dem Ozean. Uns war nicht genau klar, was die
Außenwelt bereits wußte, und es schien gut zu sein, das englische Publikum
darüber aufzuklären, was passiert war, und das, sobald es eine Möglichkeit
dafür gab. Ich habe bis heute keinen Grund, eine der in diesem Brief
ausgeführten Meinungen zu ändern.
     
    Sehr geehrte Herren –
    als einer der wenigen
überlebenden Engländer des Dampfschiffes Titanic, das Montagmorgen im
Mittelatlantik gesunken ist, frage ich Sie, ob Sie bereit sind, vor Ihren
Lesern einige Fakten auszubreiten, die das Unglück betreffen, in der Hoffnung,
daß in naher Zukunft etwas getan werden wird, um die Sicherheit des Teils des
reisenden Publikums zu erhöhen, welche die atlantischen Wege geschäftlich oder
zum Vergnügen benutzen.
    Ich möchte mich völlig von
jeder Art von Versuch distanzieren, der zum Ziele hat, die Schuld irgendeiner
Person oder einer Gruppe von Personen zuzuweisen, indem ich die Aufmerksamkeit
auf die einfachen Tatsachen lenke, deren Zuverlässigkeit außer

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