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TITLE

Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Geld der allgemeinen Kasse des Königreiches gehörte, so war der König damit einverstanden, daß es dem Kardinal zur Bestreitung der Kosten seiner Expedition überlassen werde. Beeilen wir uns zu sagen – und niemand, der da weiß, wie leicht in Neapel das Geld denen, die es angreifen, an den Händen kleben bleibt, wird sich darüber wundern – daß weder Ruffo, noch der König, noch sonst eine lebende Seele von diesen zwei Millionen jemals etwas zu sehen bekamen. Der Kardinal verlor keine Zeit. Am 26. Januar reiste er nach Messina ab, und nachdem er hier vergebens seine fünfmalhunderttausend Dukaten einzukassieren gesucht, ging er weiter nach Calabrien, wo er am 8. Februar 1799 am Strande von Cotrona landete. Gleich darauf ließ er auf dem Balkon des Landhauses seines Bruders, des Herzogs von Rocca Bella, die königliche Fahne aufpflanzen, welche auf der einen Seite das Wappen der beiden Sizilien und auf der andern das Kreuz mit der Umschrift: »In hoc signo vinces!« trug.
    Nach Verlauf von einigen Tagen erfuhren wir, daß ungefähr tausend Mann sich mit ihm vereinigt hatten und daß er mit diesen weiter nach Monteleone gezogen war. Diese Nachrichten machten die Königin wieder gesund und warfen auf die Gruft des armen kleinen Prinzen ein zweites Leichentuch, nämlich das der Vergessenheit. Ich habe bereits gesagt, wie unsere Abende vergingen. Der König fuhr fort den Präsidenten Cardillo auszuschelten, der Präsident Cardillo Zornesausbrüche in den Bart zu murmeln, derHerzog von 'S. die Bank zu halten und seine Ringe und Nadeln funkeln zu lassen, ich ihm meinen Wunsch nach ihrem Besitz zu erkennen zu geben, und Sir William und Nelson mir sie zu kaufen.
    Die Königin, welche nicht spielte, saß mit den jungen Prinzessinnen in einer Ecke und stickte an einer für die Calabresen bestimmten Fahne, welche sie, sobald sie fertig wäre, dem Kardinal zu schicken gedachte. Unsere Tage standen, besonders als die ersten milden Lufthauche und die ersten Sonnenblicke des Frühlings kamen, unsern Abenden in nichts nach. Das Ende des Monats Februar und der Anfang des Monats März sind in Palermo prachtvoll. Zwei- oder dreimal wöchentlich veranstaltete man Lustfahrten im Hafen, man frühstückte an Bord des einen Schiffes und dinierte an Bord des andern. Die Königin nahm an diesen Lustpartien nur selten Teil. Seit der Niederlage der neapolitanischen Armee, seit der seltsamen Rückkehr ihres Gemahls, seit der notgedrungenen Flucht aus Neapel war sie düster und mehr als jemals in ihrem Haß verschlossen, aus welchem sie nur erwachte, um in milde Wutausbrüche zu verfallen, die ihre Umgebung in Furcht und Schrecken setzten, und während welcher ich allein bis zu ihr dringen durfte. Wenn daher eine jener soeben erwähnten Festlichkeiten und Lustbarkeiten stattfand, war ich die eigentliche Königin derselben.
    In der Tat fuhren bei diesen Wasserpromenaden, an welchen fünfzig bis sechzig schöngeschmückte Barken mit Damen und Herren vom Hofe teilnahmen, Nelson und ich stets in einer Gondel mit zwölf Ruderern voran, während der König selbst deren nur acht hatte. Allerdings schlug er, sobald wir ins Meer hinaus waren, seine eigene Richtung ein und begann anstatt auf unsere Musiker oder unsere Sänger zu horchen, Jagd auf Möwen, Taucherenten und andere Vögel zu machen. Was uns betraf, so legten wir nach einer ersten Meerfahrt an Bord entweder des »Culloden« oder des »Minotaurus« an. Nach Beendigung des Frühstücks stiegen wir beim Klang der Instrumente oder unter harmonischem Gesang wieder in unsere Gondel und zuweilen gefiel ich, indem ich die Augen schloß und mich in die Zeit des Altertums versetzte, mir darin, zu glauben, meine Seele bewohne diese Welt nicht zum ersten Male und ich sei früher Kleopatra gewesen, ebenso wie Nelson schon einmal als Antonius gelebt. Ich rief mir dann einige der schönen Verse Shakespeares in die Erinnerung zurück, und sprach dieselben, während der Hauch des Lenzes die Düfte derOrangenhaine zu uns herübertrug. Färbten dann die letzten Strahlen der Sonne den Gipfel des Berges Pellegrino, so fuhren wir wieder zurück nach dem »Vanguard«, den man mittlerweile prachtvoll illuminiert. Eine lange Tafel nahm fast das ganze Deck ein, und die Geschütze waren durch mit Silbergeschirr, Blumen und feines Gebäck bedeckte Büfetts unsichtbar gemacht.
    Man setzte sich zu Tisch, ich mich dem König gegenüber, als ob ich die Königin wäre, zwischen Nelson und den Kapitän Truebridge oder

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