Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte
Frage stehen und
vor jedes Untersuchungsgericht eingebracht werden könnten. Dadurch soll es
Ihren Lesern erlaubt werden, selbst Schlüsse hinsichtlich der Verantwortung für
die Kollision zu ziehen.
Erstens, daß den Aufsichtführenden
der Titanic bekannt gewesen ist, daß wir uns in einem Eisberggebiet
befanden; daß die atmosphärischen Bedingungen und Temperaturen die Nähe von
Eisbergen andeuteten; daß eine drahtlose Meldung von einem vorausfahrenden
Schiff empfangen wurde, daß es sie [die Eisberge] schon in einer Gegend
angetroffen habe, dessen Breite und Länge angegeben wurde.
Zweitens, daß zur Zeit des
Zusammenstoßes die Titanic eine hohe Geschwindigkeit lief.
Drittens, daß die
Rettungseinrichtungen für Passagiere und Besatzung völlig unzureichend waren,
sie reichten nur aus für eine Gesamtzahl von etwa 950. Das ergibt für die
größtmögliche Auslastung von 3 400 eine Rettungschance von weniger als 1 zu 3
im Falle eines Unglücks.
Viertens, daß die Anzahl der
Ankommenden, etwa 700, die die Carpathia erreichten, einen hohen
Prozentsatz von den möglichen 950 darstellt, was den Offizieren und
Mannschaften des Schiffes ein exzellentes Zeugnis ausstellt für ihren mutigen,
hilfsbereiten und hingebungsvollen Einsatz. Viele Beispiele ihres Edelmutes und
persönlicher Aufopferung sind uns bekannt, und wir wissen, daß sie alles in
ihrer Macht Stehende getan haben mit den Mitteln, die ihnen zur Verfügung
standen.
Fünftens, daß es allgemeine
Praxis ist, Post- und Passagierschiffe durch Nebel und Eisberggebiete mit hoher
Geschwindigkeit fahren zu lassen. Sie sind darauf abgestimmt, fast wie
Schnellzüge zu verkehren, und deshalb können sie in Zeiten möglicher Gefahr kaum
mehr als ein paar Knoten langsamer fahren. Ich habe weder das Wissen noch die
Erfahrung, welche Gegenmittel ich anzuwenden erwägen würde, aber vielleicht
könnten die folgenden Vorschläge hilfreich sein:
Erstens, daß es keinem Schiff
erlaubt sein dürfte, einen britischen Hafen zu verlassen, ohne ausreichenden
Raum in Booten sowie anderen Ausrüstungsgegenständen, so daß jeder Passagier
und jedes Mitglied der Besatzung einen Platz findet; und daß zum Zeitpunkt der
Buchung dieses dem Passagier mitgeteilt wird und ihm die Sitzplatznummer in
einem bestimmten Boot zugewiesen wird.
Zweitens, daß sobald wie
möglich nach der Abfahrt jeder Passagier ein Bootsmanöver durchlaufen sollte,
zusammen mit der Besatzung seines Bootes.
Drittens, daß jedes
Passagierschiff, welches in den Transatlantikdienst eingebunden ist, angewiesen
werden sollte, in Eisberggebieten seine Fahrt um einige Knoten herabzusetzen,
und mit einem wirkungsvollen Suchscheinwerfer ausgerüstet werden sollte.
Ihr ergebener
Lawrence Beesley
Es schien außerdem gut zu sein,
während des Aufenthaltes auf der Carpathia einen möglichst genauen
Bericht über das Unglück vorzubereiten und ihn für die Presse bereitzuhalten,
in der Absicht, die öffentliche Meinung zu beruhigen und falschen und hysterischen
Berichten zuvorzukommen, die einige amerikanische Berichterstatter schon
vorbereiteten. Der erste Eindruck ist oft der wichtigste, und gerade bei einem
Unglück dieser Dimension ist eine akkurate Information notwendig, daß so die
Vorbereitung eines Berichts wichtig erschien. Er wurde in einigen Ecken des
Decks und des Salons der Carpathia geschrieben und gelangte
glücklicherweise in die Hände eines Reporters von Associated Press, welche am
besten damit umgehen konnte. Ich fasse ihn als ersten Bericht auf, der durchkam
und einen guten Teil des erwarteten Einflusses ausübte.
Die Carpathia kehrte
nach New York zurück, dabei durchfuhr sie fast jede Art von Wetterbedingungen:
Eisberge, Eisfelder und anfänglich bittere Kälte; strahlende warme Sonne; Blitz
und Donner in der Mitte einer Nacht (das Grollen folgte so schnell dem Licht,
daß einige Frauen im Salon hochschreckten und dachten, es würden schon wieder
Raketen abgefeuert); die meiste Zeit über kalte Winde; Nebel jeden Morgen und
den guten Teil eines Tages andauernd, mit ständig tönendem Nebelhorn; Regen;
bockige See mit überkommender Gischt, die auch durch das Salonfenster kam. Wir
sind der Meinung, daß wir fast alles mitbekommen haben, außer heißem Wetter und
stürmischer See. So breitete sich denn eine große Welle der Erleichterung aus,
als uns gesagt wurde, daß das Nantucket-Feuerschiff am Donnerstagmorgen von der
Brücke aus gesichtet worden war, daran denkend, daß New York und das
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