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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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einer halben, einer ganzen Stunde zurück, drückte mir die Hand und sagte: »Es geht alles gut.«
    Eines Tages, während die Königin in eine dieser geheimen Konferenzen gegangen war, ging ich in den Garten hinunter und sah einen schwarzgekleideten, mir unbekannten Mann in demselben. Ohne zu wissen, daß dieser Mann später eine furchtbare Berühmtheit erlangen würde, konnte ich dennoch nicht umhin, mir sein Äußeres genau einzuprägen. Er war eher groß als klein, und trug den Kopf auf die Brust gesenkt, obgleich sein finsterer und unheimlicher Blick in Mannshöhe vor ihm hinstarrte; doch dieser Blick sollte, das verstand man wohl, oft umherblicken, ohne zu sehen. Sein Gesicht war aschfarben, sein Gang unregelmäßig wie der wilder oder unruhiger Tiere, bald langsam und bald schnell. Er ging an mir vorüber und schien mich dennoch nicht zu sehen; er sprach mit sich selber und ich hörte folgende Worte, die er zwischen den Zähnen hervorstieß: »Die Tortur! Ich muß die Tortur anwenden! Was soll ich ohne die Tortur ausrichten! Sie werden sonst niemals Geständnisse ablegen!« Dieser Mann flößte mir Furcht ein. Ich folgte ihm mit den Augen,– man suchte ihn im Auftrage der Königin. Ich setzte mich auf eine Bank, alle meine Glieder zitterten mir. Bald sah ich die Königin an der Gartentür erscheinen. Sie sah sich überall um, sie suchte mich. Ich stand auf und ging ihr entgegen. »Guter Gott, teure Königin,« fragte ich, »wer ist dieser Mann, dem ich hier im Garten begegnet bin, undder so traurige Worte murmelte?« – »Welcher Mann denn?« fragte die Königin. – »Der, welchen Ew. Majestät haben holen lassen.«
    »Ah!« sagte die Königin lachend, »du hast ihn gesehen? – Das ist mein Spürhund. Ich bin, wie der König von der Leidenschaft zur Jagd erfaßt; wie er will auch ich meine Meute haben und es wird nicht lange dauern, so können wir den Jakobiner hetzen. Er ist ein sehr gefährliches Tier, doch nur, wenn man ihm einen Vorteil über den Jäger gewinnen läßt.« – »So ist also dieser Mann, Madame?« – »Nun, was ist mit diesem Mann?« – »Dieser Mann ist wohl der Scharfrichter?« – »Nicht ganz; ich hoffe jedoch, daß er der Lieferant desselben sein wird.« – Dann breitete sie die Arme nach Frankreich zu aus und rief: »O meine Schwester, meine arme Schwester, sie haben dich, ich aber habe sie! Und sei ruhig, denn da alle Menschen Brüder sind, so werden die Brüder von Neapel für die Brüder von Paris büßen.« Ich blieb stumm. Ich begriff wohl den Haß der Königin gegen die Revolution, allein so viel Energie in einer Frau erschreckte mich. Diese Frau war in Wahrheit die Tochter der Königin Maria Theresia.
    Ich ging still, auf den Arm der Königin gestützt, weiter, auf den Arm, der infolge eines nervösen Krampfes die Kraft eines Männerarmes zu besitzen schien. »Was willst du, meine arme Emma!« sagte Karoline, nachdem sie einen Augenblick lang mit festem und schnellem Schritt gegangen war; »jetzt mußt du dich entschließen. Du glaubtest in ein Land der Wonne zu kommen, du hattest sagen hören, die Luft von Pästum sei so mild, daß die Rosen zweimal im Jahre daselbst blüheten; die Luft von Sorrento sei so balsamisch, daß man eine Sorrentinerin an ihrem duftenden Haar erkennte. Du glaubtest, daß das Leben hier wie in dem alten Sybaris inmitten von Festen und Lustbarkeiten verflösse, daß man auf Mooslagern ruhete und auf Blumenteppichen wandelte. Allein man hatte vergessen, dir zu sagen, daß inmitten dieser Herrlichkeit ein Berg stünde, der die Hölle in seinen Eingeweiden verschlösse, der wie die ganze andere Schöpfung zu lächeln schien und der plötzlich, indem er die Häuser wie Kartenhäuschen erschütterte, Herkulanum mit Lava, Pompeji mit Asche bedeckte und das erschreckte Meer vom Ufer von Regina bis an den Felsen von Capri zurückweichen ließe. Das hatte man dir zu sagen vergessen, ich aber sage es dir.« Ich blickte sie beinahe entsetzt an. »Wir beginneneinen furchtbaren Kampf, in welchem wir unterliegen können, obgleich wir fast mit Gewißheit darauf rechnen können, daß wir die Sieger sein werden; doch aber müssen wir kämpfen und der Kampf wird hart sein. Kind der frischen Wiesen und grünen Rasen, fühlst du dich zu schwach, auf meinen Kriegswagen zu steigen? Dann verlasse deine Königin, kehre in dein Land Wales zurück zu deiner Wiege, wie ein klarer Bach, welcher sich fürchtet, sich mit den unruhigen Fluten des Meeres zu vermischen und zu

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