TITANIC-WORLD
ein Blick hinter die Kulissen gewesen und Cecilia hätte schwören mögen, dass es sich genauso zugetragen hatte. Ein tiefes Mitgefühl stieg in ihr auf, als sie an die selbstlose Tat der Eltern dachte und den kleinen Hoffnungsfunken, der bald schon in den Fluten des Atlantiks für immer erlöschen sollte. Die TITANIC hatte die gesamte Familie mit in ihr nasses Grab genommen!
Sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als Craig plötzlich neben sie trat und ihr ein Glas Champagner reichte. Dabei musterte er sie so argwöhnisch, dass Cecilia rot wurde.
„Ist alles okay bei dir?“ Sie nickte zögerlich und trank einen Schluck Champagner. Craig sah sie noch einen Moment forschend an, bemerkte dann aber nur: „Ist eigentlich ’ne blöde Frage. Bei den ganzen Scheiß-Schlagzeilen geht’s dir genauso mies wie mir.“
Das traf zwar nicht ganz den Kern der Sache, trotzdem stimmte sie ihm halbherzig zu. Möglicherweise bot sich hier die Chance, ganz unverfänglich auf das Thema Geister zu sprechen zu kommen. Als sie ihn fragte, ob er die heutige Ausgabe des Echos oder einer anderen Zeitung da hätte, nickte Craig mürrisch. Ohne ein weiteres Wort ging er ins Wohnzimmer. Als er kurz daruf zurück kam, schwenkte er einen Stapel Zeitungenund rief: „Diese Pressefuzzis sind doch die größten Arschlöcher, die es gibt!“
Er knallte die Tageszeitungen wütend auf den Tisch und ließ sich in einen der Loungesessel fallen. Cecilia setzte sich zu ihm und warf einen Blick auf die Schlagzeilen. Zum Lesen kam sie nicht, da er ihr sofort das erstbeste Exemplar unter die Nase hielt und lautstark zu lamentieren begann. „Hier, ausgerechnet die New York Times schreiben – Mysteriöser Todesfall wirft erneut Schatten auf die TITANICWORLD ! Sag‘ mal, haben die sie noch alle? Die alte Oma ist an Herzversagen gestorben! Wenn das mysteriös ist, dann sterben ja wohl neuerdings Millionen von Menschen Tag für Tag unter mysteriösen Umständen ! – Wenn Onkel Nathan mit denen fertig ist, dann scheint für ein paar dieser Arschlöcher die Sonne nicht mehr!“ Er knallte die New York Times auf den Tisch zurück und schnappte sich die nächsten beiden Zeitung. „Da, der Daily Mirror – Wie starb Emily Pearson wirklich? Oder hier, noch besser die Sun – 100 Jahre nach der Katastrophe - TITANIC fordert weiteres Todesopfer ! Denen hat doch wohl einer ins Gehirn geschissen!“
Zwei weitere Tageszeitungen flogen auf den Tisch. Cecilia saß stumm da. Diese Schlagzeilen waren buchstäblich Schnee von gestern und Craig hatte sich bereits den ganzen Donnerstag lang und breit darüber ausgelassen. Das Kriegsbeil, das zwischen ihm und den Medien kurzfristig begraben gewesen war, hatte der unglückliche Todesfall wieder hervor gezerrt. Seufzend fischte sie die heutige Ausgabe des Mirror heraus, die Craig ihr sofort unwirsch aus der Hand riss und wütend schnaubte: „Und der Scheiß hier, ist ja wohl das Allerletzte! Suchen die Geister der bei dem Unglück ums Leben gekommenen jetzt die TITANIC-WORLD heim ? – Wenn ich den gehirnamputierten Bastard, der das geschrieben hat, in die Finger kriege, häng‘ ich den an den Eiern auf!! Geister! Ich fass‘ es nicht!“
Cecilia sah ihn aufmerksam an. Da war er, der Ansatz den sie brauchte. Sie holte tief Luft. Sich innerlich zur Ruhe zwingend nahm sie das Stichwort auf und sagte: „Was begreifst du nicht? Die Schlagzeile, oder das es sich bei den Vorfällen möglicherweise um ein übernatürliches Phänomem handeln könnte ?“
Völlig entgeistert starrte Craig sie sekundenlang an. Dann hob er skeptisch die Augenbrauen und mit einer Stimme, die vor Zynismus nur so troff, antwortete er: „Cissy! Liebes! Ich weiß, das du manches mit anderen Augen siehst als ich – aber für so naiv hätte ich dich nicht gehalten.“
„Denk an, ich mich auch nicht.“ Sie sah ihm ernst in die Augen und fuhr fort: „Wir kennen uns lange genug und du weißt, das ich kein Phantast bin. Schon meine Arbeit zwingt mich dazu, mich mit Fakten auseinander zu setzen. Nur, wo die Geschichte Lücken aufweist, versuche ich diese – basierend auf geschichtlichen Tatsachen – zu füllen. Alles in allem möchte ich sagen, das ich ein Mensch bin, der seine Behauptungen erst sorgfältig überprüft, bevor er damit, wie man so schön sagt, hausieren geht.“
„Hey, das weiß ich doch, Cissy.“ Craig sah sie sehr erstaunt an. Er verstand nicht, worauf sie hinaus wollte und deshalb fragte er: „Aber was hat deine
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