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TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht

Titel: TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Klinken putzen oder Schmal machen, nämlich: betteln.
    Der Telefonapparat war noch aus dem vorigen Jahrhundert, forderte nämlich für seine Dienste keine Telefonkarte ein, sondern klingende Münze.
    Er wurde von Luhe gefüttert, nachdem sich der im Fernsprechverzeichnis schlau gemacht hatte.
    Es dauerte eine Ewigkeit. Dann wurde abgehoben. Ein Typ gähnte durch den Draht.
    "Was, zum Teufel, ist los?"
    "Zeiler?" fragte Luhe. "Fred Zeiler?"
    "Wer denn sonst! Was wollen Sie?"
    "Mit Ihnen reden. Mein Name ist Cornelius Luhe."
    "Von mir aus können Sie der Kaiser von China sein oder das topste aller Top-Models - ich bin müde. Um diese Zeit, Mann! Sind Sie Nachtwächter? Wissen Sie, wie spät es ist?"
    "Nein."
    "Es ist - Moment! - ja, es ist 8.59Uhr. Noch nicht mal neun. Und Sie schmeißen mich aus den Federn."
    "Entschuldigung! Aber ich habe was für Sie."
    "Das haben alle."
    "Sie sind doch der scharfe Fred, der
    Sensationsreporter vom Yellow-Türk-Magazin?"
    "Bin ich."
    "Ich kann Ihnen ein Ufo bieten. Aber es ist explodiert. Zehn Außerirdische sind vorher rausgesprungen und verstecken sich jetzt im Wald - in dem an der Internatsschule."
    "Sie haben das gesehen?" fragte Zeiler. Es klang interessiert. Er war plötzlich hellwach.
    "Wollen Sie mit mir reden? Aber ich will ein Honorar."
    "Haben Sie Beweise?"
    "Die Explosionsstelle im Wald."
    "Hm."
    "Außerdem habe ich die Mars- und Jupitertypen so genau gesehen, dass ich... äh... also, ich könnte mich glatt in einen verwandeln."
    "Verstehe."
    "Treffen wir uns?"
    "Mann, Truhe, nun geben Sie mir... "
    "Luhe! Mit l l l l l l l "
    "Mann, Luhe mit 11111111, nun geben Sie mir drei Minuten! Ich muss aufs Klo, duschen, mich anziehen, die Kameras schussfertig machen, die Katze füttern und meine Freundin verständigen, dass ich nicht zum Frühstück komme. Wir sind für Viertel nach Zwölf verabredet. Und wir beide treffen uns... Wo sind Sie?"
    "Telefonzelle Breitgässner Weg."
    "Bleiben Sie dort. Ich komme. Woran erkenne ich Sie?"
    "Vollbart."
    "Der muss runter. Die astralen Kundschafter aus dem Universum sind glattrasiert. Daran dürfen wir nicht rütteln. Bis gleich also."
    Er legte auf.
    Luhe blieb in der Telefonzelle und vertrieb sich die Zeit mit Lektüre. Er las das Telefonbuch. Aber bald langweilte ihn das, und die vielen Namen verwirrten. Also kämmte er seinen Bart mit den Fingern und nahm in Gedanken Abschied von ihm. Doch schon jetzt? Doch nicht erst im Frühling?
    Für 5000 Piepen, dachte er, opfere ich ihn.
    20 Minuten vergingen. Offenbar diskutierte Zeiler mit seiner Freundin wegen des geplatzten Frühstücks. Dann hielt ein Kombi vor der Telefonzelle, und der scharfe Fred blickte neugierig durch die Seitenscheibe.
    Eine Zigarette hing ihm im Mundwinkel und das wirre Haar in die Stirn. Er hatte garantiert nicht geduscht.
    Ein längliches Grobgesicht mit großporiger Haut wurde umrahmt vom hochgeklappten Kragen des WinterCoats. Zeiler winkte mit dem Kinn, und Luhe nahm Platz auf dem Beifahrersitz.
    "Mann!" sagte Zeiler. "Sie sehen nicht aus wie mein Lieblingsinformant. "
    Luhe grinste hinter seinem Bart. "Ich will nicht Ihre Zuneigung gewinnen, sondern 5000 Mark."
    "Warum nicht 50000 oder einen Tritt in den Hintern?"
    "Weil ich bescheiden bin, Herr Kollege."
    "Was heißt hier Kollege? Es ist zwar ein S.. .Job, aber immer noch zu gut für einen wie Sie, Luhe."
    "Wie man sich irren kann! Ich war Journalist."
    "Wusste ich's doch! Sicherlich der Chefreporter vom Fachorgan der Zahnstocher-Hersteller."
    "Ich war beim Yellow-Türk. Aber vor Ihrer Zeit."
    Zeiler sah ihn an. "Und weshalb der Absturz?"
    "Irgendwie hat mich mein Schicksal eingeholt. Ich war total unglücklich als Kind. Total unglücklich als Ehemann. Dann total unglücklich nach der Scheidung. Und total unglücklich beim Yellow-Türk."
    "Jetzt sind Sie glücklich?"
    "Total. Ich muss keine Verantwortung mehr tragen, und niemand zwingt mich, früh aufzustehen.
    Außerdem ist das Mitleid unter den Menschen immer noch nicht erloschen. Eine Stunde die Handaufhalten bringt bis zu 40 Mark. Manchmal auch gar nichts. Das Wetter spielt eine Rolle. Besonders vor hohen Festtagen ist Betteln angesagt. Die Leute besinnen sich."
    Zeiler zündete am Zigarettenstummel eine neue
    Fluppe an, ohne Luhe das Päckchen mit den Lungenschüssen hinzuhalten. Aber der war ohnehin Nichtraucher und fühlte sich jetzt angewidert von den Schwaden.
    "Erzählen Sie mal, Luhe mit 11111111!"
    Luhe spulte dasselbe Märchen ab, das er Tim und

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