Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
Vom Netzwerk:
anwies, die Schiffe
schneller laufen zu lassen oder einen Rekord anzustreben. * Die Wahrscheinlichkeit spricht dagegen, daß man auf
der ersten Reise einen derartigen Versuch unternehmen würde. Die allgemeinen
Anweisungen für ihre Kapitäne legen die gegenteilige Interpretation nahe. Es
ist besser, sie in voller Länge zu zitieren, so wie sie während der Sitzungen
des US-Ausschusses an die Presse verteilt wurden.

 
    »Instruktionen für die Kommandanten
     
     
     
    Den Kommandierenden muß
vollständig klar sein, daß die Herausgabe von Befehlen sie auf keinen Fall von
der Verantwortung befreit, für eine sichere und wirksame Navigation des ihnen
anvertrauten Schiffs zu sorgen, und sie werden auch nachdrücklich daran
erinnert, daß sie kein Risiko eingehen sollten, welches unter irgendeiner Bedingung
einen Unfall für ihr Schiff nach sich ziehen könnte. Es wird der Hoffnung
Ausdruck verliehen, daß sie immer im Gedächtnis behalten sollten, daß die
Sicherheit des Lebens und des Eigentums ihnen anvertraut ist, und daß dies das
oberste Gebot ihrer Handlungen für die Navigation ihrer Schiffe darstellt, und
daß kein mutmaßlicher Vorteil von Geschwindigkeit oder Zeitgewinn ihrer Reise
einen Anhaltspunkt für ein Unfallrisiko bieten darf. Kommandierende werden
daran erinnert, daß die Dampfer zu einem großen Teil unversichert sind und daß
ihr eigenes Auskommen ebenso wie der Erfolg der Gesellschaft davon abhängt,
Unfälle zu vermeiden. Keine Vorsichtsmaßnahme, die eine sichere Navigation
garantiert, sollte vernachlässigt werden.«
    Nichts kann
klarer sein als diese Anweisungen, und wenn man sie beachtet hätte, wäre das
Unglück nie passiert. Sie warnen Kapitäne vor dem einzig übrigbleibenden Punkt,
von dem ihrem unsinkbaren Schiff Gefahr droht – das Fehlen von
»Vorsichtsmaßnahmen, die eine sichere Navigation garantieren«.
    Außerdem
handelte die White Star Line voll und ganz gemäß den Anforderungen der
britischen Regierung. Ihr Schiff wurde einer Untersuchung unterzogen, so
streng, daß sie ein Ärgernis darstellte, wie ein Offizier als Zeuge bemerkte.
Das Handelsministerium schickte die besten Experten, da es um die Gefahren, die
mit dem Ozean-Verkehr verbunden sind, wußte; und es kannte die
Vorsichtsmaßnahmen, die von den Kapitänen beachtet werden sollten. Wenn diese
Vorsichtsmaßnahmen nicht greifen, wird es nötig sein, sie so umzugestalten, bis
sie greifen werden. Keinem Führer eines motorgetriebenen Fahrzeugs ist es
erlaubt, mit voller Geschwindigkeit in gefährlicher Art eine öffentliche Straße
zu befahren, und es sollte auch für einen Kapitän ein Vergehen sein, wenn er
dasselbe mit einem Schiff auf hoher See tut, mit ahnungslosen Passagieren an
Bord. Sie haben ihr Leben der Regierung ihres Landes anvertraut und deren
Gesetze sollten in der Mitte des Atlantiks ebenso wie auf der Oxford-Street
oder dem Broadway berechtigten Schutz bieten. Die freie See sollte nicht länger
als neutrale Zone betrachtet werden, wo es keine polizeilichen Rechte eines
Landes gibt.
    Natürlich
werden Schwierigkeiten bei der Formulierung auf dem Weg zu internationalen
Abmachungen auftreten, viele Regierungen müssen konsultiert werden, und viele
Schwierigkeiten, die unüberwindlich scheinen, müssen überwunden werden; aber
das ist ein Grund, warum Regierungen gewählt werden. Das ist es, warum Experten
und Minister von Regierungen ernannt und bezahlt werden: um Schwierigkeiten zu
überwinden, für Menschen, die sie gewählt haben und erwarten – neben anderen
Dingen –, daß sie ihre Leben schützen.
    Die
amerikanische Regierung muß den gleichen Anteil an der Verantwortung tragen: Es
ist nutzlos, zu versuchen, sie nur dem britischen Handelsministerium
anzulasten, weil die Schiffe in England gebaut und dort von britischen Stellen
untersucht wurden. Sie transportieren eine große Anzahl von amerikanischen
Bürgern und laufen amerikanische Häfen an. Es würde eine der leichtesten
Angelegenheiten für die amerikanische Regierung bedeuten, das Einlaufen jedes
Schiffes zu verhindern, welches sich nicht an die gesetzlich vorgeschriebene
Geschwindigkeit unter Nebel- oder Eisbergbedingungen hält, wenn sie solche
Gesetze hätte. Tatsache ist, daß die amerikanische Nation praktisch keine
eigene [Passagier-]Handelsflotte besitzt, und in der Zeit eines Unglücks wie
diesem vergißt sie vielleicht, daß sie genau das gleiche Recht hat – und somit
auch die gleiche Verantwortung –, so zu inspizieren wie die

Weitere Kostenlose Bücher