TITANIC-WORLD
das Ausfüllen verweigert, falsche oder unvollständige Daten angibt.“ Sie unterbrach sich, um nachzudenken. Dabei legte sie die Stirn in die Hand und sah zu Boden. Inspektor Parker sagte nichts. Stattdessen überlegte er, ob ihr neuerliches Zögern darauf zurück zu führen war, dass sie im Begriff stand einen Vertrauensbruch zu begehen, in dem sie ihm die dubiosen Einstellungsmethtoden von GIANT INDUSTRIES anvertraute. Es reizte ihn, Genaueres über die Machenschaften des amerikanischen Mulitmilliardäres zu erfahren. Gleichzeitig stellte er aber leicht verwundert fest, dass es ihm nicht egal war, wenn Mrs. von Hochstett wegen dieser Indiskretion Ärger bekommen würde. Jon Parker betrachtete die Frau, die vor ihm saß. Sie gefiel ihm; nicht nur wegen ihres hübschen Aussehens. Der innere Zwiespalt zeigte sich deutlich in ihrer Haltung und in ihrem Gesicht. Er ließ sie zugleich stark und zerbrechlich, entschlossen und wankelmütig erscheinen. Als sie dann den Kopf hob und ihn mit einem traurig wirkenden Lächeln ansah, dachte er bei sich, dass die Geschäftsführerin eines der Asse im Ärmel sein könnte, von denen er eben noch zu Mike gesprochen hatte.
„Ich möchte Sie bitten, dass, was ich Ihnen jetzt sagen werde, vertraulich zu behandeln.“ Inspektor Parker nickte ernst und sie sprach weiter: „Alle korrekt ausgefüllten Einstellungsbögen werden einer privaten Detektivagentur zugeschickt. Nach einer sorgfältigen Überprüfung – über die genauen Schritte oder die Art des Vorgehens kann ich keine Angaben machen, da sie mir selbst nicht bekannt sind – werden die Informationen zuerst an den Inhaber der GIANT INDUSTRIES, Mr. Blake, weitergeleitet und danach an die Geschäftsleitung des jeweiligen Unternehmens. Wenn dort die Auswahl des möglichen Angestellten getroffen wurde, kommt es zu einem zweiten Vorstellungsgespräch, an dem auch ein Gedankenleser oder, wie die Amerikaner sagen, Brainscanner , teilnimmt. Dieser speziell geschulte Psychologe, der an den winzigsten Bewegungen des Gesichts oder des Körpers ablesen kann, ob jemand lügt oder etwas verschweigt, muss grünes Licht geben – erst dann darf eingestellt werden.“
Inspektor Parker pfiff leise durch die Zähne. Er wusste, dass einige amerikanische Flughäfen diese sogenannten Gedankenleser seit etwa zwei Jahren zur Unterstützungder Sicherheitskontrollen einsetzten. Ihm war auch bekannt, dass viele Geheimdienste ihre Beamten auf diesem Gebiet eingehend schulten, mit dem Ziel, Verbrechen zu verhindern, bevor sie geschahen. Aber er hatte nie die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass Großunternehmen sich dieser Methode bedienen könnten, um Angestellte auszuwählen. Parker stieß erneut einen leisen Pfiff aus. Sein Gesicht wirkte grüblerisch und sehr ernst. Cecilia, die bis vor knapp zwei Jahren, noch nichts Genaues über Nathans Einstellungsprocedere gewusst hatte, wollte auch bis zum heutigen Tag, nicht über die exakte Art und Weise der Datenüberprüfung nachdenken. „Ich habe auch lange gebraucht, um mich mit der Tatsache abzufinden, dass die Kehrseite der Forschung immer die trifft, die es nicht treffen soll. Diese Gedankenleser sind gut für die Flughafensicherung oder für die Polizeiarbeit. Dass allerdings auch ganz normale, harmlose Bürger nur aufgrund einer Bewerbung, zum Beispiel, plötzlich unfreiwillig die Hosen runterlassen müssen, finde ich zum Kotzen. Dennoch verstehe ich, dass Menschen, wie Nathan Blake, ihr Imperium schützen wollen und letztendlich kommt diese Sicherheitsmaßnahme auch den Angestellten zugute.“
Zum zweiten Mal an diesem Abend war Inspektor Parker von Cecilia beeindruckt. Sie versteht differenziert zu denken und ihre Meinung offen darzulegen, ohne jemandem direkt auf die Füße zu treten, dachte er anerkennend. Lächelnd sagte aber nur: „Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Mrs. von Hochstett.“
Fünf Minuten später verließ Inspektor Parker die TITANIC-WORLD . In seiner Jackentasche befand sich die Überwachungs-CD aus dem Veranda Café und Madame Lerocs Hoteladresse. Cecilia hatte ihm beides überlassen. Auch wenn sich auf der CD kein Hinweis befand, wie sie ihm einigermaßen verständnislos eingestanden hatte, wollte er sie dennoch haben. Die Jungs in den technischen Labors der Polizei, hatten schon unzähligen, angeblich wertlosen Beweisen ihr Geheimnis entlockt. Was auch immer diese CD verbarg, es würde nicht mehr lange verborgen bleiben. Da war sich Inspektor Parker sicher.
Auf dem
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