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Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
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Bootsladung an Bord, und in der
Funkkabine muß der Stapel angeschwollen sein. Wir erfuhren später, daß viele
dieser Telegramme nie ihren Bestimmungsort erreichten, und das ist nicht
verwunderlich. Es gab nur einen Funker – Cottam – an Bord, und obwohl er später
unterstützt wurde, als Bride von der Titanic sich von seinen Strapazen
erholt hatte, hatte er so viel zu tun, daß er in der Nacht von Dienstag auf
Mittwoch über seiner Arbeit einschlief, nachdem er drei Tage ohne Unterbrechung
im Dienst war. Wir wußten aber nicht, daß die Meldungen aufgehalten wurden, und
stellten uns vor, daß unsere Freunde über unsere Rettung Bescheid wußten. Am
Montag morgen wurde ein Appell der Geretteten im Salon der Carpathia abgehalten,
und das Ergebnis wurde an Land gefunkt, vor allen anderen Mitteilungen. Es
schien nun sicher zu sein, daß jetzt von allen Freunden die Angst genommen sein
würde, aber in der übermittelten ersten offiziellen Liste gab es Fehler. Die
Erfahrung meiner eigenen Freunde illustriert das: weder kam das Funktelegramm,
das ich schickte, nach England durch, noch wurde mein Name auf irgendeiner
Liste erwähnt.
    Erst eine
Woche später sah ich ihn in New York auf einer schwarz eingerahmten
»endgültigen« Liste der Vermißten, und danach schien es sicher zu sein, daß ich
die Carpathia nie erreicht hatte; soviel zu diesem Thema. Ich schreibe
diese Geschichte, vor mir meine Todesanzeige mit Auszügen aus englischen
Zeitungen, die einen kurzen Abriß meines Lebens in England gaben. Nachdem wir
in New York ankamen und mir klar wurde, daß meine Freunde bis zu dieser Nacht
(Donnerstag, 21.00 Uhr) keine Neuigkeiten erhalten hatten, seit die Titanic am
Montagmorgen gesunken war, weil ich auf keiner Liste der Geretteten verzeichnet
war, die mir ein Reporter zeigte, telegraphierte ich sofort nach England.
Obwohl ich zwei Shilling von der Titanic gerettet hatte, zahlte die
White Star Line die Gebühren, aber die Nachricht ist nicht vor 8.20 Uhr am
nächsten Morgen zugestellt worden. Um 9.00 Uhr lasen meine Freunde in den
Zeitungen den kurzen Artikel des Unglücks, den ich der Presse geliefert hatte,
so daß sie nun von meiner Rettung und den Erfahrungen des Schiffbruchs fast
gleichzeitig erfuhren. Ich bin dankbar zu wissen, daß viele meiner Freunde in
London sich davor scheuten, mich unter den Vermißten zu zählen.
    Es gibt noch
einen anderen Aspekt in diesem Zusammenhang, wie Neuigkeiten verbreitet wurden,
und es ist wirklich ein trauriger Anlaß. Wieder wünschte ich, daß es nicht
notwendig wäre, diese Dinge zu berichten, aber da alle auf Einrichtungen der
Transatlantik-Gesellschaften Bezug nehmen – kraftvolle Funkanlagen, die
Ablösung von Funkern usw. –, ist es das beste, sie zu erzählen. Der Name eines
amerikanischen Gentlemans – derselbe, der neben mir in der Bibliothek am
Sonntagnachmittag saß und den ich später auf einer Photographie wiedererkannte
– war übereinstimmend in den Listen als gerettet erwähnt worden und sei an Bord
der Carpathia. Sein Sohn reiste nach New York um ihn zu treffen, und
freute sich über seine Errettung, fand ihn dort jedoch nicht! Als ich seine
Familie einige Tage später traf und in der Lage war, ihnen einige Einzelheiten
seines Lebens an Bord zu schildern, schien es fast grausam zu sein, ihnen vom
Gegenteil dessen zu berichten, was meine Freunde zu Hause erfuhren.
Zurückkehrend zur Reise der Carpathia – die letzte Bootsladung wurde um
8.30 Uhr an Bord genommen, und die Rettungsboote wurden an Deck aufgebockt,
während die klappbaren Boote aufgegeben wurden. Die Carpathia schickte
sich an, um die Untergangsstelle zu dampfen, in der Hoffnung, irgend jemand
aufnehmen zu können, der sich an Wrackteilen geklammert hatte. Bevor sie es
tat, ordnete der Kapitän einen Gottesdienst im Salon an, an der Stelle, an der
die Titanic gesunken war, soweit er es berechnen konnte – einen
Gottesdienst, wie er sagte, aus Hochachtung vor den Verlorenen und aus
Dankbarkeit für die Geretteten. Die Carpathia kreuzte im Unglücksgebiet,
fand aber nichts, das die Hoffnung weckte, noch weitere Passagiere aufzunehmen;
und als die Californian nun auftauchte, bald darauf gefolgt von der Birma, einem russischen Tramp-Dampfer, entschied Kapitän Rostron, die weitere
Suche ihnen zu überlassen und mit den Geretteten in höchster Geschwindigkeit
das Land anzusteuern. Als wir abdrehten, gab es erstaunlicherweise nur wenige
Wrackteile zu sehen: hölzerne Decksstühle und kleine

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