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Titel: TITLE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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Ich ward dieser Schaustellungen müde; ich sehnte mich, wieder ein wenig dem Vergnügen zu leben. Noch nie war ich so reich gewesen, und ich glaubte mein Reichtum könne nie ein Ende nehmen. Romney erbot sich, mich in seine Wohnung aufzunehmen und ich ging auf sein Anerbieten ein.
    So verbrachten wir drei Monate in der vollkommensten Eintracht. Romney empfing die ganze elegante Jugend von Londonin seinem Hause. Unter der Zahl seiner vornehmsten Gäste befand sich Lord Greenville, ein Nachkomme des alten edlen Geschlechts Warwick und derselbe, welchem Sir Harry bei den Wettrennen in Epsom zweitausend Pfund abgewonnen. Mitten unter den Huldigungen, die mir von allen Seiten dargebracht wurden, waren die seinigen die eifrigsten und, wie ich nicht umhin kann zu sagen, die ehrerbietigsten.
    Als leidenschaftlicher Bewunderer der Formen hatte Romney mich in allen Stellungen der Antike reproduziert. Lord Greenville blieb ganze Stunden vor diesen Gemälden sitzen. Einige Monate lang gab seine Liebe sich nur durch die Bewunderung der Kopien und den Beifall kund, welche er dem Originale schenkte, wenn ich irgendeine historische Attitüde nachahmte, oder wenn ich eine Szene von Shakespeare deklamierte. Eines Abends, als ich den Monolog gesprochen, welchen Julia hält, ehe sie den betäubenden Trank zu sich nimmt, näherte er sich mir und sagte, indem er den Augenblick benützte, wo man ihn weder sehen noch hören konnte. »Sie müssen mein werden, Emma, oder ich verliere den Verstand.« Ich sah ihn an und lachte. »Bei meiner Ehre,« fuhr er fort, »ich spreche in allem Ernste.« – »Auf Ihr Wort als Edelmann?« – »Ja, auf mein Wort als Edelmann.« – »Nun, dann kommen Sie in einem Augenblicke, wo ich allein bin,« antwortete ich ihm. »Dann wollen wir weiter darüber sprechen.« – »Und zu welcher Stunde soll ich kommen, um Sie allein zu finden?« – »Das ist nicht meine Sache. An Ihnen ist es, aufzupassen, wenn Romney das Haus verläßt, und dann diesen Umstand zu benützen.« – »Gut,« sagte er. »Mehr verlange ich nicht von Ihnen.«
    Am drittnächsten Tage sah ich ihn in dem Augenblicke in das Haus kommen, wo Romney dasselbe verlassen. »Da bin ich,« sagte er zu mir mit bewegter Stimme, indem er sich mir zu Füßen warf. – »Mylord,« sagte ich zu ihm, »wenn Sie mir zu Füßen liegen, dann können wir nicht über eine Angelegenheit sprechen die so wichtig ist wie die, über welche wir verhandeln wollen. Setzen Sie sich daher neben mich und lassen Sie uns plaudern.« – Lord Greenville sah mich mit erstauntem Blicke an. »O, Miß Emma, ich glaubte von Ihnen weniger kalt empfangen zu werden.« – »Warum aber sollte ich Sie anders empfangen?« entgegnete ich. »Ich liebe Romney, aber nicht Sie, wenigstens nicht in der Bedeutung, welche ich Ihrem Wunsche gemäß diesem Wort geben soll.« – »Und werden Sie mich niemals lieben?« –»Das will ich nicht gerade gesagt haben, Mylord. Die Liebe besteht aus zwei Elementen oder vielmehr ich sollte sagen, sie besteht aus zwei Arten von Liebe – aus der Liebe, welche sich der Sinne eines Weibes auf den ersten Blick bemächtigt und welche der Schlag des sympathischen Funkens ist, und der Liebe, welche das Herz eines Weibes allmählich erfüllt und die das Ergebnis angenehmer Beziehungen und guten Einvernehmens ist. Wie jung ich auch bin, Mylord, so habe ich schon diese beiden Gattungen Liebe kennengelernt, und der Mann, welcher auf die zweite Weise geliebt worden, ist nicht der gewesen, der sich über seinen Anteil am meisten zu beklagen gehabt hätte. Wenn ich Sie auf die erste Weise hätte lieben sollen, so wäre es schon geschehen und ich würde es Ihnen sagen. Ich würde selbst Romney augenblicklich um Ihretwillen verlassen, denn die Sehnsucht eines Weibes nach einem andern Manne ist schon eine Untreue. Sie sind jedoch jung, schön, reich, von vornehmer Familie – ich kann Sie daher lieben, nicht wie ich Harry Featherson geliebt habe, sondern wie Sir John Payne und Romney von mir geliebt worden sind.« – »Ich glaube,« entgegnete Sir Charles Greenville, »es gibt ein französisches Sprichwort, welches sagt: Von einem bösen Schuldner muß man nehmen, was man kriegen kann. Ich werde mich diesem Sprichwort unterwerfen.« – »Nur, Sir Charles,« hob ich wieder an, »will ich Ihnen eins bemerklich machen, nämlich, daß ein Schuldner etwas schuldet, während ich dagegen nichts schulde.« – »Sie haben viel Witz, Miß Emma, und ich habe unglücklicherweise

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