Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte

Titel: Titanic - Wie ich den Untergang ueberlebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Beesley
Vom Netzwerk:
Boot zu befinden. Egal ob es nun Gott oder
göttliche Kraft genannt wurde oder Ursprung oder Schöpfer – oder gar nicht
benannt wird, aber unbewußt anerkannt wird –, diese Dinge sehend und in eine
Ausdrucksform von Worten bringend, so war es ihm am geläufigsten im
Zusammensein mit seinem Nebenmann.
    Er tat es
nicht aus Pflichtgefühl seinem Glauben gegenüber, nicht weil er die Worte
erlernt hätte; er tat es, weil er erkannte, daß es das Nützlichste war, was er
tun konnte – die beste Art und Weise, ihm zu helfen. Männer tun praktische
Dinge in Zeiten wie diesen, sie würden in keinem Moment Worte verschwenden,
wenn diese Worte nicht der Ausdruck ihrer größtmöglichen echten Überzeugung
wären, der sie fähig sind. Noch einmal: wie das Gefühl von Heldentum ist dieser
Appell angeboren gewesen und intuitiv und hat sicherlich seine Grundlage in
einer Erkenntnis – ohne Zweifel weitgehend verborgen –, der Erkenntnis von
Unsterblichkeit. Ich denke, dieses muß einleuchten; es kann keine andere
Erklärung dafür geben, daß alle menschlichen Sinne der tausend verschiedenen
Möglichkeiten von tausend verschiedenen Leuten sich auf diesen einzelnen Anruf
reduzierten. Das Verhalten der Menschen während der Stunden im Rettungsboot,
das Erreichen der Carpathia, das Leben dortselbst und das Ankommen in
New York kann zusammengefaßt werden zu der Aussage, daß Leute nicht immer so
handeln, wie man es vermutet – oder vielmehr, wie die meisten Leute annehmen,
wie sie handeln würden, und in einigen Fällen haben sie irrigerweise gesagt,
wie sie gehandelt hätten. Schwierigkeiten sind dazu da, ihnen entgegenzutreten,
nicht um Menschen zu zerschmettern. Situationen tauchen auf, die Mut und
Findigkeit erfordern; zum Beispiel von jenen, die liebe Freunde verloren, wurde
enorme Selbstdisziplin verlangt, die sie aber wundersamerweise besaßen. Es gab
das gleiche ruhige Benehmen, die gleiche angeborene Herrschaft über die
Umstände, die gleiche Übereinstimmung zu normalen Reaktionen, welche die Gruppe
der Passagiere an Deck der Titanic auszeichnete – und das aus den
gleichen Gründen.
    Die ersten
zwei oder drei Tage an Land waren zweifellos für die Überlebenden schwer zu
ertragen. Es sah so aus, als kämen sie neu auf die Welt – volle vier Tage
abgeschnitten zu sein von Neuigkeiten schien zu lange zu sein –, und sie
merkten, welchen Schock das Unglück ausgelöst hatte: die Fahnen halbmast, die
dicken Balkenüberschriften, die Empfindung von Schwermut über allem; das alles
machte die Dinge drückender, als würden sie noch auf der Carpathia sein.
Der Unterschied im allgemeinen Klima war bemerkenswert, und Menschen gaben
unter seinem Gewicht nach und fühlten die Reaktion. Dankbarkeit für ihre
Befreiung und der Wunsch, »… das Beste daraus zu machen«, müßte ihnen jedoch
bald helfen, zum normalen Zustand zurückzukehren. Dabei ist es nicht
überraschend, daß einige Passagiere an Bord der Carpathia durch das
Fehlen von Neuigkeiten von draußen gelassener wurden, denn die nachfolgende
Zusammenfassung einer führenden New Yorker Abendzeitung zeigt, aus welchem
Stoff die Atmosphäre an Land zusammengebraut wurde:
     
    »Gelähmt durch den greulichen
Zusammenstoß flüchteten die betäubten Passagiere aus ihren Kabinen in den
Hauptsalon, inmitten des Krachs des berstenden Stahls, zerbrechender Teller und
einstürzender Decksbalken, während sich das Dröhnen der fallenden Eisbergspitze
auf das eingedrückte Deck dem Horror dazugesellt… In einem wilden,
unberechenbaren Strom brachen sie aus den Salons hervor, um Augenzeugen einer
der erschreckendsten Szenen zu werden, die man sich vorstellen kann… Auf
hundert Fuß Länge war der Bug zu einer formlosen Masse aus verbogenem,
gesplitterten Stahl und Eisen geworden…«
     
    Und so weiter, Schrecken folgt
auf Schrecken, und kein Wort davon ist wahr oder kam der Wahrheit auch nur
nahe.
    Diese Zeitung wurde in den
Straßen New Yorks verkauft, während die Carpathia einlief, während
Angehörige von jenen an Bord am Hafenbecken standen, um sie zu treffen, und
ängstlich jede Zeitung kauften, die vielleicht Neuigkeiten enthalten könnte.
Niemand von Bord der Carpathia konnte solche Informationen verbreitet
haben.
    Es gab zu
diesem Zeitpunkt überhaupt nicht einen auf der Welt, der Einzelheiten vom
Unglück der Titanic gewußt hätte, und die einzig mögliche
Schlußfolgerung daraus ist, daß die ganze Geschichte nur eine absichtliche
Übertreibung darstellte, um

Weitere Kostenlose Bücher