TKKG 073 - Hilflos in eisiger Nacht
fotografieren. Er ist fotogener als Cornelius Luhe. Dem haben Sie eine grüne Glibberhaut übergezogen. Unserem Fabian, alias Klößchen, könnten Sie eine blaue überziehen. Außerdem lässt er sich interviewen. Gut, was?"
Zeiler lehnte sich zurück. "Sagt noch schnell, was ihr wollt, bevor ich euch rausschmeiße."
Tim trat zu dem chaotisch beladenen Schreibtisch, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf.
"Eigentlich müsste es jetzt bei Ihnen klingeln, Sie journalistisches Vorbild. Hoppla, müssten Sie sich sagen: Die kennen den Luhe. Also wissen die, was wirklich war um 0.31 in der Nacht. Wenn ich denen dumm komme, fliege ich auf. Dann werde ich enttarnt: Entweder als leichtgläubiger Idiot, der einem geldgierigen Penner aufsitzt, oder als gewissenloser Störenfried der öffentlichen Ordnung und Sicherheit. Also backe ich lieber kleine Pizzas und zeige Verständnis für ihr Anliegen."
Stille.
Klößchen hatte sich aus dem Schal gewickelt und gab ihn Gaby zurück.
"Wäre fast erstickt. Der Schal und der Mief hier. Der Mann qualmt ja, als wollte er Weltmeister in der Disziplin Luftverpestung werden."
Tim, Karl und Gaby lachten. Zeiler lachte nicht. Oskar beschnüffelte einen Papierkorb, in dem ein halbes Fischbrötchen lag. Gaby zog ihren Liebling zurück. Aber Lachs und Hering gehören ohnehin nicht zu seinem Ernährungsplan.
Zeiler machte schmale Augen, zündete eine frische Zigarette an, musterte Tim und schien zu überlegen.
"Ihr seid aus der Internatsschule, ja? Dann wart ihr wohl nachts im Wald, nachdem das Ufo explodiert ist?"
"Wir waren dort", nickte Tim. "Wir haben uns Luhes Märchen angehört und nicht für möglich gehalten, dass irgendwer diesen Schwachsinn aufgreift. Unser Irrtum! Nichts kann so blöd sein, dass nicht ein Schmierfink wie Sie eine Story daraus macht. Aber wir werden zu Ihrer Konkurrenz gehen und dort auspacken. Beim ZeitgeistMagazin wird man sich die Hände reiben, und man wird Sie als gewissenlosen Märchenonkel bloßstellen. Klar?"
"Meine Story ist belegt."
"Sollen wir mal lachen? Da lacht sogar Oskar mit."
Zeilers Haltung hatte sich verkrampft, und unter dem linken Auge zuckte ein Muskel. Der Typ wurde nervös. Tim stellte es fest, blieb auf seiner Marschroute und starrte unverwandt in das Grobgesicht.
"Ihr wollt mich erpressen, wie? Ihr wollt den Tausender."
"Wir pfeifen auf das Geld."
"Was dann?"
"Sie haben Luhes Märchen gekauft. Und ihn dann als Model benutzt. Aber natürlich musste er Ihnen sagen, was wirklich war. Bei uns blieb er stur bei seinem Märchen. Weil wir ihm nichts bieten konnten. Mehr als fünf Mark waren nicht drin. Sie, Zeiler, wissen also Bescheid. Und das werden Sie uns jetzt sagen, wenn Sie sich nicht einen Riesenärger ans Knie binden wollen."
Der Reporter überlegte. Seine nikotinbraunen Finger rutschten hin und her auf der Schreibtischkante.
"Weshalb wollt ihr das wissen?"
"Das ist unsere Sache."
"Und damit geht ihr dann zur Konkurrenz?"
"Nein."
"Das soll ich glauben?"
"Wenn wir es sagen, können Sie's glauben. Wir gehören noch zu dieser seltsamen, aussterbenden, völlig unmodischen Spezies (Gattung) Mensch, die sich an ihr Wort hält. Also?"
"Na, schön." Zeiler schwitzte. "Aber wenn ihr es gegen mich verwendet, behaupte ich, ihr hättet es euch aus den Fingern gesogen. Also, Luhe hat einen Typ beobachtet. Der hat eine Kiste ausgegraben. Die war offenbar gefüllt mit Sprengstoff. Vermutlich um zu erproben, ob das Zeug noch funktionsfähig ist, hat er dann eine Sprengung gemacht und sich dabei ein bisschen vertan, denn es muss gewaltig gewesen sein."
Tim nickte. "So was Ähnliches haben wir uns gedacht. Wie sieht der Typ aus?"
"Das... äh... hat Luhe nicht erkennen können. Es war schließlich Nacht und... "
"Wir waren auch da, Mann. Sooo dunkel war es nicht. Man konnte allerhand sehen."
Zeiler seufzte. "Ein Mann war's. Klein, aber stämmig. Kahlrasierter Schädel. Oder kahl durch Haarausfall.
Jedenfalls kahl. Große Ohren. Ungewöhnlich große Ohren."
Klößchen riss den Mund auf. Tim streckte sofort die Hand aus und hielt sie ihm davor. Klößchen schwieg.
Gleichzeitig hatte Karl durch die Zähne gezischt.
Zeiler sah die beiden an. "Ihr kennt den?" Er wurde lebhaft. " Jungs, das könnte ein Terrorist sein oder ein anderes kriminelles Kaliber. Ich wittere eine Story. Wenn ihr mir die Infos gebt, kann ich vielleicht den Tausender lockermachen."
Tim sagte: "Unser Gespräch ist beendet. Schönen Tag noch, Herr Zeiler. Und
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