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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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nehmen lassen und bediente während des ganzen Soupers mich selbst. Gewöhnt, wie ich war, Wasser zu trinken, oder es kaum mit ein wenig französischem Wein zu röten, mußte ich, um den Bitten der Königin nachzugeben, jetzt alle feurigen Weine Siziliens und Ungarns kosten. Diese Weine schienen das Blut, welches in meinen Adern rann, in Flammen zu verwandeln. Vor Beendigung des Diners oder vielmehr Soupers meldete man uns, daß die wenigen Personen, zu deren Empfang die Königin Erlaubnis erteilt, da wären und im Salon warteten. Die Königin ließ die Türen öffnen, stützte sich auf meinen Arm und trat in den Salon.
    Ich habe schon gesagt, daß sie an diesem Abend viel schöner war als gewöhnlich. Sie schien glücklich zu sein. Ihre Stirn war ruhig, ein wohlwollendes Lächeln umspielte ihre sonst so stolz verächtliche Lippe. Als man sie sah, erhob sich ein Murmeln der Bewunderung, welches mit lauten Beifallsbezeigungen endete. Sie reichte Rocca Romana und Maliterno die Hand zum Kusse. Rocca Romana, der damals das Abenteuerleben begann, welches ihn zum Richelieu von Neapel gemacht hat, war noch ein Jüngling, beinahe ein Knabe. Er stand seinem Rufe nicht nach, das heißt, erwar bewundernswürdig schön und vollkommen elegant. Man erkannte in ihm sofort den Mann, der in der reinsten Aristokratie geboren und bestimmt war, bei Hofe zu leben. Maliterno war älter und weniger schön als er. Sein Gesicht war strenger und männlicher und einige Jahre später, im Jahre 1796, gab in Tirol ein Säbelhieb, den er quer über das Gesicht erhielt und bei ihm ein Auge ausschlug, seiner Physiognomie einen noch düstereren Anstrich.
    Was den Doktor Gatti betraf, so glaube ich, von diesem schon gesprochen zu haben. Er war ein Kurtisan mit biegsamem Rückgrat, der als Arzt überall Zutritt hatte und sich überall eindrängte, nicht um Kranke zu heilen, sondern um zu intrigieren. Die Königin war ihm nicht sonderlich geneigt, gestand ihm aber dennoch einen gewissen Einfluß zu. Der Fürst Pignatelli, der später, als die königliche Familie Neapel verließ und nach Sizilien floh, als Generalvikar des Königreiches eine große Berühmtheit erlangte, war damals ein Mann von zwei- bis vierunddreißig Jahren, ohne einen hervorstechenden Zug, weder hinsichtlich seines Charakters noch hinsichtlich seiner Physiognomie. Er war einer jener gefälligen Minister, welche der böse Genius eines Volkes in Tagen der Revolution an die Seite der Könige stellt und welche die Befehle, die ihre Gebieter ihnen geben, nur allzupünktlich befolgen.
    Als man die Königin so strahlend heiter sah, setzten alle Gesichter sich mit dem ihrigen in Einklang. Die Königin stellte mir nach der Reihe die sieben oder acht Vertrauten des königlichen Palastes vor, welche sich auf ihren Ruf eingefunden und wovon ich die hervorragenden bereits genannt. Wie alle Deutsche war Karoline eine große Freundin der Musik. Der Salon war daher mit einer Menge musikalischer Instrumente versehen, worunter sich auch ein Klavier und eine Harfe befanden. Die Königin fragte mich, ob ich das eine oder das andere dieser Instrumente spielte. Ich spielte beide. Ich ergriff die Harfe. Es war klar, daß ich im Begriff stand, das feierlichste Debüt zu machen, welches mir jemals beschieden gewesen. Vor einigen Monaten hatte man in Herculanum ein Manuskript entdeckt, welches Verse von Sappho enthielt. Diese Verse waren von dem Marquis von Gargallo ins Italienische übertragen und von Cimarosa in Musik gesetzt wurden. Ich band mir das Haar auf, ich warf es durch eine Kopfbewegung auf meine Schultern herab. Es war voll, sehr lang und da ichniemals Puder getragen, sehr zart und weich. Es fiel wallend bis weit unter meinen Gürtel herunter.
    Ich versuchte – und man weiß, daß ich in der Mimik Ausgezeichnetes leistete – ich versuchte meinen Zügen die Begeisterung der antiken Poesie zu geben, und nach einem Vorspiel, während dessen schon der Beifall laut zu werden begann, sang ich Sapphos Verse, während ich sie mit einfachen Akkorden begleitete. Ich brauche meine Leser nicht daran zu erinnern, bis zu welchem Grad von Vollkommenheit ich in dergleichen Leistungen es gebracht hatte. Gleich von dem ersten Verse an hatte ich mich vollständig mit der Dichterin identifiziert und mich folglich der Gemüter meiner Zuhörer bemächtigt.
    Wenn der Beifall mich nicht nach jeder Strophe unterbrach, so lag der Grund darin, daß man fürchtete, auch nur einen Ton meiner Stimme, einen Akkord des

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