TKKG 82 - Der Diamant im Bauch der Kobra
geboren und war lange Jahre Bürgermeister. Jetzt ist er ein bisschen altmodisch. Mich verwöhnt er, wo er nur kann. Zu meinem 16. Geburtstag in zwei Wochen durfte ich mir ein Schmuckstück wünschen: eine goldene Kette, die er extra anfertigen lässt. Hinterher habe ich erfahren, dass sie 3000 Dollar kosten wird. Ich war starr vor Schreck. Aber Opa Samuel kratzt das nicht. Er ist vermögend. Fahren wir jetzt zu Sheila und Bill?“
Die beiden Weltreisenden hatten nichts einzuwenden. Und Tim dachte: Aha! Das ist besagter Opa, der die Briglands gekannt hat. Den werden wir fragen. Aber das hat noch Zeit.
7. Ein Gangster kehrt zurück
Die Sonne sank bereits, als sich Webster dem Ort näherte. Springfield - las er auf einem vorbeihuschenden Straßenschild. Verschwommene Erinnerungen stiegen in ihm auf. Es lag lange zurück. Vor 20 Jahren war er mal hier gewesen. Damals hatte die Sache mit der 18jährigen Eliza Brigland viel Staub aufgewirbelt. Aber daran würde sich niemand mehr erinnern. Außerdem blieb er nur für eine Nacht.
Die Straßen waren leer um diese Zeit. In einigen Kneipen ging es hoch her. Ansonsten wirkte Springfield abendstill und verschlafen. Wie damals, soweit er sich entsann. Aber damals hatte es den Industrie-Betrieb mit seinen 300 Angestellten noch nicht gegeben.
Für die war morgen Zahltag. Deshalb kam in aller Frühe ein schwerbewachter Geldtransporter zu der Filiale der WesternBank. Und brachte das Geld: etwa 800000 Dollar.
Den Transporter zu überfallen, wäre für einen Einzelgänger Irrsinn gewesen. Aber in der Bank gab es nur zwei Angestellte, und die Sicherheitsvorkehrungen waren von gestern. Das hatte Twain ausbaldowert. Der Bursche verhökerte Tips. Webster hatte den Tip gekauft. Wusste er doch: Auf Twain war Verlass.
Er fuhr an der Western-Bank vorbei, hielt in einer Querstraße, ging zurück und umrundete das Gebäude. Wie eine Baracke sah’s aus. Als könnten die sich nichts Besseres erlauben. Na, schön! Das war das eine, das andere waren die 800000!
Webster erkundete alles genau: eine Selbstverständlichkeit für einen Profi wie ihn.
Als er zur anderen Seite des Ortes fuhr, kam er an der Brig-land-Villa vorbei. Er sah hinüber, und in seiner Erinnerung tauchte Elizas Engelsgesicht auf.
20 Jahre war sie nun schon tot. Ihr qualvolles Siechtum, an dessen Ende der Tod stand, hatte ihn damals so wenig wie heute berührt. Eigentlich hatte er in all den Jahren nicht mehr an sie gedacht. Aber jetzt .
Die Villa wirkte verkommen. Braune Schatten umflossen das Haus. Hinter zwei Fenstern brannte Licht.
Er überlegte, ob wohl Elizas Eltern noch lebten. Auch an Mike, den jüngeren Bruder, entsann er sich. An den Vater, den er nur einmal gesehen hatte, konnte er sich nicht mehr erinnern. Die Mutter war eine glutäugige Schönheit gewesen.
Nachdenklich fuhr er weiter. Er machte einen Bogen durch die Stadt. An einer Kreuzung kam ihm ein Pritschenwagen entgegen, in dem Jugendliche alberten: zwei Mädchen und ein Junge. Eins der Mädchen fuhr.
Das Motel, zu dem er wollte, lag außerhalb.
Er trug sich als Hyram F. Spinkle ein, aß zu Abend, überprüfte im Zimmer seine Pistole und ging zeitig ins Bett.
*
„Sheila und Bill sind jung, leben aber schon lange als Herumtreiber. Sie sind total verwahrlost. Manchmal benehmen sie sich sehr eklig.“ Joan seufzte. „Daran dürft ihr euch nicht stören. Auch in der heutigen Welt ist eben nicht jeder auf Rosen gebettet - wie wir.“
„Sind sie von hier?“, fragte Tim.
„Nein. Sie ziehen durchs Land. Ich habe sie aufgetan, als sie beim Golfplatz ins Clubhaus einbrechen wollten. Erst dache ich, Bill macht mich kalt. Aber dann konnte ich ihn überzeugen, dass ich’s gut meine.“ Sie lächelte, während der Pritschenwagen die Straße hinunter rollte. „In die Brigland-Villa habe ich sie einquartiert. Hihihih!“
Wieder tauschten Tim und Gaby einen Blick.
„Was ist daran komisch?“, wollte Gaby wissen.
„Die Brigland-Villa gilt als eine Art Spukhaus. Springfielder gehen da nicht hin. Wegen der tragischen Familiengeschichte. Es ist, als laste ein Fluch auf dem Grundstück. Ich kenne alles nur aus Erzählungen. Eliza Brigland ist damals 18 und das hübscheste Mädchen der ganzen Gegend gewesen. Aber sie war von Hochmut befallen - kein Junge ihr gut genug als Freund. Ein Fremder musste kommen, um ihr den Kopf zu verdrehen. Wie sich später herausstellte, war das ein Gangster. Der hat es fertig gekriegt, sie in kurzer Zeit rauschgiftsüchtig
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