TITANIC-WORLD
„Als die Stewardess an den Lerocs vorbei ging, hatten Sie da auch den Eindruck, dass Bild sei verschwommen?“
Der Chefsteward zuckte die Achseln. „Hm, kann sein. Aber viel merkwürdiger ist doch die Tatsache, dass der Tisch bevor Ruby – das ist die Stewardess – ins Bild kommt, eindeutig leer ist und dann, wie von Geisterhand herbei gezaubert, ist der Tee plötzlich serviert.“
Cecilia nickte langsam. Ja, das war wirklich merkwürdig und sie konnte sich beim besten Willen keinen Reim darauf machen. Sie sah Steve an. Auch er schien eine Erklärung zu suchen, aber keine zu finden, denn der nachdenkliche Blick blieb. Schließlich sagte er tröstend: „Na, wenigstens haben wir eine Personenbeschreibung. Darf ich die mal sehen?“
Sie reichte ihm den Zettel und wartete auf seine Reaktion. Die kam prompt und anders, als sie sich hatte vorstellen können. „Mann, oh, Mann! Da hört doch alles auf! Die Alte hat voll einen an der Waffel“, rief er empört aus und fügte dann mit verletzter Miene hinzu: „Meine Mitarbeiter stinken nicht!“
„Steve, diese Bemerkung über den Gestank dürfen Sie nicht persönlich nehmen“, sagte Cecilia beschwichtigend. „In ihrer Wut hat Madame das Salzwasser in der Teekanne mit einem klammen, kalten Geruch assoziiert, der dann von dem Steward auszugehen hatte. Es ist selbstverständlich, dass kein Mitarbeiter der TITANICWORLD stinkt. – Aber was ist mit den anderen Merkmalen? Treffen die auf einen der Stewards zu?“
Steve las die Notizen noch einmal durch und schüttelte nach einer Weile den Kopf. „Nö. Die Beschreibung passt auf keinen der heute Dienst hatte und auch auf niemanden sonst, der im Café arbeitet.“
„Sind Sie sicher?“
Er sah seine Chefin ernst an und antwortet mit Überzeugung: „Das bin ich, denn ich kenne meine Leute. Keiner meiner Stewards – die Stewardessen können wir ja wohl getrost ausschließen, schließlich spricht sie von einem Mann – ist nur einssechzig bis einsfünfundsechzig groß und trägt einen Schnäuzer. Die meisten sind unter fünfunddreißig; da ist das Tragen einer Popelbremse einfach nicht angesagt. Es hat auch niemand eine altmodische Frisur mit Seitenscheitel; was immer die alte Kneifzange damit auch meint. Außerdem ist keiner leichenblass .“
Obwohl die Situation alles andere als erheiternd war, flog ein leises Lächeln über Cecilias Gesicht. Ja, der gute alte Schnäuz ist wirklich passé, dachte sie. Laut fragte sie dann: „Was ist mit den Stewards im Rauchsalon ? Könnte die Beschreibung auf einen von ihnen zutreffen?“
Er überlegte einen Moment, bevor er vorschlug: „Ich werde Keith, den Chefsteward, fragen. Spontan würde ich sagen, dass es keiner von denen war. Aber ganz sicher bin ich nicht.“
„Okay, das ist eine gute Idee. Vielleicht sollten wir auch das Personal aus den anderen Restaurants einer näheren Betrachtung unterziehen; man weiß ja nie.“
Steve nickte zögerlich zu ihren Worten, doch dann schüttelte er den Kopf. „Ich glaube, dass bringt uns nicht wirklich weiter. Wenn, dann müssen Sie alle die hier arbeiten mit der Personenbeschreibung vergleichen; denn schließlich kann jeder in eine Uniform aus dem Café geschlüpft sein. Wir haben alle einen Schlüssel zum Personalbereich und den Umkleidekabinen.“ Er betrachtete Cecilia einen Moment abwägend und fügte hinzu: „Vielleicht sollten Sie die Polizei anrufen. Die Sache ist verflixt sonderbar und ohne fachmännische Hilfe werden Sie kaum herausfinden, was hier passiert ist.“
Es war kurz vor neunzehn Uhr. Nach dem Steve wieder gegangen war, hatte sie sich einen zweiten Drink gemischt und versucht, den gesamten Vorfall zu analysieren. Besonders gut war es ihr nicht gelungen. Da die Polizei bereits über die Vorkommnisse in der TITANIC-WORLD Ermittlungen anstellte, schien Steves Vorschlag der Richtige zu sein. Doch bevor Cecilia anrief, wollte sie Craig informieren und erfuhr so, dass er schon um die Mittagszeit Feierabend gemacht hatte. Daraufhin versuchte sie ihn erst über Handy, dann in seiner Penthouse-Suite zu erreichen, ohne Erfolg. Sie wusste, dass es hierfür nur eine Erklärung geben konnte. Niedergeschlagen gestand sie sich ein, dass Craig seinen Frust über ihre gestrige Abfuhr auf die übliche Weise abreagierte – er fickte irgendeine blöde Kuh, um seine gekränkte Männlichkeit wieder aufzurichten!
Cecilia zündete sich eine weitere Zigarette an und starrte betrübt dem Rauch nach. Doch dann scheuchte sie
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